
Gorch-Fock-Schule ringt um Platz
Raumnot an der Gorch-Fock-Schule: Ein geplanter Container soll Platz schaffen, doch Sicherheitsbedenken und bildungspolitische Grundsatzfragen entfachen hitzige Debatten. Die Zukunft der Schüler steht auf dem Spiel.

Die Raumnot an der Gorch-Fock-Schule spitzt sich weiter zu. Seit diesem Schuljahr läuft die Grundschule erstmals vierzügig. 268 Kinder brauchen Platz - doch im Bleick-Max-Bleicken-Haus an der Rathausstraße 21 ist kein Raum mehr frei. Verwaltung und Schulleitung schlagen deshalb vor, für mindestens vier Jahre einen zusätzlichen Klassenraum in Modulbauweise zu errichten. Geschätzte Kosten: 140.000 Euro Aufbau plus 33.000 Euro Miete jährlich. Doch im Schulausschuss entbrannte darüber eine hitzige Debatte, die von Sicherheitsbedenken bis zu grundsätzlicher Bildungspolitik reichte.
Die Fachbereichsleiterin für Schule und Sport bei der Stadt Cuxhaven, Thurid Beran, machte im Ausschuss klar: "Für die zusätzliche Klasse hatten wir keinen Unterrichtsraum mehr." Ein provisorischer Tausch mit der benachbarten Oberschule Cuxhaven-Mitte sei gescheitert - deren vorhandene Module seien "nicht grundschulgerecht", weil dort Toiletten und kindgerechte Tafeln fehlen.
Übrig blieb der Musikraum, den sich beide Schulen bisher teilten. Er wurde kurzerhand zum Klassenraum umfunktioniert - auf Kosten des Musik- und Religionsunterrichts. "Das ist keine Dauerlösung", warnte Beran. Auch Dezernentin Petra Wüst warb um Zustimmung: Der Container solle auf der Wiese hinter der Rathaus-Kita entstehen. "Natürlich muss dann ein Zebrastreifen eingerichtet werden, damit die Kinder sicher über die Rathausstraße kommen."
"Abenteuerlich": Scharfe Kritik aus der Politik
Vor allem SPD-Ratsfrau Ulla Bergen zeigte sich entsetzt: "Über diese Straße zu müssen, ist für mich abenteuerlich - und das für eine Grundschule. Da ist ständig Verkehr, da fahren Taxis, Eltern, Lieferwagen. Ich möchte nicht, dass Lehrkräfte die Verantwortung tragen müssen, dass den Kindern nichts passiert."
Auch von anderer Seite hagelte es Vorwürfe. Christine Babacé (Grüne) kritisierte: "Ich möchte mich nicht mehr über Container unterhalten. Wir brauchen endlich eine nachhaltige Lösung." FDP-Mann Günter Wichert sprach sogar von einem "Offenbarungseid der Bildungspolitik". Er erinnerte daran, dass Oberbürgermeister Uwe Santjer schon vor einem Jahr versprochen habe: "Ein Container darf nie wieder die Lösung sein."
Immer wieder war im Ausschuss die Klage zu hören, dass die Stadt jahrelang nur auf kurzfristige Notlösungen gesetzt habe. "Wir müssen doch jetzt mal die Vision haben, diese Schule neu zu bauen oder zurückzukaufen", forderte Wichert. Auch der Ausschussvorsitzende Lars Birner von der CDU kritisierte, die Vorlage biete keine Perspektive: "Uns fehlt der Blick auf die nächsten Jahre. Heute geht es um einen Container - morgen vielleicht um drei."
Verwaltung und Politik verwiesen zwar auf die geplante neue Grundschule auf dem Gelände der Hermann-Allmers-Halle. Doch bis zur Fertigstellung vergehen mindestens drei bis vier Jahre. "Bis dahin gibt es keine optimale Lösung", räumte Dezernentin Wüst ein.
Beschluss vertagt - offene Fragen bleiben
Am Ende stand kein Beschluss, sondern eine Vertagung. Einstimmig forderte der Ausschuss die Verwaltung auf, bis zur nächsten Sitzung auch andere Optionen zu prüfen - etwa eine Anpassung der Schulbezirke. Doch klar ist: Die Raumnot bleibt akut. Ohne Container müssten Grundschüler und Oberschüler weiter Musik- und Religionsunterricht opfern. Mit Container müssten Erstklässler künftig täglich die Rathausstraße überqueren.
Die Kontroverse zeigt: Zwischen Notlösungen und langfristiger Perspektive klafft eine Lücke, die die Cuxhavener Schullandschaft seit Jahren prägt - und die weiter für Konflikte sorgen wird.