Nach angedrohten Wassersperren in Cuxhaven: EWE gibt Mietern Tipps
Sie trifft keine Schuld, gleichwohl sieht es so aus, als läge der Ball nun im Feld der Bewohner in Cuxhaven: Mieter, in deren Eingängen der Versorger mit einer Wassersperre gedroht hatte, erhielten nun Empfehlungen für das weitere Vorgehen.
Dass sie selbst alles richtig gemacht haben, hilft den Bewohnern mehrerer Mehrfamilienhäuser in der Gorch- Fock-, der Hermann-Allmers-Straße und dem Feldweg kaum weiter: Nachdem ein Zahlungskonflikt zwischen EWE und der Wohnungsgesellschaft Nord Wohnen Portfolio 1 GmbH ungelöst bleibt, müssen sie die ihnen als Mieter zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, um ihrerseits Druck auf den Eigentümer auszuüben.
Diskussion im Rathaus von Cuxhaven über Wassersperre
Das war die Botschaft, die rund 50 Bürgerinnen und Bürger mit nach Hause nehmen konnten. Als Leidtragende einer nach wie vor drohenden Versorgungseinstellung waren sie am Dienstagabend einer Einladung von Oberbürgermeister Uwe Santjer gefolgt: Im Rathaus-Foyer moderierte Santjer eine Gesprächsrunde, an der Mieterbund-Anwalt Ulf Grabow und (als Vertreter des Wasserversorgers) der Leiter der EWE-Netzregion Cuxhaven/Delmenhorst, Torsten Wüstenberg teilnahm. Wer darauf gehofft hatte, dass die Eigentümerseite dazustoßen würde, sah sich enttäuscht: "Wir haben die Wohnungseigentümer eingeladen", betonte der Oberbürgermeister. Leider habe man keinerlei Reaktion erhalten.
Santjer im selben Atemzug klar, dass es am Ende nicht die EWE sei, die am Pranger stehe. Einen Vorwurf müsse man vielmehr denjenigen machen, "die Ihr Geld nicht weitergereicht haben." Trotzdem sei aus seiner Sicht klar: "Wasser ist ein Gut, dass nicht abgestellt werden kann", so Santjer im Dialog mit den Bürgern.
EWE: "Hoher Betrag an Außenständen"
Die Rechtslage freilich ist eine andere. Darauf wies neben Wüstenberg auch der Cuxhavener Rechtsanwalt Ulf Grabow hin, der darlegte, dass der Hahn unter bestimmten Voraussetzungen zugedreht werden darf. "Allein die Androhung ist schon ein Mietmangel, und den können Sie geltend machen", erklärte der Mieterbund-Vorsitzende und zeigte damit ein Mittel auf, das der Zahlungsmoral der Nord Wohnen Portfolio 1 GmbH Vorschub leisten könnte. Gegenwärtig steht scheint aber noch in den Sternen zu stehen, ob und wann die Immobiliengesellschaft einlenkt: Zwar wurden zwischenzeitlich Abschlagszahlungen für einen Hauseingang in der Gorch-Fock-Straße geleistet, nichtsdestotrotz soll die Eigentümerin bei ihrer Vertragspartnerin EWE nach wie vor tief in der Kreide stehen. Wüstenberg, der nach eigenem Bekunden Verständnis für Bewohner-Sorgen aufbringt, sprach von einem "hohen Betrag an Außenständen" und deutete an, dass die Geduld seines Hauses quasi erschöpft sei. Bevor jedoch der Versorger im Falle fortgesetzter Nicht-Zahlung Tatsachen schaffe, sollte die Mieterschaft ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, lautete der Ratschlag, der am Dienstag mal mehr, mal weniger deutlich erteilt wurde.

Mancher Anwesende hätte lieber etwas anderes gehört. Was, wenn die Vermieterin überhaupt kein Interesse daran habe, die Forderung zu begleichen, wurde zum Beispiel gefragt - begleitet von einem Hinweis, der den OB hellhörig werden ließ: In der Anlage würden etliche Wohnungen leer stehen. Vorboten einer Entmietung?
Die Idee, sich zusammenzuschließen, um Nebenkosten für Wasser fortan auf ein Gemeinschaftskonto (und dann weiter an die EWE) zu überweisen, überzeugte am Dienstag nicht jeden. Viele "Nord Wohnen"-Mieter würden ihr Trinkwasser am leibsten individuell mit der EWE abrechnen. Technisch kompliziert, gab Wüstenberg zu bedenken. "Mein Ziel ist es", antwortete der Netzregionsleiter auf Nachfragen, "zu einem ausbalancierten Verhältnis mit Ihrem Vermieter zurückzukehren".
"Süderwisch ist raus"
In Süderwisch ist dies anscheindend gelungen: "Hier stehen wir in sehr engem Kontakt mit der Eigentümerin", betonte Wüstenberg, der davon sprach, dass es im Austausch mit der Alpha Real Estate um die Frage gehe, inwieweit die EWE selbst einen Fehler (etwa bei der Pflege der Adressdatenbank, d. Red.) gemacht habe. "Das prüfen wir jetzt", kündigte Wüstenberg und kündigte gleichzeitig an, dass in den entsprechenden Mehrfamilienhäusern keine Sperrung mehr geplant sei. "Süderwisch ist raus", hieß es wortwörtlich.