
Sonntag der Seefahrt in Cuxhaven: Warum Seeleute aktuell eine harte Zeit durchmachen
Sonntag der Seefahrt in Cuxhaven beleuchtete die Probleme, die die Seefahrt aktuell mit sich bringt. In St. Petri ging es am Sonntag um Lebens- und Arbeitsbedingungen auf See, die durch globale Krisen härter geworden sind.
Besonders war der "Sonntag der Seefahrt" in diesem Jahr nicht allein aufgrund der ihm vorweggestellten "runden" Zahl: Zum 30. Mal feierte man am vergangenen Wochenende in St. Petri den "Sonntag der Seefahrt"; mehr denn ging es im Rahmen des Gottesdienstes um globale Krisen: Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine stellen für Seeleute weltweit eine besondere Belastung dar.
Ein Gruß von der "MSC Geneva"
Was es bedeutet, in diesen Zeiten getrennt von der Familie zu leben und zu arbeiten, illustrierte ein im gut besuchten Gottesdienst vorgetragener Gruß von der "MSC Geneva": Auf dem Containerschiff trauere (so hieß es sinngemäß) in diesen Tagen ein junger Matrose um seinen auf den Philippinen verstorbenen Vater. Der Sohn hatte Urlaub beantragt, um die Beisetzung mitzuerleben - vermochte aufgrund der Hygienebestimmungen in vielen Häfen aber nicht das Schiff zu verlassen.
Wichtig für Seeleute: das Gefühl, "gesehen zu werden"
Landgänge, die versagt, und Flüge, die gestrichen werden, verschärfen ein Belastungsszenario, mit welchem die fern der Heimat tätigen Seeleute ohnehin schon zurechtkommen müssen: Daran erinnerte am Sonnabend der für die Cuxhavener Seemannsmission tätige Arzt Dr. Dieter Czapski, der das Votum hielt und dabei auch auf das Verständnis zu sprechen kam, mit welchem Infektionsschutzbestimmungen zunächst an Bord aufgenommen worden waren. Inzwischen steht der Vorwurf im Raum, dass Crew-Mitgliedern vielfach die notwendige medizinische Versorgung verweigert wurde oder ihresgleichen in Häfen unnötigerweise an Bord ausharren mussten. Lobby-Organisationen weisen laut Czapski auch auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine hin: In dortigen Häfen sollen im vergangenen Jahr circa 2000 Seeleute gestrandet sein. Auch das Miteinander an Bord, wo (statistisch gesehen) 14,5 Prozent der Beschäftigten aus Russland oder der Ukraine stammen, hat sich verändert: Reedereien vermieden inzwischen "gemischte" Crews, hieß es am "Sonntag der Seefahrt", in dessen Verlauf Uwe Baumhauer, Seemannspastor der Landeskirche, über das Thema Ängste nachdachte. "In der Gewissheit, dass allein Gott das letzte Wort haben, wird, gehen wir auf die Schiffe", schloss Baumhauer seine Predigt.
Musikalische Begleitung durch den Shanty-Chor
Teile des Gottesdienst erfolgten auch in englischer Sprache - nachdem die Organisatoren Martin Struwe (Seemannsmission Cuxhaven) und Marcus Christ (Pastor St. Petri) in diesem Jahr auch Besatzungsmitglieder in den Kirchenbänken begrüßen konnten. "Schenken Sie ihnen ein Lächeln und das Gefühl, gesehen zu werden", hatte sich Czapski (auf alle in Cuxhaven gastierende Seeleute gemünzt) von den übrigen Besatzungsmitgliedern gewünscht. Seemannsdiakon Struwe und Kapitän Robert Hinners (Förderverein Schifffahrtsgeschichte) erinnerten schließlich an jene Seefahrer, die im vergangenen Jahr in Ausübung ihres Berufes das Leben verloren. Der Shanty-Chor Cuxhaven antwortete mit dem Song "Three Score and Ten".