Marion Hartig weiß, dass Bilderbücher auf verschiedenste Weise präsentiert werden können. Ein Schattentheater kann Kinder ebenso in den Bann ziehen wie das Erzähltheater (r.). In der Mitte ein Beispiel für eine Erzählschiene. Foto: Reese-Winne
Marion Hartig weiß, dass Bilderbücher auf verschiedenste Weise präsentiert werden können. Ein Schattentheater kann Kinder ebenso in den Bann ziehen wie das Erzähltheater (r.). In der Mitte ein Beispiel für eine Erzählschiene. Foto: Reese-Winne
Fantasie und Wortschatz

Jedem Kind ein Vorlese-Tipi: Cuxhavenerin startet nächstes ehrenamtliches Projekt

von Maren Reese-Winne | 16.04.2025

Durch ihre ehrenamtlich angebotenen Rikscha-Fahrten sind Marion Hartig und René Kellermann in Cuxhaven schon bekannt. Nun hat Marion Hartig wieder eine Idee. Diesmal geht's um Kinder - und plötzlich möchte man selbst wieder fünf Jahre alt sein. 

Seit fünf Jahren sind Marion Hartig und René Kellermann mit ihrer Rikscha in Cuxhaven unterwegs, um Personen, die kein Fahrrad (mehr) fahren können, zu den schönsten Orten der Stadt zu bringen - allein oder begleitet durch die ganze Familie auf dem Rad. Mit ihrer neuesten Idee möchte Marion Hartig nun die Bedürfnisse von Kindern in den Vordergrund stellen.

Glühender Fan von Kinderbüchern

Als glühender Fan und Sammlerin von Kinderbüchern hat sie sich ein Vorleseprojekt überlegt: "Magische Geschichten im Vorlese-Tipi". Wochenlang hat sie - in allen Belangen durch ihren Partner unterstützt - genäht, ausgeschnitten, geklebt, gebastelt, um nun mit dem fertigen Konzept an die Öffentlichkeit zu treten. 

Um Geschichten erleben zu können, braucht es keine technischen Hilfsmittel

Aus dem langjährigen Job in der Schulkinderbetreuung, der Begleitung von Pflegekindern und ihren Streifzügen durch die Buchläden weiß Marion Hartig, wie sehr Kinder Bücher und das Vorlesen lieben. Hörspiele allein könnten ein Bilderbuch niemals ersetzen. Viele Erwachsene mögen das "Parken" vor einem Gerät zwar praktisch finden, hätten aber oft vergessen, wie Fantasie entstehe und dass man diese erleben müsse.  

Wie vielfältig Bücher auch ohne technische Hilfsmittel präsentiert werden können, fasziniert sie. Sie hat sich mit Schattentheater, "Knie-Büchern" und dem japanischen Kamishibai (Erzähltheater) beschäftigt, liebt Pop-Up-Bücher und kann sich über geistreiche, überraschende und lustige Kinderbücher amüsieren.

Bücher auf vielfältige Weise wahrnehmen

Und zu jedem Buch in ihrer imposanten Sammlung fällt ihr eine Aktion für Kinder ein. Das will sie nun mit einer Abenteuerreise in die Welt der Bücher in die Tat umsetzen. Nach dem Gang durch einen geschmückten Torbogen erwartet die teilnehmenden Kinder ein kleines Tipi-Dorf. Für jedes steht ein Lese-Tipi mit Kissen, Stofftier und Beleuchtung bereit. Ob es sich drinnen einkuschelt oder lieber davor auf einem kleinen Teppich sitzt, entscheidet jedes Kind selbst. Selbst an eine Schuhablage vor jedem Zelt ist gedacht. 

Liebevoll gestaltetes Tipi-Dorf: Jedes Kind kann sich zurückziehen oder vor dem Tipi Platz nehmen. Foto: Reese-Winne

Tipis können (fast) überall aufgestellt werden

Zehn Tipis hat Marion Hartig gekauft, nach ihren Vorstellungen umgenäht und dekoriert und damit auch die Gruppenhöchstgrenze festgelegt. Die Leseaktion kann drinnen oder draußen stattfinden. Probeweise haben Marion Hartig und René Kellermann die Zelte zum Beispiel schon im Schlossgarten oder am Strand aufgestellt.

Angesprochen sind Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. "Viele Kinder sind nach Corona nicht mehr so frei wie vorher", hat die Cuxhavenerin beobachtet. Ihnen möchte sie Mut machen, sich wieder unbefangen zu treffen und wohlzufühlen.

Aktion an vielen Orten in der Stadt anbieten

Marion Hartig hofft nun auf ein großes Echo zum Beispiel bei Institutionen wie dem Haus der Jugend, der Stadtbibliothek, Kitas, Schulen oder Stadtteilzentren. Wenn die Idee einschlägt, würde sie gerne weitere Ehrenamtliche gewinnen. "Viele Ältere lesen gerne vor", weiß sie, aber auch Hortkinder oder Jugendliche aus den weiterführenden Schulen könnten dieser Aufgabe gut gewachsen sein.

Erzählen und Geschichten erfinden

Sie möchte nicht nur das Lesen wieder zu einem Erlebnis machen, sondern auch das Erzählen und Geschichten-Erfinden: Dafür kann zum Beispiel die Erzählschiene benutzt werden; ein Holzbrett mit eingefrästen Rillen, perfekt gemacht, um darin Fotos oder ausgeschnittene Figuren abzustellen und darüber ins Gespräch zu kommen und spielerisch den Wortschatz zu erweitern. Mit der Vielfalt der Angebote wird der Bogen zwischen Rückzugsmöglichkeit und Ausdrucksstärke geschlagen. Denkbar sind in dem Rahmen auch Spiele, Mal- oder sogar kleine Schauspiel-Aktionen.     

Und das alles - ebenso wie die Rikscha-Fahrten mit der "Rema-Rikscha" - kostenlos, denn verdienen will die  Initiatorin an ihrem Ehrenamt trotz des erheblichen Aufwands nichts. Art und Thema der Veranstaltung können Interessierte persönlich mit Marion Hartig abstimmen: Telefon (01 72) 98 89 013 oder über Facebook: Marion Hartig.

Der Weg durch den geschmückten Bogen soll Vorfreude auf die spannende Lesereise wecken.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Maren Reese-Winne
Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Kurioser Fall

Einzahlen - dann Automat aufbrechen: Cuxhavener unter den "dämlichsten Verbrechern"?

von Bengta Brettschneider

Es könnte als Bewerbungsvideo für "die dämlichsten Verbrecher der Welt" durchgehen: Im Amtsgericht Cuxhaven muss sich ein Mann verantworten, der am Automat Geld einzahlt - und es wieder rausholen will. Gegen den Schaden wirkt die Beute mickrig klein.

Katastrophenschutz

Bei Blackout in Cuxhaven: "Kat-Leuchttürme" sollen in der Stadt eingerichtet werden

von Tim Larschow

Was passiert, wenn in Cuxhaven für längere Zeit der Strom ausfällt? Auf diese Frage bereitet sich die Stadt derzeit mit einem neuen Konzept vor: den Katastrophenschutz-Leuchttürmen. Sie sollen im Ernstfall Anlaufstellen für die Bevölkerung sein.

Vor Gericht

Freundschaft zweier Cuxhavener fand ein blutiges Ende

von Kai Koppe

Eigentlich hatten sie vorgehabt, sich an einem Freitagabend ganz entspannt die Kante zu geben. Dann gerieten zwei junge Leute in Streit. Der eine erlitt Stichwunden, der andere muss sich nun vor Gericht verantworten. Vorwurf: versuchter Totschlag.