
Eltern der Schule am Meer in Cuxhaven veranstalten ein Pfeifkonzert am Kreishaus
Ein Pfeifkonzert empfing am Mittwochnachmittag die Kreistagsabgeordneten und alle anderen auf dem Weg ins Kreishaus. Eltern, Kinder und Freunde der Schule am Meer signalisierten mit Plakaten: "Es reicht." Nach 15 Jahren ist die Geduld am Ende.
So lange ist es bereits her, seit die Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung (GE) in ein Schulhaus in Döse eingezogen ist, das damals schon zu klein war und in sechs Räumen sieben Klassen unterbringen musste. 2008 war das. 2015 ging die Trägerschaft von der Stadt an den Landkreis Cuxhaven über, da war die Schülerzahl schon von einst 45 auf 73 gestiegen, inzwischen sind es 100, dazu rund 40, die im Rahmen der Inklusion an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden.
Ein Thema war es immer, aber konkrete Taten blieben aus
Der Landkreis erbte damit auch die Zuständigkeit für die räumliche Ausstattung der Schule, die von Kindern aus der Stadt Cuxhaven und weit ins Kreisgebiet hinein bis nach Hadeln und Hemmoor besucht wird. Seither ist zwar viel über die Schule gesprochen worden, aber konkrete Taten - bis auf die Einrichtung einer gewiss teuren, aber räumlich ebenfalls unzureichenden Außenstelle in der Grimmershörn-Kaserne - blieben aus. Eltern, Beschäftigte und Kinder warten seither vergeblich auf die Entscheidung, ob und wo es einen Neubau geben oder ob neben der Schule angebaut wird, damit endlich in die konkrete Bauplanung eingestiegen wird und der Bau irgendwann beginnen kann.
Lange war zunächst um das Raumprogramm und dann das Grundstück gerungen worden, zeitweilig war eine Außenstelle in Hemmoor im Gespräch; aktuell geht es wieder um den Standort und das nötige Volumen. Die Warterei wollen die Eltern nach Jahren, in denen ihnen viel Geduld abverlangt wurde, nicht mehr hinnehmen. Sätze wie "Wir lassen uns nicht länger hinhalten", "Seit dem ersten Schultag ist zu wenig Platz!" oder "Kein Platz für Schülerinnen und Schüler? Es reicht" und die Frage nach einem Aufzug für die Außenstelle waren auf den hochgehaltenen Plakaten zu lesen, weitere Transparente zeigten Zeitungsberichte und Online-Artikel mit Schlagzeilen, die mal Fortschritte verhießen und dann wieder Rückschläge ausdrückten: "Schluss mit Diskussionen - Neubau in Planung geben", "Genug verhandelt und gewartet", "Schule am Meer in Cuxhaven muss warten".
Sitzungsprotokolle zeigen ein langes Hin und Her
David Neufeld, Mitglied des Elternbeirats der Schule und an diesem Tag Sprecher der Eltern, hatte sich außerdem die Mühe gemacht und Schulausschuss- und Kreistagsprotokolle des Landkreises aus den vergangenen acht Jahren gewälzt, um anhand der Protokollauszüge deutlich zu machen, wie lange sich die Zuständigen - Verwaltung, Politik, Stadt, Kreis - schon die Bälle gegenseitig zuschieben. Diese Chronologie überreichte er auch an Landrat Thorsten Krüger, der vor der Kreistagssitzung zu den Demonstrierenden nach draußen kam. Die Verzögerungstaktik werde schon zu lange auf dem Rücken der Personen der Schule ausgetragen, so Neufeld: "Das würde mit keinem Gymnasium passieren." Den Preis für die ewige Verzögerung habe im übrigen am Ende die Allgemeinheit zu zahlen.
Krüger verspricht Entscheidung im Rahmen des Nachtragshaushalts
Krüger, gerade einen Monat im Amt, kam direkt zur Sache und versprach eine Entscheidung über den Neubau schon zur kommenden Kreistagssitzung am 22. März im Rahmen der Nachtragshaushaltsdebatte. Im Raum stünden zwei Varianten, so Krüger und sprach von einem Kostenvolumen "jenseits von 35 Millionen Euro". Er habe bereits mit Schulleiter Thomas Frauns gesprochen mit diesem ein Treffen zwecks Abstimmung des Raumprogramms verabredet. Auch mit dem Elternbeiratsvorsitzenden Tobias Ruffer (der am Mittwoch verhindert war) sei er in Kontakt getreten.
"Die schwierigsten Zeiten haben wir hinter uns", versicherte der Landrat. Allerdings sehe er auch noch den Bedarf, sich die Situation an der Schule am Wiesendamm in Bad Bederkesa (ebenfalls Förderschule GE) anzuschauen. Die Entscheidung solle aber nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden: "Wir sehen uns vor der nächsten Sitzung wieder", lud er die Eltern ein. "Wir werden es verfolgen", kündigte David Neufeld an.
"Wir waren offensichtlich vorher nicht sichtbar genug", stellte er in seinem Fazit fest. "Ich weiß, dass die meisten auf unserer Seite sind - aber irgendwann muss man auch entscheiden." Zur "tollen Gemeinschaftsleistung", als die alle Beteiligten die Aktion empfanden, trugen auch Claudia Meyer und Franziska Schwedler (1. und 2. Vorsitzende des Stadtelternrats Cuxhaven) bei, die sich zu 100 Prozent an die Seite der Schule am Meer stellten, ebenso wie der Vorsitzende des Kreis-Inklusionsbeirats Jürgen Wintjen.