Kongress in Cuxhaven: Region ist fit für die Energiewende
Im Jahr eins nach seiner Gründung hat der Verein Powerhouse Nord Station in Cuxhaven gemacht. Der zweite Kongress des Netzwerks für das Gelingen von Energiewende und Transformation im Norden fand in der Kugelbake-Halle statt.
Als Aufgabe von Powerhouse Nord ist definiert, Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunalpolitik, Verwaltung und Zivilgesellschaft aus dem nordniedersächsischen und bremischen Raum zusammenzubringen, Kooperationen entstehen zu lassen, zu verstärken und zu fördern.
Zu den 14 Initiatoren aus der Wirtschaft, der Kommunalverwaltung, der Wissenschaft, den Kammern sowie von den Sozialpartnern sind inzwischen weitere hinzugekommen. Sie wollen der Region zwischen Ems und Elbe als Treiber der grünen Energiewende mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Die Region produziere sauberen Strom im Überfluss, habe verfügbare Flächen, eine ausgebaute Infrastruktur und bedeutende Unternehmen.
"Wir sind das Kraftzentrum der Energiewende"
Diesen Anspruch nahm auch Cuxhavens Oberbürgermeister bei seiner Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses für die Stadt in Anspruch: "Wir sind das Kraftzentrum der Energiewende. Da gibt es kein Zurück mehr." Mit den gerade entstehenden neuen Kaianlagen biete der Hafen zusätzlich über 38 Hektar Fläche für die Offshore-Industrie. Derzeit sei man dabei, weitere 136 Hektar zu erwerben. "Innerhalb von zwei bis drei Jahren werden hier bis zu 3500 neue Arbeitsplätze geschaffen", so Santjer. Die Nachfrage aus der Wirtschaft sei groß. Weitere Unternehmen bekundeten ihr Interesse, sich in Cuxhaven anzusiedeln. "Das Offshore Industrie Zentrum Cuxhaven bedient inzwischen den weltweiten Markt. Da können uns selbst Irritationen in Berlin nicht weiter stören", so Santjer. Er wünsche sich, dass Powerhouse Nord gelingt und die Region mit Solidarität voranbringt.
Prof. Bruder: "Industrie braucht Verlässlichkeit"
Das wünscht sich auch der Präsident der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Ralph Bruder, zugleich Co-Vorsitzender von Powerhouse Nord. "Wir wollen die Region mittel- und langfristig stark aufstellen." Sie sei, mit den Städten Wilhelmshaven und Cuxhaven, zentral für die Zukunft der Erneuerbaren Energien und damit die positive wirtschaftliche Entwicklung. Auch wenn in der Politik Zweifel an der Transformation aufgekommen sein sollten, dürfe es kein Zögern geben. "Wir wollen nicht den Schwung verlieren und uns auf dem Weltmarkt behaupten." Die Region habe sich einen Vorsprung erarbeitet, jetzt gelte es, diesen Vorsprung auszubauen, denn "die Industrie braucht Verlässlichkeit".
Im Laufe des weiteren Kongresstages wurden drei "Panels", also Arbeitsgruppen, gebildet, die sich mit Themen wie Wasserstoffwirtschaft, Fachkräftebedarf, Netzstabilität und kommunaler Wärmeplanung beschäftigten. Weitere Themen waren unter anderem die Planungen für die A 20, Wissenschaftsförderung aber auch die kulturelle Attraktivität der Region als weicher Standortfaktor.
"Jedes Problem in Deutschland wäre mit weniger Bürokratie kleiner"
Als eine der Herausforderungen für die Zukunft dieses Landes gilt die überbordende Bürokratie. Dr. Patrick Bernau, Leiter des Wirtschaftsressorts der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS), gab in seinem Vortrag eine Übersicht über das Dickicht aus Gesetzen, Detailregeln und Verwaltungspraktiken, die die Entwicklung des Landes lähmten und aus seiner Sicht sogar die Demokratie gefährden. In seinem Buch "Bürokratische Republik Deutschland" schildert Bernau anhand einer Vielzahl von Beispielen die absurden Auswüchse der deutschen Regelungswut und zeigt zugleich Auswege aus der Bürokratiefalle.
"Jedes Problem in Deutschland wäre mit weniger Bürokratie kleiner", so Bernau. Sie koste Wohlstand und trage nichts zur Wertschöpfung bei. "Wir haben so viel Bürokratie, dass wir das Gute daran - etwa die Verhinderung von Ineffizienz und Korruption - nicht mehr erkennen", so Bernau - und das sei letztlich demokratiegefährdend. Etliche Gesetze seien in der Praxis nicht umsetzbar oder erzielten keine Wirkung. Das Ziel vieler Regelungen, Schaden abzuwenden, werde oft verfehlt. So sei nur ein Bruchteil der rund 1500 Klimaschutzmaßnahmen nachweislich wirksam.
Patrick Bernau: "Wegnehmen kostet nichts"
Obwohl über die Hälfte der seit drei Jahren neu geschaffenen Arbeitsplätze der Verwaltung dienten, klagen die Behörden, dass eine halbe Million Stellen in der Verwaltung unbesetzt sei und die dort Beschäftigten sich überfordert fühlen. Bernaus Rezept für den überfälligen Bürokratieabbau: Weniger vor Gericht klagen, mehr digitalisieren, vereinfachen und kooperieren, Lösungen statt Probleme suchen und nicht dem menschlichen Instinkt erliegen, immer noch etwas hinzuzufügen. Bernau: "Wegnehmen kostet nichts."