Chance oder Risiko? Cuxhaven vor finaler Entscheidung zur Landesgartenschau 2030
Viel und lange wurde im Rathaus und in der Bevölkerung über eine mögliche Bewerbung Cuxhavens für die Landesgartenschau 2030 diskutiert. Jetzt wurden die überarbeiteten Pläne vorgestellt und neu bewertet. Die finale Entscheidung fällt Ende Oktober.
Auf zwei großen Leinwänden im Cuxhaven-Saal des Rathauses war eine ungewöhnliche Perspektive auf den Bauhafen bei der Kugelbake zu sehen: Schwimmende Gärten, ein Anleger für eine mit Wasserstoff betriebene Barkasse und ein futuristisch anmutender Pavillon mit attraktiver Bepflanzung - und das alles mitten auf dem Wasser. So stellt sich das Büro "Lichtenstein Landschaftsarchitektur & Stadtplanung" aus Hamburg den Hafen direkt neben dem Wahrzeichen Cuxhavens vor. Diese und weitere vielversprechende Ideen und Entwürfe wurden den Mitgliedern von gleich drei städtischen Fachausschüssen am Dienstagmittag in einer zweistündigen Sitzung anlässlich der im Raum stehenden Bewerbung um die Landesgartenschau (LGS) 2030 vorgestellt.
Daniel Kauder, der schon einmal im Jahr 2021 die Entwürfe für eine Bewerbung Cuxhavens für die Schau 2026 mit entwickelt hatte, stellte jetzt die Weiterentwicklung der Planungen für das Projekt "Landesgartenschau zwischen Meer und Fluss 2030" vor. "Die Landesgartenschau ist eine riesige Chance für die Stadt Cuxhaven und für den Tourismus", erklärte der Stadtplaner und beeindruckte mit gut durchdachten Konzepten, die für die "Biosphärenstadt Cuxhaven" zukunftsweisend sein könnten.
Schwerpunkte Klimawandel, Mobilität und Stadtumbau
Neben dem Wasser in seinen vielfältigen Formen wird auch eine CO₂-neutrale und zaunlose Veranstaltung angestrebt. Themenfelder wie Klimawandel, Mobilität und Stadtumbau bilden neben der gärtnerischen Leistungsschau eigene Schwerpunkte. Die Landesgartenschau 2030 gliedert sich in zwei Kernbereiche: das Fort Kugelbake, den Kurpark mit dem angrenzenden, stark frequentierten Spielplatz, die Moorwiesen und den bereits erwähnten Bauhafen.
Auch in der Innenstadt wurde ein Kernbereich für die Bewerbung ausgewiesen: Der in die Jahre gekommene Ritzebüttler Schlossgarten gehört ebenso dazu wie die Flächen am Schleusenpriel und rund um den Wasserturm. Die "maritime Verbindung" zwischen den Kernbereichen bilden die Deichstraße und die Grimmershörnbucht (Deichband). "Bei unseren überarbeiteten Plänen geht es auch um Natur- und Klimaschutz", erklärte Daniel Kauder, der überzeugend darlegte, dass die neuen Planungen nichts mit einer wie auch immer gearteten "Blümchenschau" gemein hätten.
Planer rechnen mit 627.000 Besuchern einer Landesgartenschau in Cuxhaven
Der Planer legte den Ausschussmitgliedern neben allerlei Grafiken und Animationen auch ein umfangreiches Zahlenwerk vor, das alles in allem "konservativ gerechnet" sei. Demnach rechnen die Planer aktuell mit 627.000 Besuchern. Die Prognose fällt deshalb so hoch aus, weil Cuxhaven ohnehin schon über eine Vielzahl von Touristen verfügt, die während eines Urlaubs natürlich auch die Landesgartenschau besuchen würden.
Der Durchführungshaushalt ist mit 14,36 Millionen Euro veranschlagt. Das Investitionsbudget beläuft sich auf 15,47 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen würde die LGS mit 5 Millionen Euro fördern. Ferner stellt das Land im Falle eines Defizits einen Betrag von bis zu 1 Million Euro in Aussicht. Auch die Prognose der geschätzten Einnahmen ließ die Ausschussmitglieder im Ratssaal aufhorchen: Daniel Kauder nannte die Summe von 13.371.000 Euro. Für die Durchführung der Landesgartenschau 2030 benötigt die Stadtverwaltung nach seiner Schätzung allerdings vier neue Vollzeitkräfte.
Stadtbaurat Andreas Eickmann: "Die kalkulierte schwarze Null ist in Wirklichkeit eine rote Null"
Stadtbaurat Andreas Eickmann sprach nach der gut einstündigen Präsentation von reizvollen Plänen, die für die Stadt Chance und Risiko zugleich seien. "Die kalkulierte schwarze Null ist in Wirklichkeit eine rote Null", erklärte Eickmann mit Blick auf das vorgelegte Zahlenwerk. Peter Altenburg von der Wählergemeinschaft "Die Cuxhavener" zeigte sich angesichts eines möglichen Defizits von einer Million Euro besorgt über die Pläne. Zudem habe die Stadt mit der Umsetzung der Pläne im Alten Fischereihafen, der Erweiterung der Liegeflächen am Tiefwasserhafen und weiteren Projekten jede Menge zu tun.
Der Vorsitzende des Bauausschusses, Enak Ferlemann (CDU), erklärte: "Ich glaube, die Landesgartenschau ist eine große Chance, wir werden mit noch viel mehr Besuchern rechnen können. Davon wird auch die heimische Wirtschaft profitieren." Der Christdemokrat sieht Cuxhaven darüber hinaus im Wettlauf mit anderen Tourismus-Destinationen. Die Bewerbung sei ein guter Weg, um den Anschluss nicht zu verlieren.
"Können und wollen wir uns diese Investition leisten?", fragte Oliver Ebken (SPD) und beantwortete die Frage gleich selbst: "Wenn wir Geld im Überfluss hätten, würden wir es machen. Doch jetzt müssen wir ein ehrliches Etikett an die Landesgartenschau 2030 heften." Lars Birner von der CDU bat seine Kolleginnen und Kollegen darum, die Zahlen erst einmal sacken zu lassen. Er sprach sich dafür aus, das Thema noch einmal vor der finalen Entscheidung im Rat der Stadt in den Fachausschüssen zu diskutieren.
Finale Entscheidung fällt am 29. Oktober im Rat der Stadt
Thorsten Larschow von den Bündnis 90/Die Grünen wies darauf hin, dass viele der guten stadtplanerischen Ideen auch ohne eine Landesgartenschau umgesetzt werden könnten. Bei den vielen Projekten, die die Stadtverwaltung gerade zu bewältigen habe, sei der Zeithorizont 2030 einfach nicht realistisch.
Nach einer ganzen Reihe weiterer Wortmeldungen stimmten die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse getrennt ab. Alle drei Ausschüsse sprachen sich gegen eine Bewerbung Cuxhavens aus. Der Verwaltungsausschuss wird sich am 24. Oktober mit dem Thema beschäftigen. Die endgültige Entscheidung über die Bewerbung fällt der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 29. Oktober.

