Höchstleistung in Cuxhaven: Die wichtigste Woche des Jahres für die Fischerei
Deutschland isst (vorwiegend) Bratfisch - und das erst recht am Karfreitag. Nach einer trubeligen Karwoche berichtet Kai-Arne Schmidt von der Cuxhavener Kutterfischzentrale, welche Bedeutung die Karwoche auch heute noch für die Fischwirtschaft hat.
Einen Tag vor Karfreitag wurden deutlich mehr bis obenhin mit Fisch angefüllte Styropor-Kisten aus den Fischgeschäften im Cuxhavener Hafen herausgetragen und noch viel mehr Fisch wurde in den zurückliegenden Tagen an den Großhandel ausgeliefert. Welche Bedeutung hat die Karwoche noch für die Fischwirtschaft und für die Bevölkerung? Redakteurin Maren Reese-Winne hat darüber mit Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer der Kutterfischzentrale Cuxhaven, gesprochen.
Herr Schmidt, ist die Karwoche immer noch die bedeutsamste Woche für die lokale Fischwirtschaft oder haben sich die Gewohnheiten der Bevölkerung geändert?
Nein, da sind die Deutschen traditionell: Es bleibt die verkaufsstärkste Woche, lokal und in der gesamten Bundesrepublik. Das kommt auch durch die katholisch geprägten Regionen, in denen der Karfreitag ein Fastentag ist, an dem kein Fleisch gegessen wird.
Welche Mengen haben Sie in dieser Woche angelandet und wie unterscheidet sich dies von den Durchschnitts-Mengen im Jahr?
Ich spreche hier von Kutterfisch und von der traditionellen Karwoche, die wir am Mittwoch abgeschlossen haben. In diesen Tagen haben wir rund 160 Tonnen Filet produziert. Das ist ein erheblicher Unterschied zu der Durchschnittsproduktion von 60 bis 70 Tonnen in den meisten anderen Wochen.
Was bedeutet das für Ihren verarbeitenden Betrieb im Cuxhavener Hafen?
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass das eine anstrenge Woche ist, in der sie früh anfangen und spät aufhören. Am Donnerstag in der Woche vor Ostern geht es los, dann folgen ein paar anstrengende Tage. Der Dienstag war nochmal ein harter Tag, aber Mittwoch haben wir dann alles abgeschlossen.
Auf welchem Wege kommt der Fisch vorwiegend nach Cuxhaven? Lohnt sich der längere Seeweg aus den Fanggebieten oder wird die Strecke bevorzugt auf dem Landweg zurückgelegt?
Der Fisch kommt heutzutage fast ausschließlich auf dem Landweg, meistens aus Hanstholm in Nord-Dänemark, wo unsere Kutter "Janne Kristin", "Viktoria" und "Iris" anlegen. Der begehrte Lachs aus Aquakultur wird aus Norwegen zu uns transportiert. Das ist einfach betriebswirtschaftlich das einzig Sinnvolle angesichts der Explosion der Dieselpreise.
Inwiefern wirken sich der "Kabeljau-Krieg" mit Norwegen und die Brexit-Folgen auf die Menge des angelandeten Fischs oder durch verlängerte Fahrzeiten auf die Kosten aus? Bleibt Fisch zu Ostern bezahlbar?
Die enorme Verlängerung der Fahrwege konnte gerade noch durch die Einigung zwischen der EU und Norwegen im März abgewendet werden. Wir dürfen wieder in norwegischen Gewässern fischen und sind sehr froh darüber. Da der Dieselpreis der größte Kostenfaktor ist, ist hierdurch auch der Preis für frischen Nordseefisch im Vergleich zu 2022 relativ stabil geblieben. 2022 allerdings hat es durch den Ukraine-Krieg und seine Folgen einen großen Sprung gegeben. Für den Lachs muss leider auch in diesem Jahr erheblich tiefer in die Tasche gegriffen werden.
Welcher Fisch kommt zu Ostern am häufigsten auf den Tisch und welcher hat gerade Saison?
Zu Ostern sind Lachs und Kabeljaufilet die einsamen Spitzenreiter. Das passt auch zur Kabeljausaison. Die geringen Temperaturen verleihen dem Fisch eine gute, feste Struktur. Zu den nachgefragten klassischen Nordseefischen zählen auch Rotbarsch- und Seelachsfilet. Bei der Zubereitung liegt eindeutig der Bratfisch vorn. Kochfisch hat nur noch in der älteren Generation einen Stellenwert.
Und haben Sie auch eine persönliche Empfehlung?
Für mich ist das eindeutig der frische Nordseefisch. Der ist glücklich aufgewachsen und ist ein echtes Naturprodukt. Bei uns kommt Fisch nicht nur zu Ostern, sondern dreimal in der Woche auf den Tisch. Ich freue mich, dass die Verbraucher immer stärker auf das gesunde Nahrungsmittel Fisch setzen, das auch aus Klimaschutzsicht gut abschneidet. Und auch um die Ausrottung der Fischbestände braucht sich bei uns niemand Gedanken zu machen. Die entwickeln sich eher positiv. Wir in Nordeuropa managen das hier sehr gut. Wir haben mehr davon, wenn wir in und mit der Natur leben und eher mal einen Fisch länger im Wasser lassen, als diesen zu klein heraus zu fischen.
Wo werden die Besatzungen Ihrer Schiffe die Ostertage verleben?
Die werden alle auf See sein. Für den Ostermontag ist geplant, dass sie zum Löschen kommen und dann direkt wieder in See stechen.