Cuxhavener Gnadenkirche ist jetzt Kulturkirche: Eröffnungskonzert setzt Maßstäbe
In der frisch ernannten Kulturkirche Cuxhaven entfaltete die Jazzformation Lariza ein klangliches Schauspiel voller Überraschungen. Ein Konzert, das neue Maßstäbe setzte und die Zuhörer in eine Welt der akustischen Wunder entführte.
Die frisch ernannte Kulturkirche Cuxhaven erlebte am Montagabend (17. November 2025) einen Auftakt, der Maßstäbe setzte: Die Kölner Formation Lariza verwandelte den Kirchenraum in ein atmosphärisches Labor für zeitgenössischen Jazz - ein Ort für Experiment, Klangforschung und emotionale Tiefe. Unter der Leitung der Jazzpreisträgerin Lena-Larissa Senge präsentierte die Band ihre Musik als vibrierende Melange aus Jazz, Elektronik, Pop und sphärischen Elementen.
Seit vier Jahren besteht das Quintett aus fünf Klangakrobatinnen und -akrobaten, die sich blind verstehen: Lorenz Schönle (Saxophon, Flöte, Vocals), Raissa Mehner (Gitarre, Vocals), Duy Luong (Bass, Electronics), Lukas Schwegmann (Drums, Electronics) und Frontfrau Lena-Larissa Senge (Vocals, Synthesizer, Gitarre, Flöte, Komposition) selbst. Gemeinsam formten sie einen hochpräzisen Klangkörper, der mit vollem körperlichem Einsatz akustische und elektronische Elemente verzahnte. Das Ergebnis: eine Musik, die flirrt und flutet, die anzieht und irritiert, die Geschichten erzählt - manchmal mit einem Hauch Magie. Instrumente miauten, hupten, zwitscherten - und blieben dabei doch stets kunstvoll musikalisch.

Klangwelten zwischen Glimmen und Lodern
Im Zentrum des Abends stand das aktuelle Album "Luminance", von der Fachpresse als "Experimentierfeld voller Möglichkeiten" gefeiert. Lariza entfaltete diese Möglichkeiten live mit schillernder Leichtigkeit: perlende Basslinien, dreistimmiger Gesang, perkussive Jazz-Grooves, kratzige Gitarrenriffs und ein Saxofon, das sprechen, weinen und flüstern konnte. Jeder Ton, jeder Soundeffekt schien präzise platziert - und zugleich frei wie ein spontaner Gedanke.
Die Eigenkompositionen kreisten um Sehnsuchtsorte, innere Reisen und fantastische Welten. Manche Stücke ließen Bilder eines verlassenen Planeten entstehen, dessen Bewohner verschwunden sind, andere erzählten von Menschen, die sich in einem Labyrinth verlieren und wiederfinden. Nichts war eindimensional, nichts vorgegeben: "Jazz kann irgendwie alles sein", sagte Lena nach dem Konzert - und Lariza bewies es eindrucksvoll.
Synthesizer verbanden sich mit improvisierten Linien, sanfte Bossanova-Anklänge glitten über in elektroakustische Soundflächen. Die Musik blieb stets im Fluss, mal glimmend, mal lodernd, stets voller Energie. Unterstützt wurde die Band von einem hellhörigen Tontechniker Julian, der die Klangwelten mit Feingefühl modellierte.
Ein Aufbruch für die neue Kulturkirche
Für Veranstalter Jörg Flehnert, Geschäftsführer von Kulturyard, war es das perfekte Eröffnungskonzert: "Ich habe Lariza gehört und war sofort schockverliebt. Das ist junger Jazz - frisch, mutig, absolut zeitgenössisch." Seit 1. November ist die Gnadenkirche offiziell Kulturkirche - und Lariza machte deutlich, welches Potenzial in diesem Raum steckt.
Am Ende stand ein Konzert, das das Publikum im Kulturraum Gnadenkirche tief berührte - ein Abend voller Hingabe, Klanglust und moderner Jazzenergie. Ein Startschuss für viele weitere musikalische Entdeckungen.
Von Joachim Tonn