Viel Beifall gibt es für das von Kantor Jürgen Sonnentheil geleitete "Geistliche Konzert" in St. Petri. Foto: Cordes
Viel Beifall gibt es für das von Kantor Jürgen Sonnentheil geleitete "Geistliche Konzert" in St. Petri. Foto: Cordes
In St. Petri

Geistliches Konzert vereint Barock und Moderne in Cuxhaven

06.11.2025

Ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art bot das "Geistliche Konzert" in der Cuxhavener Kirche von St. Petri mit einer Reise von barockem Gambenklang bis zu modernen Orgelstücken von Hugo Distler, meisterhaft interpretiert von Chor und Solisten.

Musikalische Vielfalt war angesagt, als St. Petri-Kantor Jürgen Sonnentheil mit seinem Chor "Concerto Vocale" und Instrumentalisten den Bogen vom Barock bis hin zur Orgelmusik des 20. Jahrhunderts spannte. Das Publikum dieses "Geistlichen Konzertes" konfrontierte all das nicht nur mit vielen Facetten, sondern auch mit so manchem Unbekannten oder lange nicht Gehörten.

Letzteres betrifft insbesondere den instrumentalen barocken Teil des Konzertes - Komponistennamen wie den von Marin Marais und M. de Saint-Colombe. Auf den Franzosen Marais (1656 - 1728) etwa, den wohl bedeutendsten Gambenvirtuosen seiner Zeit, hat sich erst jüngst wieder der Fokus des Interesses gerichtet. Sein "Ballet de Rondeau" für Viola da Gamba und Basso continuo eröffnete das Konzert in St. Petri. Die von manchen seiner Zeitgenossen bevorzugte wechselseitige Beeinflussung französischer mit italienischer Musik war Marais' Sache nicht, er wollte sozusagen französische Musik pur.

Eine geradezu ideale Interpretin

Mit der Gambistin Friederike Däublin hatte Jürgen Sonnentheil für sein Konzert eine geradezu ideale Interpretin. Genau das gilt auch für die beiden anderen auf barocke Musik spezialisierten Instrumentalisten dieses Abends - für den Barockcellisten Andreas Vetter und die Fagottistin Katharina Brahe, die am Dulzian zu hören war. Alle drei musizieren in renommierten Barockensembles, Däublin und Vetter als Duo in "Nachklang 1700". Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander eingestimmt und ihnen gelingt so eine fein austarierte Mischung des Klanges, sowohl in Frescobaldis Canzonen als auch in Saint-Colombes "Les Couplets" für Viola da Gamba und Violoncello.

Wenige Jahre vor Kriegstod komponiert

Ganz andere Klänge dann von Hugo Distler, dem Komponisten des 20. Jahrhunderts. Yo Hirano spielt an der Woehl-Orgel von St. Petri eine Auswahl aus den "Dreißig Spielstücken op. 18". Komponiert hat Distler sie in den Jahren 1937/38 für eine Kleinorgel, wenige Jahre vor seinem Kriegstod 1943. Auch hier geht es um Klangwirkungen, um Veränderungen des Rhythmus, auch um Meditatives. Distlers Musik ist transparent, formal klar, genau angesiedelt zwischen den musikalischen Welten. Yo Hirano findet dafür auf der Woehl-Orgel eine Fülle reizvoller Klangfarben. Das Instrument scheint wie gemacht für diese Musik.

Motetten von Heinrich Schütz und das Magnificat D-Dur von Johann Pachelbel waren der Part des Concerto Vocale-Chores in diesem Programm. Mit den Motetten "Die mit Tränen säen, werden Freude ernten" und "Das ist ja gewisslich wahr" sang der Chor zwei Motetten aus Schützs 1648 erschienener "Geistlicher Chormusik", einem epochalen Hauptwerk des damals 63-Jährigen. Und auch hier geht es bei aller Form um Klangkultur.

Dem Chor verlangt das, ähnlich wie bei Pachelbel, eine Menge ab. Es geht um klangliche Ausgewogenheit und genaue Ausgestaltung. Und genau das gelingt dem Chor - sein Klang trägt und er überzeugt im Zusammenspiel mit dem barocken Instrumentarium.

Von Ilse Cordes

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