
Fahrräder an Bahnhöfen und in der Stadt - wenn Schrott den Stellplatz blockiert
Urbane Geisterräder belasten nicht nur das Stadtbild, sondern ärgern auch jene, die lediglich auf der Suche nach einem Stellplatz sind. Wie sorgen die Städte Cuxhaven und Otterndorf für Ordnung an Fahrradständern und in der Stadt?
Von Max Martin Rahn
In vielen deutschen Städten, besonders an stark frequentierten Orten, trifft ein Mangel an Fahrradstellplätzen auf eine wachsende Zahl von Radfahrerinnen und Radfahrern. Während das Fahrrad als umweltfreundliches Verkehrsmittel immer wichtiger wird, hinkt die Infrastruktur hinterher. Überfüllte Ständer, wild abgestellte Räder und blockierte Gehwege sind Alltag. Besonders problematisch: zurückgelassene oder offensichtlich nicht mehr genutzte Fahrräder, die wertvollen Stellraum dauerhaft blockieren. Diese "Geisterräder" sind nicht nur ein logistisches Hindernis, sondern werfen auch Fragen zur Verantwortung und Pflege öffentlicher Flächen auf.
"Die Sauberkeit und die Fahrradständer sind die erste Visitenkarte einer Stadt", sagt Torsten Köhne von der Stadt Cuxhaven. Die Kombination aus wachsendem Mobilitätsbedarf und unzureichender Flächenplanung zeigt: Es braucht klare Konzepte, um Ordnung, Nachhaltigkeit und Nutzbarkeit im städtischen Radverkehr zu sichern. Viele kennen das Problem: Man fährt zum Bahnhof oder zum Einkaufen - und alle Plätze sind belegt, teils mit schrottreifen Rädern.


Saubere Stadt ist das Ziel
In Cuxhaven sind alle städtischen Stellen eingebunden: Polizei, Verkehrsaußendienst, technischer Bereich, Mängelmelder, Fundbüro und Abfallbehörde. Zwei- bis dreimal im Jahr gibt es gezielte Kontrollen, etwa beim "Tag der sauberen Stadt". Im März wurden dabei zehn von 20 überprüften Rädern entfernt. Die Stadt hat drei Möglichkeiten: Entsorgung, Spende oder Versteigerung. Vorher werden auffällige Räder - etwa mit platten Reifen, fehlenden oder verrosteten Teilen oder an ungeeigneten Standorten - mit einer Banderole markiert. Eigentümer haben dann rund acht Wochen Zeit, ihr Rad zu bewegen.


Nur Bares ist Wahres
Schrottreife Räder entsorgt die Müllabfuhr sofort, andere werden in einer städtischen Garage gelagert. Nach sechs Monaten gehen sie an gemeinnützige Organisationen oder werden versteigert. Ab etwa 100 Rädern findet alle zwei Jahre eine öffentliche Auktion statt - bar bezahlt, bei teureren Rädern mit Quittung. Der Durchschnittspreis lag zuletzt bei 39,16 Euro, das teuerste Rad - ein E-Bike-Klapprad - brachte 520 Euro.

Bahnhoffahrrad gesucht
"Das ist eine gute Möglichkeit, günstig an ein Fahrrad zu kommen", bilanziert Jendrik Stegemann vom Bürgerbüro Cuxhaven. Einige Interessenten suchen lediglich ein günstiges Zweit-Rad. "Man bekommt auf jeden Fall ein gutes Bahnhoffahrrad", ergänzt Köhne, Leiter des Fachbereichs für Bürgerservice, Ordnung und Katastrophenschutz. Sämtliche Vorgänge werden bei alledem dokumentiert, von der Banderole bis zum Verkauf. Die Polizei prüft auf mögliche Straftaten, aber das komme nur ganz selten vor. Stegemann habe dies in neun Jahren beim Fundbüro nur etwa drei Mal erlebt. Dann könne ein Fahrrad seinem ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden. Komplizierter wird es, wenn der Versicherungsbetrag bereits ausgezahlt wurde. Letztlich könnte die Versicherung als Eigentümer entscheiden, wie weiter vorgegangen wird. Spende, Verschrottung oder Auktion stehen ebenfalls zur Wahl.
Spende oder Müll
In Otterndorf geht es ähnlich zu. Im Unterschied zur Stadt Cuxhaven allerdings entfernt der örtliche Bauhof Zweiräder und entsorgt diese. Noch taugliche Fahrräder gehen als Spende an das "Shalomhaus" und werden weiter genutzt. Auktionen gibt es nicht, teilt der Teamleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Thomas Claus, mit.

Belastung für Pendler
Geisterräder sind mehr als nur Schrott - sie blockieren Platz, den andere dringend brauchen. Cuxhaven und Otterndorf zeigen, wie konsequentes Handeln und klare Regeln helfen, das Stadtbild sauber zu halten und den Radverkehr in Bewegung zu bringen.




