25 Jahre Künstlergruppe im Schloss Ritzebüttel Cuxhaven: Kunst im Quadrat
Seit 25 Jahren beschäftigt sich die Künstlergruppe "Quadrat" mit dem Format "50 mal 50 Zentimeter". Im Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven feiern zehn Frauen und ein Mann ihr Jubiläum mit einer Ausstellung, die zeigt, wie aus Einheit Vielfalt entsteht.
Wenn sich eine Reihe kreativer Frauen und einige wenige Männer seit einem Vierteljahrhundert um ein Quadrat scharen, wird daraus mit der Zeit ein Kosmos: voller Linien, Fäden, Farben - und voller Geschichten, die sich wie selbstverständlich für die aktuelle Jubiläumsausstellung zwischen die alten Balken des Schlosses Ritzebüttel legen. Jetzt, zum 25-jährigen Geburtstag, öffnet die Künstlergruppe "Quadrat" ihre Werkstatt der Erinnerungen.
Die Wurzeln der Gruppe führen zurück in die frühen 1980er-Jahre, als viele der späteren Mitglieder in den Kursen des Cuxhavener Künstlers Wulf Kirschner ihre ersten Schritte machten. Manche suchten einfach eine kreative Heimat, andere kamen über Empfehlungen - so wie Ute Breitenberger, die 1983 nach Cuxhaven zog und zunächst niemanden kannte: "Dr. Armin Richter hat mich damals zu Kirschner gebracht. Ab da gab es Kurse, Gespräche, Ausstellungen. Und ich bin geblieben."
Zu Beginn ein Format von 50 mal 50
Als sich später ein Name finden sollte, entstand er fast zufällig - aus praktischen Überlegungen für eine Ausstellung in den BBS. "Wir wollten ein einheitliches Format - 50 mal 50 Zentimeter", sagt Carola Jahn-Schüßler. "Ein Preis, ein Format - und plötzlich hieß die Gruppe Quadrat." Annette Bolgen erinnert sich lachend daran, dass ihr Hamburger Dozent an der Sommerakademie ebenfalls leidenschaftlich mit dem Quadrat arbeitete. "Es passte von allen Seiten."
Heute ist "Quadrat" ein Ensemble eigenständiger Handschriften: Malerei, Holz, Stoff, Linolschnitt, Objektkunst. Doch im Hintergrund - dort, wo Arbeitsweisen und Temperamente aufeinanderprallen könnten - liegt etwas, das stärker ist als bloße Gemeinsamkeit. Claudia Domeyer fasst es in einem Satz zusammen, der im Pressegespräch im Schloss immer wieder mitschwingt: "Jede arbeitet für sich - aber wir empfinden uns als Gruppe. Man kann jede anrufen, jederzeit. Und wir freuen uns immer auf unsere Treffen. Es ist nie ein 'Oh je, heute muss ich da hin‘."
Der Weg zur Jubiläumsausstellung war ungewöhnlich. Erstmals gab es kein gemeinsames Thema, keine monatelange Suche nach einem Motto. Stattdessen: individuelle Freiheit - aber begrenzt durch drei Meter Wandfläche pro Person.
"Das ist viel weniger, als es klingt", sagt Domeyer. "Wie willst du dich auf drei Metern zeigen? Alte Werke, die du liebst? Neue, die noch unsicher sind?" Sie entschied sich für ihr Werk Ruhekissen, aus Wäscheleinen gearbeitet. Ein Stück zwischen Leichtigkeit und Kühnheit, das die Besucher sofort einfängt.
Die Räume des Schlosses machen es leicht, jedes Werk neu zu betrachten. Zwischen den dunklen Deckenbalken, in diesem Wechsel von hellem Tageslicht, wirken die Arbeiten geerdet und zugleich angehoben. "Der Raum hebt jedes Werk auf eine Bühne", sagt Jahn-Schüßler. Für viele aus der Gruppe ist es ein Heimkommen: Nach Jahren in Otterndorf nun wieder eine Ausstellung in Cuxhaven, der eigenen Stadt.
Ein Geschenk zum Jubiläum: "Instant Impro"
Auch der organisatorische Alltag spielt eine Rolle im Zusammenhalt. Drei-, viermal im Jahr trifft man sich, bespricht Termine und Themen und verteilt Aufgaben. Dass der größte Tisch bei Carola Jahn-Schüßler steht, die gerne und gut kocht, ist für die Gruppe ein Vorteil. "Da wird bei einem schönen Essen alles Wichtige besprochen. Wie im Mittelalter", scherzt Ute Breitenberger. "Man muss sich auch nähren."
Für die Vernissage am Dienstag, 25. November, um 19.30 Uhr hat sich "Quadrat" ein besonderes Geschenk gemacht. Statt der üblichen Rede eröffnet die Bremerhavener Theatergruppe "Instant Impro" den Abend - lebendig, überraschend, mit einem Augenzwinkern. "Wir wollten mal etwas anderes", sagt Claudia Domeyer.
Wie es weitergeht? Im kommenden Juni folgt die große Ausstellung in Otterndorf, auf zwei Etagen der Stadtschule - ein Ort, den die Gruppe schätzt, weil er Raum und Ruhe bietet. Neue Mitglieder? Vielleicht. Aber vorsichtig. "Es muss passen", berichten die Frauen. "Wir hatten immer wieder Anfragen. Man merkt schnell, ob es geht."
Und vielleicht gibt es am Ende dieses Jubiläumsjahres einen Gedanken, der bleibt: den von Ute Breitenberger. "Das Typische an unserer Gruppe ist die gegenseitige Wertschätzung."