
"Ich muss jeden Tag den Keller auspumpen": Grundstücke in Cuxhaven stark überschwemmt
"Das Wasser steht hier nicht zum ersten Mal, aber so schlimm war es seit 40 Jahren nicht", ist Manfred Schmidt besorgt. Der Cuxhavener wohnt in der Papenstraße in einer Art Tal. Sein Garten ist maßlos überschwemmt und der Cuxhavener funkt SOS.
Manfred Schmidt besitzt zwei nebeneinanderliegende Grundstücke - das eine vermietet er. Auf der einen Seite liegt die Papenstraße, die viel höher ist als sein Grundstück und auf der anderen Seite steht die Lärmschutzwand der Deutschen Bahn (DB) sowie der Pkw-Lagerplatz des "Mosolf Port Logistics & Services-Logistikunternehmens" in der Neufelder Straße. Schmidts Grundstück befindet sich also in einer Art Tal, in dem sich nun mehr Regenwasser als je zuvor sammelt. "Ich bin dankbar für die Lärmschutzwand, aber ich befürchte, dass der Betonsockel der Wand in einen Entwässerungsgraben gebaut wurde", erklärt der Cuxhavener. Er vermutet, dass bei dem Bau der Lärmschutzwand und des Pkw-Lagerplatzes nicht auf die entsprechende Entwässerung geachtet wurde.
Nun stehen sein Garten und der des Nachbargrundstückes unter Wasser. "Ich muss jeden Tag den Keller auspumpen. Mehrere Tage am Stück wegzufahren ist kaum möglich, danach steht so viel Wasser im Keller, dass meine kleine Pumpe kaum hinterherkommt", ärgert sich der Cuxhavener. Auch die Außenschächte des Kellers sind voller Wasser. Er wünscht sich, dass die Stadt Cuxhaven handelt und etwas gegen das stehende Wasser unternommen wird.

Ausreichend Entwässerungsmöglichkeiten vorhanden
Die Stadt Cuxhaven ist laut Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven, schon dabei, "schnellstmöglich eine Lösung zu finden".
Kolbenstetter versichert: "Der entsprechende Graben zur Entwässerung des Bereiches befindet sich auf dem Grundstück der DB Netz AG. Aus diesem Grund befinden wir uns derzeit in Absprache mit der DB Netz AG. Alle Beteiligten haben hierbei das Ziel, die Entwässerung des Bereiches möglichst kurzfristig zu entlasten." Die momentane Entwässerung des Gebiets Grodener Mühlenweg sehe eine Entwässerung in die westliche Richtung vor, heißt es vonseiten des Pressesprechers. "Von dort unterquert die Entwässerung die Bahngleise mithilfe eines Dükers (Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen etc.) in Richtung Norden", erklärt Kolbenstetter.
Manfred Schmidt hingegen fragt sich, wie es trotz der Entwässerungsmöglichkeiten dazu kommen kann, dass sich das Wasser auf seinem und dem benachbarten Grundstück so stark ansammelt.
Exakte Umsetzung des Bebauungsplanes
Laut Marcel Kolbenstetter traten aufgrund des Klimawandels Extremwetterereignisse wie Starkregen (oder Starkregen-ähnliche Ereignisse) in den vergangenen Jahren deutlich häufiger auf. Der Pressesprecher führt aus: "Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt an, dass von 2001 bis 2019 fast jeder Ort Deutschlands von einem Starkregenereignis betroffen war, auch in heißen und trockenen Jahren. Grundsätzlich kann es also überall in Deutschland zu extremen Unwettern, Sturzregen und Überschwemmungen kommen. Dieser Trend wird sich in der Zukunft im Zuge der globalen Erwärmung laut DWD und Umweltbundesamt (UBA) fortsetzen."
Dass der Bau des Pkw-Lagerplatzes in der Neufelder Straße ein Grund für die zunehmenden Entwässerungsproblematik sein könnte, wird laut Kolbenstetter momentan als unwahrscheinlich eingeschätzt, da beim Neubau der Pkw-Lagerfläche im Rahmen des Bauantragsverfahrens "wie üblicherweise" genau darauf geachtet wurde, dass die im Bebauungsplan festgesetzten Entwässerungseinrichtungen exakt umgesetzt wurden. Doch die aktuell bestehende Entwässerung solle in Zukunft entlastet werden, damit die Überschwemmung der Grundstücke abnimmt.
Maßnahmen, die für diesen Fall infrage kämen
Momentan sehe die Planung vor, die Entwässerung durch eine zusätzliche Abflussmöglichkeit in östlicher Richtung zu entlasten. "Hierzu wird derzeit von der DB Netz AG geprüft, ob eine Zisterne (unterirdischer Sammelbehälter) mit Überlauf in den Regenwasserkanal des Grodener Mühlenwegs technisch umsetzbar wäre", sagt Kolbenstetter. Es sei davon auszugehen, dass solch eine Zisterne die Entwässerungssituation entlasten würde.