Pastor Achim Wolff in seinem Element beim Tanzen zum Lied "Wir singen vor Freude" - eine Szene, wie sie unzählige Familien zum Beispiel bei Tauffeiern erlebt haben. Fotos: Reese-Winne
Pastor Achim Wolff in seinem Element beim Tanzen zum Lied "Wir singen vor Freude" - eine Szene, wie sie unzählige Familien zum Beispiel bei Tauffeiern erlebt haben. Fotos: Reese-Winne
Motivator und Netzwerker

Epoche in Cuxhaven-Altenwalde endet: Pastor Achim Wolff emotional verabschiedet

von Maren Reese-Winne | 23.08.2025

Die evangelische Kirchengemeinde Altenwalde verabschiedet ihren langjährigen Pastor Achim Wolff mit bewegenden Momenten und einer Mischung aus Wehmut und Freude in den Ruhestand. Wegbegleiter aus Nah und Fern würdigen seine inspirierende Arbeit.

Mit mehr als nur einer Träne im Knopfloch begleitete die evangelische Kirchengemeinde Altenwalde am Sonnabend ihren Pastor Achim Wolff in den Ruhestand. Damit es nicht zu wehmütig wurde, hatte er mit einem seiner Lieblingslieder vorgesorgt.

Das Lied "Wir singen vor Freude" brachte die ganze Kirche in Bewegung: tanzend, klatschend, Hand in Hand. Dabeisein wollten Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter nicht nur aus den vergangenen 21 Jahren (und sieben Monaten), sondern auch von früheren Stationen. Die erste Überraschung hatte Wolff bereits am Morgen erlebt, als seine ehemaligen Feuerwehrkameraden aus Deichsende ihn mit "seinem" alten Feuerwehrfahrzeug zu Hause abholten und zum Gottesdienst fuhren.

Der Kirchenvorstand, aktive Amtskolleginnen und -kollegen aus den Kirchen Cuxhavens, Pastorin Manuela Heise aus dem Pfarramt Altenwalde-Sahlenburg sowie Superintendentin Kerstin Tiemann geleiteten den sichtlich bewegten Achim Wolff in die Kirche.

In seiner letzten Predigt (die Berechtigung zur Predigt, Taufe und der Durchführung des Abendmahls bleibt ihm aber erhalten) beschrieb der Jung-Ruheständler, was es bedeutet hat, in Altenwalde "mit Freude, Lust und ganzem Herzen" Pastor zu sein. Er sei Altenwalder geworden und hier werde er auch mit seiner Familie bleiben. 

Hand in Hand mit der Gemeinde.

Oft lautete die Antwort: "Geht nicht, gibt's nicht"

Mit seinen Vorschlägen sei er hier stets auf die Antwort "Geht nicht, gibt's nicht" gestoßen. Das Miteinander und der gemeinsame Glaube hätten in schweren Zeiten Rettung, Trost und Zuversicht gespendet und - dank vielfältig unter den Menschen verteilter Gaben - Kraft für neue Projekte gegeben.

Trotz der großen Fußstapfen von Vorgängern wie Joachim Köhler, Siegfried Bochow, Gustav Hülsemann oder Manfred Wackernagel habe er diesen Ort mit neuen Ideen mitgestalten dürfen, geleitet von der Überzeugung, dass Kirche lebensdienlich sein muss und ein Teil der vielfältigen Realität dieser Gesellschaft ist. Basis dabei sei eine christliche, diskursfähige Haltung gewesen.

Vorfreude auf neue Gestaltungsspielräume im Ruhestand

Den Wechsel verglich Wolff mit dem Leben auf einem guten Acker: Wachsen und Veränderung als Quell gelingenden Lebens. Mit Vorfreude auf neue Gestaltungsspielräume im Ruhestand und Dank an Familie, Kirchenvorstand, Ehrenamtliche, Kollegen und viele andere verabschiedete sich der 65-Jährige unter dem Applaus der ergriffenen Gottesdienstgäste als aktiver Pastor aus der Gemeinde.

Geschafft: "Jetzt ist es soweit: Fertig - das war Euer Pastor", sagte Superintendentin Kerstin Tiemann nach Erledigung der Formalitäten.

Nicht immer genug Rückendeckung der Landeskirche

Die offizielle Verabschiedung oblag Superintendentin Kerstin Tiemann, die beim Rückblick schwere Zeiten nicht aussparte. 50 Beerdigungen musste Wolff bereits in seinem Anerkennungsjahr als junger Vikar in Hannover-Barsinghausen allein bewältigen. Es folgte die Berufung nach Nordholz, wo es nach elf Jahren aufgrund von Differenzen und Uneinigkeit bei der Aufklärung eines Missbrauchsskandals (der geständige Diakon wurde rechtskräftig verurteilt) zum Bruch kam. Offen sprach die Superintendentin die damals zutage getretene mangelnde Verantwortungsbereitschaft der Landeskirche an, die erst jetzt langsam aufgebrochen werde. Auch in der schwierigen Zeit nach der Ankunft in Altenwalde - angekommen und dann gleich mit zwei Gewaltverbrechen konfrontiert - sei die Unterstützung der Kirchenführung ausgeblieben.

Altenwalde ist als Leuchtturmgemeinde bekannt

Pastor und Gemeinde hätten sich die Strukturen zur Krisenbewältigung selbst geschaffen. Als Theologe, Manager und Netzwerker, geprägt durch Mut, Beharrlichkeit, Klarheit und Leidenschaft, habe Achim Wolff Ehrenamtliche und Mitarbeiter gleichermaßen motiviert. Als "Leuchtturmgemeinde" mit herausragender diakonischer Arbeit sei Altenwalde weithin bekannt. Mit der Übergabe der Urkunde des Landesbischofs Ralf Meister und dem Segen war der offizielle Akt abgeschlossen.

Lange Reihe der Gratulanten nach dem Gottesdienst.
Dankesreden und Musik im Gemeindehaus.

Feier im Gemeindehaus fortgesetzt

Nach ausgiebigem Händeschütteln ging es auf die andere Seite ins Gemeindehaus zur Fortsetzung der Feier mit Reden und Musik. Ortsbürgermeister Ingo Grahmann machte deutlich, dass der Ortsrat dank Achim Wolffs überzeugend dargebrachter Argumentationen die Arbeit der Gemeinde für ein lebenswertes Altenwalde stets gern auch finanziell unterstützt habe: "Hinter all dem steht ein Master Mind, und das bist Du." Ihm selbst sei der Pastor in dieser Zeit auch zu einem Freund geworden.

Nicht nur Amtsträger, sondern auch Freunde: Achim Wolff und Ortsbürgermeister Ingo Grahmann.

Die anstehende Vakanz (Zeit bis zur Einführung eines Nachfolgers/einer Nachfolgerin) ist nach Ansicht der Superintendentin auch eine Chance: "Eine Vakanz kann helfen, sich neu zu sortieren und sich auf Neues auszurichten." Dafür wünschte sie dem Kirchenvorstand und Pastorin Manuela Heise Freude und Kraft. Als Gastpastor wirkt außerdem zurzeit Burkhard Schulze in Altenwalde. 

Vor dem Gottesdienst formierten sich Kirchenvorstandsmitglieder und Amtskolleginnen und -kollegen vor der Kreuzkirche.
Einzug in die vollbesetzte Kreuzkirche.
Gemeinde und Gäste in Bewegung gebracht.
Dankesreden und Musik im Gemeindehaus.
Zum Abholen kamen die alten Feuerwehrkameraden aus Deichsende direkt zum Pfarrhaus in der Mecklenburger Straße.
Zum Abholen kamen die alten Feuerwehrkameraden aus Deichsende direkt zum Pfarrhaus in der Mecklenburger Straße.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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