
Landesgartenschau in neun Jahren? Cuxhaven muss abermals eine Entscheidung treffen
Ob das Event Sinn macht, wurde in vergangenen Jahren wiederholt (und stets emotional) diskutiert. Kritik und Fürsprache gibt es auch diesmal. Die Entscheidung liegt bei der Politik, nicht bei den Bürgern - obwohl letztere am Dienstag diskutierten.

Die Zusage aus Hannover - Voraussetzung, um das Event durchführen zu dürfen - hat man noch nicht in der Tasche. Auch muss die Frage, ob sich Cuxhaven überhaupt bewerben sollte, erst noch abschließend im Stadtrat geklärt werden. Von diesen Faktoren abgesehen ist das Thema Landesgartenschau weit gediehen: Ein Konzept, das auf Ambitionen aus Vorjahren aufbaut, liegt in aktualisierter Form vor. Am Dienstagabend wurde es öffentlich vorgestellt.
An Bürgerinnen und Bürger gewandt erinnerte Oberbürgermeister Uwe Santjer daran, dass am Ort der Info-Veranstaltung nicht zum ersten Mal über eine Landesgartenschau-Bewerbung diskutiert wurde: Vier Jahre ist es her, dass der Rat der Stadt in der Kugelbake-Halle tagte und per Mehrheitsentscheid beschloss, dass das seinerzeit für 2026 ins Auge gefasste Event aus Kostengründen zu vertagen sei. Eine Debatte mit ähnlichem Ausgang folgte im vergangenen Jahr, weswegen die aktuell erfolgte Wiederaufnahme des Themas als dritter Anlauf für eine allerdings erst im Jahr 2034 zu realisierende Landesgartenschau in Cuxhaven verstanden werden darf. Die Vorlaufzeit wäre diesmal größer, auch befinden sich einige Projekte des Ursprungskonzeptes (Beispiel: Deichband) bereits in der Umsetzung - allesamt Aspekte, die in organisatorischer wie auch in finanzieller Hinsicht Erleichterung versprechen.
OB-Ansage: "Nicht über den Durst verschulden"
"Wenn wir jetzt also loslaufen, habe ich wenig Interesse daran, dass es kurz vor der Zielgeraden heißt: Wir schaffen das doch nicht", sagte Santjer unter Bezugnahme auf ein möglicherweise am 25. September erfolgendes "Go" für eine Bewerbung: Geht es nach den Antragstellern von CDU/Die Demokraten, wird der Rat an diesem Tag beschließen, dass die Stadt Cuxhaven in Sachen Gartenschau ihren Hut in den Ring wirft. Die Chancen, dass eine Bewerbung Erfolg haben könnte, beschrieb der Oberbürgermeister am Dienstagabend als überdurchschnittlich gut: "Beim letzten Mal ist es nicht daran gescheitert, dass wir kein gutes Konzept gehabt hätten", rief er den Zuhörern in Erinnerung. Das Papier, dessen Erstellung seit 2021 von Landschaftsarchitekten aus Hamburg betreut wird, setzt bereits im Titel ("Zwischen Meer und Fluss - Cuxhaven im Gezeitenwandel") auf ein Alleinstellungsmerkmal; auf inhaltlicher Ebene bietet es so viel, dass Santjer schon in dieser Woche sicher war, dass Cuxhaven im Zuschlagsfall eine der besten Gartenschauen abliefern werde, "die Niedersachsen in den letzten Jahren gesehn hat". Gleichwohl werde die Stadt sich mit solch einer Veranstaltung nicht auf ein unkalkulierbares Wagnis einlassen: "Wir werden uns nicht über den Durst verschulden", machte der OB zur Bedingung - und rief dazu auf, in der Frage, was wünschenswert und was am Ende zu realisieren sei, "ehrlich miteinander zu sein".
Unter Gästen in der Halle verfing dieser Appell insofern, als dass sie aus ihren Überzeugungen kein großes Geheimnis machten. Das traf vor allem auf Zuhörer zu, die dem Event gegenüber eher kritisch eingestellt sind: "Wer pflegt das denn alles, wenn die Landesgartenschau vorbei ist?", hieß es unter Bezug auf im Schaukontext Installationen wie die "schwimmenden Gärten" oder einen Klimaspielplatz. Anderen erschließt sich nicht, wozu es nun noch eine stets als Innovationsmotor beschriebene Gartenschau braucht - wo doch einige "Leuchttürme" des Erstkonzepts inzwischen auch ohne solch ein Event auf den Weg gebracht wurden. Ängste, dass ein landschaftliches Kleinod wie die Moorwiesen im Zuge des Events zerstört werden, versuchte Anja Stute (untere Naturschutzbehörde) auszuräumen. Vorbehalte gegen das von Daniel Kauder (Architektenbüro Lichtenstein) vorgestellte Ticketing ließen sich nicht so einfach zerstreuen: Zahlreiche Cuxhavener taten sich schwer mit der Vorstellung, dass einige ihrer Lieblingsplätze für die Dauer der ein halbes Jahr währenden Schau nicht mehr frei - sondern bei regelmäßigen Besuchen nur zum Preis einer mit 125 Euro kalkulierten Dauerkarte zu betreten sein werden.
Bestimmte Bereiche würden temporär eintrittspflichtig
Kauder zufolge wird das nicht überall der Fall sein, wohl aber in den in sich geschlossenen Bereichen wie dem Kurpark, dem Schlosspark und einem Teil der Moorwiesen. Mit dem Verweis auf besagte Lokalitäten nannte der Stadtplaner am Dienstag wichtige Bereiche des von seinem Büro vorgelegten Gartenschau-Konzeptes. Im Großen und Ganzen thematisiert jenes zwei Kernbereiche (das Gebiet um die Kugelbake und den Bereich Stadt mit Schloss und Schleusenpriel), die über die Grimmershörnbucht und das Deichband miteinander verbunden werden. Was sich auf dieser Achse abspielt, sofern die Gartenschau kommt, soll nur wenig mit einer "Blümchenschau" zu tun haben: Stadtbaurat Andreas Eickmann legte dar, dass das Event heutzutage den Fokus auf andere Aspekte wie die Darstellung von Lebensräumen und von Umweltbildung lege. "Ich kann verstehen, dass die Landesgartenschau von manchen als Luxus angesehen wird, den man sich nicht leisten kann." Andererseits fruchte der Schutzgedanke erfahrungsgemäß am ehesten dort, wo man Menschen die Natur als erhaltenswertes Gut zugänglich mache, sagte Eickmann und beschrieb damit einen Zweck der Veranstaltung, um dessen Durchführung sich Cuxhaven bis zum 15. Oktober bewerben müsste.