
Welcher Weg ist richtig für Cuxhavens Stadtteil Groden und den Starkregenschutz?
BUND-Akteure aus Cuxhaven sehen ihre Einschätzung bestätigt: Die naturbelassene Fläche des früheren Gutshofs Arnhausen müsste Groden besser vor Starkregenfolgen schützen als ein betoniertes Rückhaltebecken. Welche Erkenntnis setzt sich durch?
Die Gewässer rund um das Gebiet Arnhausen in Groden sehen frisch gepflegt aus. Der Lehstrom ist vom Schilf befreit, rundherum sind Äste entfernt worden. Im inneren Kreis, auf dem ehemaligen Gutshof, hat die Stadt gerade die Reste der ehemaligen Bauwagensiedlung entfernt und eine Behelfsbrücke abgebaut.
Für die Aktiven der Initiative Stadtgrün im BUND-Kreisverband Cuxhaven fühlt es sich gerade an wie ein Schwebezustand. Kürzlich war die Zukunft des Geländes wieder Thema bei ihrem monatlichen Treffen. Werden die von ihnen und der BUND-Kreisgruppe Cuxhaven bei der Stadt eingereichten Alternativen zum Bau des betonierten Regenrückhaltebeckens ernst genommen?
Gabriele Grubel, engagiert in der Initiative Stadtgrün, ist überzeugt davon, dass ein gut gepflegter Lehstrom noch einiges an Aufnahme-Reserven hat. "Aber auch die Pflege der kleinen Gräben muss wieder ernst genommen werden." Wenn diese überbaut würden, zuwüchsen oder mit Unrat vollgeschüttet würden, sei es kein Wunder, dass Grundstücke schnell unter Wasser stünden.

Schon die Gutsleute haben Gräben angelegt
"Auch die früheren Arnhäuser Gutsleute müssten sich gut geschützt haben", sagt sie und verweist auf ein dort angelegtes Grabensystem. Würde auf dem Gelände eine Polderfläche (Überflutungsreserve) vorgesehen, müsste der Stadtteil Groden vor Überschwemmungen gut geschützt werden können.
Im Rahmen der öffentlichen Beteiligung zum Bebauungsplan 106n - Gewerbegebiet Groden - hatten sowohl der BUND-Kreisgruppe als auch die Initiative Stadtgrün im November 2024 Fragen an die Stadtverwaltung zu Entwässerung, Kosten, Umwelt und Natur und baulichen Auflagen für die Grodener Gewerbebetriebe gestellt. Diese Fragen wurden im Februar von der EWE und zum Teil von der Stadtverwaltung beantwortet, ohne dass im Ausschuss für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit ein Austausch hierüber zustande kam.
"Die Antworten bestätigen den BUND und die Initiative Stadtgrün in ihrer Einschätzung, dass die Notwendigkeit für den Bau eines Regenrückhaltebeckens in Arnhausen nicht nachgewiesen werden konnte", sagt Gabriele Grubel. Konkrete Daten und Aufzeichnungen zu Überstaupunkten im Stadtteil und Überflutungen des Lehstroms lägen weder bei der Stadt noch bei der EWE vor. Ohne eine belegte Belastung des Lehstroms fehle aber die Grundlage für die Planung des Regenrückhaltebeckens.
Vorgaben offensichtlich nicht eingehalten

Ferner seien die im Bebauungsplan von 1994 vorgeschriebenen Begrünungsauflagen für Grodener Gewerbebetriebe nur eingeschränkt umgesetzt worden; Dach- und Fassadenbegrünung fehlten ganz, heißt es in einem Schreiben an unsere Redaktion, der die Fragen und Antworten vorliegen. Der BUND und die Initiative Stadtgrün kritisieren ferner, dass Angaben zu den Bau- und Unterhaltungskosten erst nach dem Bauleitverfahren in der Planungsphase ermittelt werden sollen. Immerhin würden Abwasser- und Niederschlagsgebühren von den Bürgerinnen und Bürgern bezahlt.
Auch in anderen Punkten sei die Planung - bis auf die Feststellung, dass 24 Habitatbäume gefällt und 14.020 Quadratmeter Fläche plus 4000 Quadratmeter zusätzlich in der Bauphase in Anspruch genommen werden sollen - noch sehr unkonkret. Jedoch sei der Eingriff in die Natur unverkennbar erheblich und entspreche nicht dem Vermeidungsgrundsatz nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Eine Bezeichnung der mit Beton versiegelten Anlage als "naturnah" empfinden die Kritiker als "Greenwashing", also eine idealisierte Beschreibung einer Verschlechterung.
Für das gesamte Gebiet, auch das unter Schutz gestellte Biotop im Norden, fehlte ein Pflege- und Managementplan für Bau- und Betriebsphase sowie ein Reinigungskonzept für das Becken.

Während Befürworter das Regenrückhaltebecken als unabdingbar für den Schutz des Stadtteils ansehen, sehen sich die Naturschützer durch die Antworten der EWE und der Stadtverwaltung darin bestätigt, dass das gerade ein unversiegeltes Gebiet Arnhausen mit seiner wertvollen Strauch- und Krautschicht, den Altbäumen und dem vorhandenen Grabensystem den besten Schutz vor Starkregenereignissen im Entwässerungsgebiet Groden 1 bieten könne.
"Schutzmaßnahme gegen Trockenheit und Hitze"
Der reiche Baum- und Pflanzenbestand wirke außerdem ausgleichend in Trockenperioden. Denn auch Hitzeschutzmaßnahmen müssten im Klimaanpassungskonzept berücksichtigt werden, gibt Gabriele Grubel zu bedenken. Der Verzicht auf das Rückhaltebecken garantiere vielen unter Schutz stehenden Tier- und Pflanzenarten den Lebensraum und der Grodener Bevölkerung könne unter Umständen ein Naherholungsgebiet teilweise wieder zugänglich gemacht werden.
Die Vorstellung einer Vorlage zum Gebiet Arnhausen - mit Stellungnahmen zu den im Rahmen der Beteiligung vorgetragenen Einwände - hat die Stadt für das Frühjahr angekündigt.