
Mäuse-Skandal in Aldi-Filiale in Cuxhaven: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Mäuse und Mäusekot in der Backwarenabteilung - nach einem Schädlingsbefall bei einem Aldi in Cuxhaven soll der Backwarenbereich zu früh geöffnet worden sein. Nun hat die Staatsanwaltschaft Stade Anklage gegen die Filialleiter erhoben. Von Jan Iven
Nach einem Mäusebefall im Backshop eines Aldi-Marktes in Cuxhaven im Februar hat die Staatsanwaltschaft Stade Anklage am Amtsgericht Cuxhaven erhoben. "Das Verfahren richtet sich gegen den Filialleiter und die stellvertretene Filialleiterin des Aldi Marktes in der Brockeswalder Chaussee in Cuxhaven", bestätigte Oberstaatsanwaltschaft Kai Thomas Breas auf Nachfrage. Vorgeworfen wird den beiden ein Verstoß gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB).
Lebende Maus im Aldi in Cuxhaven in der Schublade gefunden
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, war es in dem Backshop des Discounters zu einem Befall mit Mäusen gekommen. Sowohl der Landkreis Cuxhaven als zuständiges Veterinäramt als auch ein Konzernsprecher bestätigten den Vorfall, der am 13. Februar von der Behörde bei einer Kontrolle festgestellt worden war. "Der konkrete Vorwurf lautet, dass trotz eines Verkaufsverbots und Herstellungsverbots aufgrund des Mäusebefalls - insbesondere des Backshops - dort weiterhin Lebensmittel abverkauft und hergestellt worden sind", sagte Oberstaatsanwalt Breas.
Landkreis Cuxhaven hat Kontrolle durchgeführt
Demnach hätten der 27-jährige Filialleiter und seine 46 Jahre alte Stellvertreterin mit einer Wiederaufnahme des Verkaufs warten müssen, bis ein Schädlingsbekämpfer bescheinigt, dass die festgestellten Mängel behoben sind. "Eine derartige Bescheinigung konnte bei einer Kontrolle durch den Landkreis Cuxhaven am 21. Februar nicht vorgelegt werden" so der Oberstaatsanwalt. Vielmehr soll der Schädlingsbekämpfer zuvor "auf erhebliche hygienische Mängel und nicht beseitigte Mäusekotspuren hingewiesen" haben.
Landkreis Cuxhaven stellt einen Bericht aus
Im Bericht des Landkreises heißt es dazu: "In diversen Bereichen mit Backwaren wurde Mäusekot vorgefunden. Beim Öffnen einer Schublade im Backwarenverkaufsbereich wurde eine lebende Maus gesichtet." Bei der Schädlingsbekämpfung soll es zudem zu Mängeln gekommen sein. Das Personal wurde demnach nicht angemessen geschult. Lebensmittel seien einer "Kontaminationsgefahr" ausgesetzt gewesen.
Aldi-Konzern wechselt Schädlingsbekämpfer
Auf Nachfrage betonte Aldi Nord, die Beanstandungen des Landkreises sehr ernst genommen zu haben. "Wir haben umgehend alle Produkte aus dem Verkauf genommen und den Verkauf bis zur sofort beauftragten Reinigung der betroffenen Backwarenbereiche gestoppt", teilte ein Konzernsprecher mit. "Erst nachdem diese Maßnahmen durchgeführt worden waren, haben wir den Verkauf wieder angestoßen." Demnach erfolgten tägliche Nachkontrollen durch die Filialmitarbeiter.
Probleme bei Aldi in Cuxhaven nicht gelöst
Der Konzern bestätigt, dass die Probleme zunächst nicht vollständig gelöst werden konnten. "Da sich die Schädlingssituation beim Folgebesuch des Landkreises am 21. Februar dennoch nicht vollständig zufriedenstellend entwickelt hatte, haben wir grundlegende und weiterreichende Maßnahmen eingeleitet", teilte der Sprecher mit.
Fachfirma reinigt Verkaufsraum von Aldi in Cuxhaven
Demnach wurde der komplette Verkaufsraum von einer Fachfirma gereinigt. Zudem habe es bauliche Veränderungen im Gebäude gegeben. Auch ein neuer Schädlingsbekämpfer wurde beauftragt. "Mit dem Ergebnis, dass der Verkaufsraum zwischenzeitlich frei von jeglichem Befall ist, was eine weitere Begutachtung durch den Landkreis Cuxhaven bestätigt hat", so der Aldi-Nord-Sprecher.
Ob die beiden Angeklagten weiterhin für Aldi Nord tätig sind und die betroffene Filiale leiten, teilte der Konzern nicht mit. Auch eine mögliche juristische Unterstützung der Angeklagten durch das Unternehmen wurde nicht kommentiert: "Zu Personalentscheidungen und zu laufenden Rechtsverfahren äußern wir uns nicht extern."
Landkreis Cuxhaven bestätigt Beseitigung der Missstände
Nach Angaben des Landkreises Cuxhaven hatte das Veterinäramt den Supermarkt regelmäßig lebensmittelrechtlich kontrolliert. "Dabei wurden Mängel festgestellt und Maßnahmen zur Abstellung angeordnet", teilte eine Kreissprecherin mit. Demnach wurden die Mängel schließlich am 24. Februar abgestellt. Weitere Angaben könne die Börde aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht geben. Die festgestellten Verstöße seien gemäß des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches veröffentlicht worden.
Unternehmen im Kreis Cuxhaven müssen Schädlinge bekämpfen
"Lebensmittelbetriebe sind grundsätzlich dazu verpflichtet, ein Schadnagermonitoring zu betreiben, welches in den meisten Fällen durch professionelle Firmen durchgeführt wird", so die Kreissprecherin. Wenn ein Befall durch Mäuse oder andere Schädlinge festgestellt wird, müssen diese von dem betroffenen Unternehmen bekämpft werden. Überwacht würden die Maßnahmen durch den Landkreis, so die Sprecherin.
Bei einer Verurteilung drohen bis zu drei Jahren Haft
Auch wenn die Mängel mittlerweile behoben wurden, wird der Vorfall nun juristisch aufgearbeitet. Ein möglicher Verhandlungstermin am Amtsgericht Cuxhaven wurde allerdings noch nicht genannt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohen den Angeklagten im Falle einer Verurteilung Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.