
Gefahr am Wegesrand: Diese invasiven Pflanzen machen Cuxhaven zu schaffen
Sie sehen harmlos aus - doch viele Pflanzen, die am Wegesrand oder im eigenen Garten wachsen, sind alles andere als ungefährlich. Invasive Neophyten breiten sich auch in Cuxhaven rasant aus.
Von Weitem sehen sie oft harmlos aus - einige blühen sogar besonders schön: Jakobskreuzkraut mit leuchtend gelben Blüten, die Amerikanische Tollkirsche mit dunklen Beeren, das üppig wuchernde Springkraut oder der Bambus. Doch viele dieser Pflanzen, die man am Wegesrand oder sogar im eigenen Garten entdeckt, bergen ernste Risiken. Nicht nur für die Natur - sondern auch für Tiere, Kinder und mitunter die Gesundheit des Menschen.
"Wer mit offenen Augen durch Cuxhaven fährt, sieht sie überall", sagt Susanne Möbes, ehemalige ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte der Stadt. Sie warnt eindringlich davor, diese invasiven Neophyten zu unterschätzen - und fordert mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung.
Gefahr für Weidetiere und Haustiere: Jakobskreuzkraut und Co.
Ein besonders prominenter Fall: das Jakobskreuzkraut. Es wächst an vielen Stellen im Stadtgebiet - etwa entlang von Feldwegen oder an Weiden, wie zum Beispiel entlang der Brockeswalder Chaussee in Höhe des Raiffeisenmarktes. "Das sieht im Sommer hübsch aus - ist aber hochgiftig", erklärt Möbes. Das enthaltene Pyrrolizidin-Alkaloid kann bei Pferden, Rindern oder Schafen schwere Leberschäden verursachen - mitunter tödlich. Besonders tückisch: Im getrockneten Zustand - etwa im Heu - verliert die Pflanze ihren bitteren Geschmack, bleibt aber giftig.
Auch Hunde, die gerne Gras fressen, können unbeabsichtigt gefährdet sein, wenn sie z. B. einen Stängel erwischen.

Versteckte Gefahr aus dem Baumarkt
Nicht alle invasiven Arten gelangen zufällig in die Natur - manche stehen als beliebte Zierpflanzen auf Balkon oder Terrasse, bis sie irgendwann "ausbrechen". "Bambus zum Beispiel - den gibt es in verschiedenen Varianten, auch im Topf. Aber wenn man ihn irgendwann draußen einpflanzt oder die Rhizome nicht im Zaum hält, durchwuchert er ganze Flächen", so Möbes. Besonders betroffen ist das Naturschutzgebiet Brockeswalde - dort unterdrückt wuchernder Bambus bereits andere Pflanzenarten.
Auch der Japanische Knöterich, eine der am schwersten zu bekämpfenden invasiven Arten, wird teils noch im Handel angeboten. "Den bitte nicht kaufen! Erst einmal schauen: Was habe ich für ein Beet, was passt da überhaupt? Nicht nur nach der Optik gehen." Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf heimische Pflanzenarten setzen - als Alternative zur oft gepflanzten Mahonie empfiehlt Möbes etwa den heimischen Ilex.

Springkraut, Eisenkraut, Tollkirsche - und mangelndes Wissen
Ein weiteres Problem: falsche Entsorgung von Gartenabfällen. Viele werfen verblühte Zierpflanzen oder überschüssiges Grünzeug einfach in den Wald - mit fatalen Folgen: "So breitet sich das Zeug erst richtig aus", sagt Möbes.
Daneben gibt es weitere invasive Arten, die in Gärten oder Parks vorkommen:

Was können Bürgerinnen und Bürger tun?
"Jeder kann helfen, die Ausbreitung zu verhindern", betont Möbes. Wer sich unsicher ist, kann mithilfe von Apps wie "Flora Incognita", "Plant Net" und Co. Pflanzen bestimmen. Auffällige Funde sollten der Stadt über den Mängelmelder gemeldet werden. Bereits beim Spaziergang kann man mit festen Handschuhen etwa Blüten entfernen, um die Samenbildung zu verhindern.
Zudem sei es wichtig, auch Kinder über die Risiken zu informieren - besonders bei giftigen Arten wie der Tollkirsche. "Die Menge macht das Gift - aber selbst kleine Mengen können gefährlich sein."
Plädoyer für mehr Naturverständnis
Am Ende sei es oft kein böser Wille, sondern schlicht Unwissen, das zur Verbreitung beiträgt. Susanne Möbes wünscht sich daher ein Umdenken: "Nicht alles, was schön aussieht, gehört in den Garten. Ich fände es gut, wenn die Menschen sich vorher überlegen: Was will ich pflanzen - und ist das wirklich sinnvoll?"
Und ein letzter Wunsch: "Es soll wachsen, was will - aber nicht alles überall. Wenn wir die Natur zurückholen wollen, brauchen wir ein bisschen mehr Toleranz für das Wilde - aber auch Verantwortung für das, was wir pflanzen."