
Fleckenmarkt Cuxhaven: Warum Kim Greger ein barrierefreies Karussell gebaut hat
Der 284. Fleckenmarkt in Cuxhaven prunkt in diesem Jahr mit sieben großen Fahrgeschäften wie der brandneuen gigantischen Schaukel "Air Power". Doch in all dem Trubel gibt es auch leise Momente. Eine Idee zeugt besonders von Herz und Mitdenken.
Schausteller Kim Greger aus Cadenberge hat sein neues Kinderkarussell "World of Phantasy" im vergangenen Herbst erworben und bis zum Hamburger Sommerdom komplett renoviert. Dabei hat er auch ein Fahrzeug auf dem Kinderkarussell installiert, das ein Kind mit einem Rollstuhl alleine erreichen kann. Standardmäßig gibt es so etwas nicht zu kaufen.
Auch kleine Kinder fühlen sich hier sicher
In dem Bollerwagen, der auch kleineren Kindern das Gefühl von Sicherheit spendet, haben auch noch Eltern oder Oma und Opa Platz, die als Begleitpersonen nicht zu bezahlen brauchen. "Wir fahren auch behindertengerecht" und "Begleitperson und Mutter-Kind-Fahrzeug" steht auf den unter dem Dach hängenden Plakaten. Damit Fahrkartenschalter und Karussell überhaupt erreicht werden können, hat Kim Greger einen Lift installiert.
Das Angebot werde in Cuxhaven bei der Premiere absolut positiv wahrgenommen, freut sich der Familienvater aus der Schausteller-Dynastie Greger. "Meine Vorfahren waren schon vor 150 Jahren auf dem Cuxhavener Fleckenmarkt dabei", erzählt er lächelnd.
Eine Geste der Dankbarkeit und des Mitdenkens
Was ihn bewogen hat, sich über ein barrierefreies Angebot Gedanken zu machen? "In der Nachbarschaft haben wir ein behindertes Kind", erzählt der Cadenberger, der mit seinem Engagement auch die Dankbarkeit für seine eigenen gesunden und nicht behinderten Kinder ausdrücken will. Außerdem wolle er Kindern ermöglichen, ohne große Aufregung um sie einfach dabei zu sein.
Eine kleine Geste in einer großen Glitzerwelt, die in Cuxhaven immer noch Massen mobilisiert, am Freitag und Sonnabend sogar ohne das typische Fleckenmarktwetter. Um die 35.000 Gäste werden an den fünf Markttagen erwartet, berichtet der Vorsitzende der Reklamekommission Michael Tolisch.
Fleckenmarkt-Besuch hat eine Menge mit Tradition zu tun
Auch, wer sich die großen Fahrgeschäfte lieber von unten anschaut, bekommt etwas geboten. Und wenn es ein Feuerwerk aus Glitzer, bunten Farben, ohrenbetäubenden Ansagen und Signalen ist. Der Besuch auf dem Fleckenmarkt hat eine Menge mit Tradition zu tun. Nur hier duftet es so nach Mandeln, Zuckerwatte und auch ein bisschen nach Kindheit.
Junge Generation prescht mutig voran
Mit dabei ist in diesem Herbst eine spektakuläre Neuheit. Ist das noch Karussell oder schon Fliegen, fragen sich die Betrachter angesichts der Tatsache, dass am "Air Power" das Signal "Ready for Boarding" angezeigt wird. Erst im August hat Schausteller Tom Heine aus Bremen das nagelneue spektakuläre Fahrgeschäft - eine Schaukel mit vier Gondelarmen, die sich drehen - in Betrieb genommen. "Dies hier ist erst die vierte oder fünfte Station", so Michael Tolisch, der sehr das Engagement dieser Nachwuchskräfte - ebenfalls aus einer alten Schaustellerfamilie - lobt.
Leute haben Lust, wieder herauszukommen
Mit Oberbürgermeister Uwe Santjer unterhielt er sich am Wochenende über die Bedeutung des Fleckenmarktes für Cuxhaven und beide stellten fest: "Es ist ein Familienfest und die Leute haben Lust, wieder rauszukommen." Bis Dienstag ist das noch möglich. Besonders freute sich der OB, dass die Schausteller, die seit Jahren Cuxhavener Senioren im Heim besuchen, sich im vergangenen Frühjahr auch etwas für Kinder überlegt haben: Eine Marktrunde für Cuxhavener Kindergartenkinder - ganz allein vor der Eröffnung. Etwas Aufregenderes konnte es nicht geben.



