
Mützen, Schals und Süßigkeiten: Cuxhavener Seemannsmission pflegt alte Tradition
Fern der Heimat und teils durch Tausende von Seemeilen von der eigenen Familie getrennt, verbrachten Besatzungsmitglieder den Heiligen Abend im Cuxhavener Hafen. Die Seemannsmission sorgte dafür, dass an Bord dennoch Weihnachtsstimmung aufkam.
Mützen, Schals, Kalender, Süßigkeiten und Telefonkarten sollten den Besatzungsmitgliedern an Heiligabend ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern. Dass die Seeleute in Cuxhaven in der Weihnachtszeit eine kleine Aufmerksamkeit bekommen, hat Tradition.
Schon in alten Aufzeichnungen wird berichtet, dass die Seemannsmission zu Weihnachten Aktionen für Seeleute durchführte. Also schon seit über 100 Jahren. "Ich selbst bin seit 2007 in Cuxhaven. Was man merkt, ist, dass es immer mehr wird. Damals waren es etwa 350 Geschenke, jetzt sind wir bei fast 900", berichtet Diakon Martin Struwe, Leiter der Seemannsmission im Grünen Weg.
Gitarre, Querflöte und ein Saxophon
Die Verteilung der Geschenke beginnt bereits Anfang Dezember. "Viele Seeleute haben eben nicht das Glück, an Heiligabend im Hafen zu sein. Sie werden schon vorher beschenkt, damit sie an Weihnachten eine kleine Überraschung unter dem Baum haben", sagt Struwe. Am 23. Dezember waren bereits 380 Geschenktüten verteilt.
Am Heiligen Abend herrschte in der Mission im Grünen schon um halb acht reges Treiben. Martin Struwe schlüpfte in sein Weihnachtsmannkostüm und zwei Gruppen wurden gebildet. Missionsmitarbeiterin Inga-Kristin Thom saß am Computer und blickte auf die lange Liste der zu besuchenden Schiffe.
Unterstützt wurde das Team traditionell von den Kindern von Martin Struwe. Hinzu kam ein Teil des ehrenamtlichen Teams und Jugenddiakon Matthias Schiefer, der mit seiner Gitarre für musikalische Höhepunkte sorgte. Lotta Struwe spielte Querflöte und Saxophon und Ida Struwe begeisterte mit ihrem Gesang. Sie war aus Finnland angereist, um mit ihrer Familie in Cuxhaven Weihnachten zu feiern.
Die erste Station am frühen Morgen war die "Rotra Vente", ein RoRo-Schiff, das Komponenten für Offshore-Windkraftanlagen transportiert. Nur das Rascheln der Geschenktüten und die freundliche Begrüßung eines philippinischen Seemanns, der die ganze Nacht an der Gangway stand und aufpasste, dass niemand das Schiff betrat, waren zu hören - für den Weihnachtsmann und seine Helfer wurde natürlich eine Ausnahme gemacht. In der Messe der "Rotra Vente" wurden Geschenke verteilt und gesungen. Auch Fotos mit dem Weihnachtsmann durften nicht fehlen.
"Unser Anspruch ist es, alle Schiffe zu besuchen"
Danach wurde ein Schiff nach dem anderen von der Liste gestrichen. Insgesamt wurden 25 Schiffe besucht, und auf denen, wo viele philippinische Besatzungsmitglieder arbeiten, sorgte Ida Struwe für eine besonders große Überraschung. Sie hatte ein Weihnachtslied in der philippinischen Landessprache Tagalog einstudiert.
Nach den Bordbesuchen gab es Kaffee und Kuchen, den eine ehrenamtliche Helferin gebacken hatte. Dann ging es wieder los, um auch die Pförtner, die Wasserschutzpolizei und alle anderen im Hafen zu besuchen, die Dienst hatten. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag ging das Ganze wieder von vorn los und auch die Mission war geöffnet, damit die Seeleute Billard oder Dart spielen konnten, um abzuschalten.
Es gab viel zu tun, und mit den neuen Liegeplätzen wird die Arbeit in den kommenden Jahren nicht weniger werden. "Es ist eine große Herausforderung, aber auch unser Anspruch, immer alle Schiffe zu besuchen. Das wollen wir auch in Zukunft schaffen. In anderen großen Häfen ist das nicht möglich", betont Struwe. Ein weiteres Thema ist die Finanzierung der Arbeit. Die kirchlichen Mittel für die Arbeit von Struwe und seinem Team sind in den vergangenen Jahren trotz des Wachstums des Hafens zurückgegangen. Die Arbeit hier vor Ort muss daher durch Firmen und Reeder im Hafen und aus Spenden finanziert werden.
