Einschränkungen und kein Ende: Oberschule Cuxhaven-Mitte fordert die Kehrtwende
Der Schuljahresbeginn steht bevor - und er steckt schon wieder voller Ungewissheit und Kompromisse für Kollegium und Schülerschaft der Oberschule Cuxhaven-Mitte. Provisorien würden verfestigt, statt endlich eine Entscheidung zu treffen.
Nach über zehn Jahren Ringen um mehr Platz für sie und die Gorch-Fock-Schule ist weder ein Ende der Außenstelle in der Alten Realschule noch ein Beschluss über den Neubau der Grundschule in Sicht.
Wenige Tage vor dem Ende der Ferien schilderten Schulleiterin Clarissa Schröer und die Lehrkräfte Amine Kaya und Christian Hottel, was es bedeutet, Jahr für Jahr mit Provisorien zu überbrücken, ständig umzuziehen und um Fachräume zu kämpfen. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Schulen gegeneinander auszuspielen, betont Clarissa Schröer. Die Situation zermürbe alle.
Ringen bis zum letzten Schultag vor den Ferien
Bis zur letzten Minute wurde vor den Sommerferien um einen Weg gerungen, im Gebäude noch einen weiteren Unterrichtsraum für die Grundschule herauszuquetschen. Der erwogene Raumtausch, der den Umzug von vier Grundschulklassen in den Modulbau bedeutet hätte, scheiterte an fehlenden Toiletten und nicht grundschulgerechten Tafeln.
Nun muss der gemeinsam genutzte Musikraum geopfert werden. Übergangsweise, heißt es, denn inzwischen ist der Aufbau eines weiteren - auch grundschulgerechten - Moduls auf dem Schulhof im Gespräch. Dennoch sei der Verzicht eine harte Nuss. Wo die vielen Musikinstrumente eingelagert werden können, bleibe offen, mutmaßlich komme dafür nur das ebenfalls gemeinsam genutzte Elternsprechzimmer infrage.
Angekündigte Fristen sind überschritten
Was die Lebensdauer von Übergangslösungen angeht, ist die Schule gebranntes Kind: "Der Modulbau wurde im Schuljahr 2019/20 in Betrieb genommen und war auf fünf Jahre ausgelegt. Jetzt gehen wir ins siebte Jahr", rechnet die Schulleiterin vor. Die ein Jahr später eröffnete Außenstelle in der alten Realschule sollte nur für drei Jahre als Übergangslösung dienen. Tatsächlich ist ihr Ende nicht in Sicht.
Der stetige Notfallmodus wirkt sich auf Selbstwertgefühl und pädagogische Arbeit aus: So konnten die aus der Außenstelle ins Hauptgebäude wechselnden künftigen Sechstklässler nicht - wie sonst üblich - vor den Sommerferien ihre künftigen Unterrichtsräume kennenlernen und einrichten: "Sie mussten drüben ausräumen, ohne hier einziehen zu können."
In der Außenstelle fehlt der Schulhof
Am Freitag starten rund 50 neue Fünftklässler in drei Lerngruppen in der Außenstelle. Diese sei für die Oberschule alles andere als ein Aushängeschild, erklärt Klassenlehrerin Amine Kaya. Am schlimmsten sei der fehlende Schulhof: "Das ist ein Vorgarten, nicht mehr." Der Schulhof der Realschule mit dem "Fußballkäfig" stehe ihren Schülerinnen und Schülern nicht offen.

Auch der bauliche Zustand mit den blinden Fenstern, die nur noch zum Teil geöffnet werden könnten, und den abgenutzten Fußböden stelle keine Wertschätzung dar: "Wir versuchen gerade, mit Deko so viel wie möglich herauszuholen." "Wir haben die Außenstelle als Übergang akzeptiert, weil sie uns auch die Chance gegeben hat, die Fachräume weiter zu nutzen", sagt Clarissa Schröer. Die Arbeit an zwei Standorten fordere den Lehrkräften viel ab; ihre Pausen verbrächten sie entweder auf der Straße oder in der Aufsicht.
Spekulationen über Ausweitung der Außenstelle kommen nicht gut an
Und nun werde schon mit der Auslagerung eines weiteren Jahrgangs an die Schulstraße spekuliert, wo der Schulhof nicht mal für die vorhandenen Kinder ausreiche. Selbst die Einrichtung einer zweiten Außenstelle sei schon erwogen worden, obwohl dies überhaupt nicht zulässig sei, empört sich Christian Hottel, Clarissa Schröers Vorgänger als Schulleiter: "Ich fühle mich belogen von den Schulträgern", sagt er. "Was soll ich noch glauben? Es passiert nichts. Und die Eltern bekommen das auch mit. So entsteht Politikverdrossenheit", warnt er.
Nach Jahren des Notfallmanagements fehle ihm einfach die Perspektive. Beide Schulverwaltungen (Stadt und Kreis) erwarteten viel von beiden Schulen - von der weiterführenden Schule womöglich immer noch ein Stück mehr -, kämen aber nicht zu einer Lösung. Eine Entscheidung für den Neubau der Gorch-Fock-Schule wäre ein so dringend benötigtes Zeichen: "Selbst wenn es noch Jahre dauert - das halten wir dann auch noch aus, weil wir wissen, dass es danach besser wird."
Ein Gebäude kann zum Entscheidungskriterium werden
Und dabei sei der Bau von Räumen fast noch das geringste Problem, sagt Hottel mit Blick auf die Personalausstattung. Allerdings sei ein Gebäude ein nicht unerhebliches Entscheidungskriterium bei der Wahl einer Arbeitsstelle. Und so gehe es auch den Eltern: "Wir wollen nicht, dass Eltern sich aufgrund des optischen Eindrucks umentscheiden. Sie sollen die Schule finden, die pädagogisch die richtige für ihr Kind ist."
Sich auf die veränderte Gesellschaft einzustellen und Kinder und Jugendlichen mit immer neuen pädagogischen Konzepten zu begleiten und sie und sie von ihren Fähigkeiten zu überzeugen, sei schon immer Anspruch des hochmotivierten Kollegiums gewesen, so Hottel. "Wir wollen diesen Weg weiter gehen", so Clarissa Schröer. Nächster Schritt: Einstieg ins selbstorganisierte Lernen. Mit Klasse 7 geht es los, möglich ist dies nur durch die Nutzung von Nebenräumen, aber vorerst nur für diesen einen Jahrgang.
Geld für Verbesserungen winkt - aber der Platz fehlt
Die Raumnot hemme selbst die Umsetzung des durch Bund und Land auf den Weg gebrachten Startchancen-Programm für benachteiligte Schulen, für das beide Schulen - Gorch Fock und OBS Mitte - nicht ohne Grund ausgewählt worden seien: Denn die finanziellen Zuwendungen seien ausdrücklich auch für bauliche Verbesserungen bestimmt. "Ideen hätten wir genug. Aber ohne räumliche Trennung kommen wir hier nicht weiter", sagt Clarissa Schröer. Beiden Schulen sei so jede Entfaltungsmöglichkeit genommen worden.