
U-Boot-Wrack: Zerteilung für Museen entfacht Kontroverse
Das Wrack des U-Boots U16 soll in Cuxhaven in Einzelteile zerlegt und an Museen übergeben werden, was eine Kontroverse entfacht. Während einige Museen sich Teile sichern wollen, hat das Aeronauticum in Nordholz ganz andere Pläne.
Wird das Wrack des vor Scharhörn gehobenen U-Boots zersägt und geht in Einzelteilen in verschiedene Museen? Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und die Wasserschifffahrtsverwaltung (WSV) haben sich jedenfalls entschieden, "interessierten Museen einzelne Wrackteile der U16 zu übereignen", teilt die BImA jetzt per Pressemitteilung mit.
Eine Kompletterhaltung der U16 sei ausgeschlossen, aber die Museen seien jedoch daran interessiert, wesentliche Teile der U16 zu konservieren und in ihre Sammlungen zu integrieren. Laut BImA-Mitarbeiter Marcus Skupin haben bereits eine Handvoll Museen bis hinunter in den Harz derartiges Interesse an Wrackteilen bekundet. "Eine Übereignung wird aber nicht kostenfrei sei, auf jeden Fall wird es einen Anerkennungsbetrag geben. Außerdem müssen anfallende Zusatzkosten getragen werden, wenn zum Beispiel ein bestimmtes Teil herausgeschnitten werden muss", teilt Skupin auf Nachfrage unseres Medienhauses mit.
Die entsprechenden Teile sollen laut BImA bereits in den nächsten Tagen aus dem Gesamtwrack herausgetrennt und unmittelbar von den Museen übernommen werden. Das größte abzutrennende Einzelteil sei der Turm der U16 einschließlich des Sehrohres und einem Teil des Rumpfes. Zudem würden weitere U-Bootteile von Museen als technik- und zeitgeschichtliche Zeugnisse - teils in Kooperation - übernommen., Dazu zählten: Schraube (Propeller), Petroleummotor, Torpedorohr/Torpedorohrklappen, Fragment des Druckkörpers, Luken, Handrad, Teil einer Geschützlafette (Pivot).
"Eine riesengroße Schande"
Hans-Peter Weber, Geschäftsführer der Stiftung Deutsches Luftschiff- und Marinefliegermuseum Aeornauticum in Nordholz. wäre solch eine weitere Zerteilung des U-Boot-Wracks "eine riesengroße Schande". Das Wrack sei von der WSV in einer Grauzone des Rechts gehoben und dabei beschädigt worden, so der Fregattenkapiän a.D.. Die BiMA wolle nun das Wrack so schnell wie möglich loswerden. Wohl aus Kostengründen, mutmaßt der empörte Weber, weil die Lagerung auf dem Ponton teuer sei und jeden Tag der Bundesrepublik Deutschland eine fünfstellige Summe an Mietkosten verursache. Das Wrack zu zersägen, es in Einzelteilen zu verbringen und jedes Museum suche sich ein Filetstück aus, ist für Hans-Peter Weber die denkbar schlechteste Option. Vielmehr habe das Aeronauticum der BImA bereits angeboten, das U-Boot im Außenbereich des Aeronauticums in Gänze aufzustellen, um ihm dort in Nordholz eine würdevolle letzte Ruhestätte zu geben: "Den Platz können wir bieten, Geld können wir als Stiftung allerdings nicht hineinstecken." Mit der Angelegenheit sei bereits der Landesarchäologe betraut.
In anderen Einrichtungen sieht man das Thema anders. Wie berichtet, zeigt bereits das Museum Windstärke 10 in Cuxhaven Interesse an kleineren Wrackteilen von U 16. Auch das in Wilhelmshaven ansässige Deutsche Marinemuseum möchte sich gerne Exponate sichern. "Wir haben Interesse an kleineren Teilen des U-Boots bekundet und stehen in engem Kontakt mit der BImA", bestätigt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Rahel Labohm.
Anders sieht es beim Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven aus, wie Sprecherin Annica Müllenberg auf Nachfrage mitteilt: "Aus unserem Haus gab es keine Anfrage auf Übernahme in die Sammlung. Das wäre ein sehr teures Unterfangen und wenig nachhaltig. Dazu fehlen uns die Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Dennoch war ein Team aus unserem Haus vor Ort und hat Fotos gemacht. Eventuell leitet sich aus dieser Dokumentation ein Digitalisierungsprojekt ab."
Wer sich übrigens ein U16‑Teil sichert, geht damit eine Verpflichtung ein. "Um auch lokalen Museen einen Zugang zu den Ausstellungsstücken zu ermöglichen, werden die übernehmenden Museen verpflichtet, Wrackteile auf Anfrage an andere Museen zu verleihen. Dies gewährleistet, dass die interessierte Öffentlichkeit diese Objekte an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Ausstellungskontexten erleben kann", heißt es in der Pressemitteilung der BImA. Die Teile des Wracks, an denen kein museales Interesse besteht, sollen im Anschluss in der Schrottpresse landen.
Die Geschichte der U16 in Kürze
U16 lief am 29. August 1911 bei der Germaniawerft in Kiel vom Stapel. Das U-Boot war 57,8 Meter lang, sechs Meter breit und hatte einen Tiefgang von 3,36 Metern. Die Besatzung bestand aus 29 Mann, darunter vier Offiziere. Das Zweihüllenboot überstand den 1. Weltkrieg, ohne selbst versenkt zu werden. Es sollte gemeinsam mit weiteren U-Booten der kaiserlichen Marine Anfang 1919 als Reparation der englischen Marine übergeben werden. Die unbemannten Boote sollten dazu nach Harwich geschleppt werden. U 16 sank am 8. Februar 1919 vor Scharhörn. Es wird davon ausgegangen, dass am Boot manipuliert wurde, um die Übergabe zu verhindern. Ein ähnliches Schicksal ist über die vor Helgoland liegende UC 91 dokumentiert. In der Nacht vom 31. August auf den 1. September sollte das Wrack aus etwa 20 Meter Wassertiefe geborgen werden und brach auseinander. Das Heck des U-Boots wurde in einem zweiten Versuch am 3. September geborgen. Die Wrackteile liegen zurzeit auf einem Ponton im Fährhafen Cuxhaven.