Die letzten Recherchen im Lesesaal: Friedhelm Gleiß an den Ausziehschränken, in denen alten Zeitungsbände als Mikrofiche archiviert sind. Fotos: Reese-Winne
Die letzten Recherchen im Lesesaal: Friedhelm Gleiß an den Ausziehschränken, in denen alten Zeitungsbände als Mikrofiche archiviert sind. Fotos: Reese-Winne
Geschichte bewahren

Friedhelm Gleiß sagt tschüss: Cuxhavens Stadtarchivar wechselt in Richtung Süden

von Maren Reese-Winne | 22.06.2023

Im Februar 2017 ist Friedhelm Gleiß als Stadtarchivar nach Cuxhaven gekommen.  Nun wechselt er in Richtung Heimat zurück. "Für eine x-beliebige Stelle hätte ich Cuxhaven nicht verlassen", versichert er.

Im Februar 2017 ist Friedhelm Gleiß als Stadtarchivar nach Cuxhaven gekommen. Da war seine Doktorarbeit schon unter Dach und Fach; vier Monate später konnte er seinem Namen die Buchstaben Dr. hinzufügen. Nun wechselt er in Richtung Heimat zurück, näher zur Familie und an eine Stelle, die er schon kennt.

"Für eine x-beliebige Stelle hätte ich Cuxhaven nicht verlassen", versichert er. Gerne hätte er auch hier noch länger gearbeitet. Aber nun winkt in Nürnberg ein Posten im landeskirchlichen Archiv der evangelisch-lutherischen Landeskirche Bayerns - dort, wo er als Student schon mal einen Ferienjob angenommen hatte. Dr. Friedhelm Gleiß wird sich dort der Sammlungen annehmen, die unter anderem aus Karten, Fotos, Siegeln und Plänen bestehen. Ein großes Thema ist dort - wie in allen Archiven - die digitale Langzeitarchivierung; auch alle Kirchenbücher würden jetzt nach und nach digitalisiert: "Für jüngere Menschen gilt ja: Was nicht im Internet steht, gibt es nicht", sagt er mit einem Lächeln.

Diese verschmitzte und bescheidene Art ist es, die vielen Kolleginnen und Kollegen im Archiv und auch in der Stadtverwaltung fehlen wird. Dezernentin Petra Wüst ist betrübt: "Ihn gehen zu lassen, ist uns nicht leichtgefallen." Der Verlust sei wirklich sehr bedauerlich. "Allein, wie schnell Sie sich damals eingearbeitet haben", erinnert sie sich an die Anfänge. "Er weiß mehr als viele, die schon ewig hier leben." Aber auch die hochkarätigen Vorträge, der gute Draht zu den Schulen und nicht zuletzt zur Presse ließ0en ihn in guter Erinnerung bleiben.

"Man ist überall ganz nah dran"

"Das ist der Vorteil in einem Kommunalarchiv", sagt Gleiß: "Man ist überall ganz nah dran, geht an einem Haus vorbei und findet es am nächsten Tag in einer Akte." Cuxhavens besondere Lage mache auch dessen Geschichte interessant, allein schon wegen der Lage an der Küste und der Verbindung zur Schifffahrt. Auch die verschiedenen Ansätze zur Industrialisierung - von den Atomkraftwerkplanungen bis jetzt zur Offshore-Industrie - seien es wert, sich darin zu vertiefen. "Oder wie die Technik sich verändert hat", sagt er mit Blick auf die ersten telegraphischen Verbindungen nach Helgoland oder Hamburg.

Themen, in die er gerne noch tiefer eingestiegen wäre, hinterlasse er noch genug, sagt er und denkt dabei an die Geschichte der Reformation, die Geschichte der Bauerndome in Altenbruch und Lüdingworth, die Landwirtschaftsgeschichte und die vielen alten Bauernhäuser. Die älteste Akte im Archiv gehe auf das Jahr 1452 zurück.

Vorstellungsgespräche laufen bereits

Die Verwaltung sei sich der Bedeutung des Archivs als Gedächtnis und Vermächtnis der Stadt bewusst, versichert Petra Wüst, und habe auch die volle Unterstützung der Politik für eine umgehende Nachbesetzung der Stelle erhalten. Die Ausschreibung sei auf einige Resonanz gestoßen und die Stadt befinde sich bereits in den Vorstellungsgesprächen: "Wir hoffen, die Auswahl noch zusammen mit Dr. Gleiß treffen zu können", kündigt sie an und ist froh, dass er sich zur Begleitung bereit erklärt hat.

Seiner Nachfolgerin und seinem Nachfolger wünsche er viel Glück, sagt Gleiß. Er oder sie könnten sich auf ein tolles, kompetentes Archivteam freuen.

Dezernentin Petra Wüst hat gerne mit dem Stadtarchivar zusammengearbeitet: "Das hat einfach gepasst. Wir lassen ihn nur ungern ziehen", sagt sie.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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