Ähnliche Hinweisschilder mit dem Symbol eines sogenannten Katastrophenschutz-Leuchtturms werden künftig auch in Cuxhaven zu finden sein. Foto: dpa/Arne Dedert
Ähnliche Hinweisschilder mit dem Symbol eines sogenannten Katastrophenschutz-Leuchtturms werden künftig auch in Cuxhaven zu finden sein. Foto: dpa/Arne Dedert
Katastrophenschutz

Bei Blackout in Cuxhaven: "Kat-Leuchttürme" sollen in der Stadt eingerichtet werden

von Tim Larschow | 05.09.2025

Was passiert, wenn in Cuxhaven für längere Zeit der Strom ausfällt? Auf diese Frage bereitet sich die Stadt derzeit mit einem neuen Konzept vor: den Katastrophenschutz-Leuchttürmen.

"Die Katastrophenschutz-Leuchttürme (KatS-Lt) sind öffentliche Einrichtungen, die im Krisenfall - insbesondere bei einem Blackout - als zentrale Anlauf- und Informationsstellen dienen", erklärte Lukas Nietfeld von der städtischen Katastrophenschutzbehörde im Ausschuss für Feuerwehr, Katastrophenschutz, Sicherheit und Ordnung.

Ziel der Kat-Leuchttürme ist es, der Bevölkerung auch in schwierigen Situationen ein Mindestmaß an Sicherheit zu bieten. Besonders vulnerable Gruppen wie Senioren oder Familien mit Kleinkindern sollen dort Unterstützung finden. Geplant sind Angebote wie eine erste medizinische Hilfe, Informationen zur Lage, Kontaktmöglichkeiten nach außen sowie die Verteilung von Medikamenten oder Transport in Notunterkünfte.

Am Tag des Katastrophenschutzes und der Feuerwehr zeigen sich die Einsatzkräfte in besonderer Montur. Foto: Reese-Winne

Allerdings ersetzen die Leuchttürme keine Eigenvorsorge. Jeder Haushalt sollte weiterhin grundlegende Vorbereitungen treffen und den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe folgen.

Feuerwehrhäuser werden zu Leuchttürmen

Als Standorte dienen künftig die Feuerwehrhäuser in Cuxhaven. Sie seien bekannt, gut erreichbar und das Personal vor Ort sei geschult. Ob diese Zahl an Anlaufstellen für die einwohnerstarken Stadtteile ausreiche, müsse noch geprüft werden.

Damit die Leuchttürme funktionsfähig sind, wird technisches Gerät benötigt. Bei Inbetriebnahme werden Kameraden der Ortswehren alarmiert, die als Elektrofachkräfte geschult sind. "Das ist wichtig, um die Geräte zu bedienen", so Nietfeld. Allerdings verfügen nicht alle Ortswehren über Notstromaggregate. Mobile Aggregate sollen deshalb angeschafft werden. Pro Ortswehr wären im Ernstfall rund neun Feuerwehrleute dauerhaft gebunden, um den Betrieb sicherzustellen.

"Im Falle eines Blackouts sind unsere Möglichkeiten der Kommunikation stark eingeschränkt", betont Lukas Nietfeld von der städtischen Katastrophenschutzbehörde. Foto: Jessica Lichetzki

Die Stadt will die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über die neuen Kat-Leuchttürme informieren. Geplant sind Flyer, die derzeit erarbeitet werden, sowie Aufklärung auf Veranstaltungen - etwa beim Buttfest (Sonnabend, 6. September 2025). "Im Falle eines Blackouts sind unsere Möglichkeiten der Kommunikation stark eingeschränkt. Die Leuchttürme sollen zukünftig eine verlässliche Anlaufstelle sein", betonte Nietfeld.

Erfahrungen aus anderen Städten

Cuxhaven ist mit dem Konzept nicht allein. In ganz Deutschland haben Kommunen bereits Kat-Leuchttürme eingerichtet. So nutzt der Landkreis Wolfratshausen in Bayern Rathaus und Turnhallen als Anlaufstellen. In Krefeld (NRW) betreibt die Stadt zehn Leuchttürme in Feuerwachen, Schulen und Kitas. Dort gehören medizinische Grundversorgung, Beratung, warme Getränke und eine Notrufmöglichkeit zum Angebot. Nach rund vier Stunden sind die Einrichtungen einsatzbereit.

Doch nicht überall funktioniert das System reibungslos. Besonders in Berlin gibt es Kritik: Von den geplanten Leuchttürmen ist nur etwa die Hälfte mit einer gesicherten Notstromversorgung ausgestattet. In einigen Bezirken reicht die Energieversorgung nur für wenige Stunden - in Pankow beispielsweise für maximal 11,5 Stunden. 

Eine aktuelle Studie des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Rahmen eines EU-Projekts weist zudem auf grundsätzliche Probleme hin. Zwar seien Kat-Leuchttürme bundesweit in Planung oder bereits umgesetzt, praktische Erfahrungen gebe es jedoch kaum. Ein zentrales Defizit sei die unzureichende Integration in bestehende Warnsysteme. Damit die Leuchttürme im Ernstfall ihre Rolle erfüllen können, müssten sie stärker ins lokale Warnkonzept eingebettet werden - etwa durch Aushänge vor Ort oder die Nennung in offiziellen Warnmeldungen.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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