Zufahrt zur Helios-Klinik Cuxhaven mit dem fußläufigen Zugang zur Notaufnahme (rechts). Foto: Reese-Winne
Zufahrt zur Helios-Klinik Cuxhaven mit dem fußläufigen Zugang zur Notaufnahme (rechts). Foto: Reese-Winne
Trotz Verdachts auf Schlaganfall

Notfallversorgung abgelehnt: Helios-Klinik Cuxhaven entlässt Arzt 

von Maren Reese-Winne | 10.01.2023

Cuxhaven. Verdacht auf Schlaganfall und der Arzt im Krankenhaus lehnt jegliche Behandlung ab: Ein Ereignis in der Notaufnahme der Helios-Klinik Cuxhaven hat jetzt Konsequenzen. Die Klinik hat den damals diensthabenden Arzt fristlos entlassen.

Es war schon harter Tobak, den die Leserin Sabine Romanowski in einem Leserbrief am 3. Januar schilderte - reagierend auf die in den vergangenen Wochen verstärkt wahrgenommene Kritik an der Notfallversorgung in der Klinik. Die Leserin konnte dazu ihre eigene Erfahrung beisteuern: Am 11. Dezember (3. Advent) sollte ihr Vater per Rettungswagen mit Verdacht auf Schlaganfall in die Helios-Klinik  gebracht werden. 

Was dann folgte, überstieg jede Vorstellungskraft: Der Vater erreichte auf der Trage liegend in Begleitung der Rettungswagenkräfte die Notaufnahme, wo der diensthabende Arzt jede Behandlung ablehnte, sich auch den Grund der Einlieferung nicht anhören wollte und die Gruppe nach einem lautstarken Wortwechsel des Hauses verwies. Der Rettungswagen musste die lange Fahrt ins Elbe-Klinikum in Stade antreten, wo der Vater endlich untersucht und behandelt wurde. 

Sachverhalt überprüft und Konsequenz gezogen

In der Helios-Klinik muss der per Leserbrief (erschienen am 3. Januar mit der Überschrift "Warum versorgt die Klinik keine Notfallpatienten?" dokumentierte Vorfall einige Unruhe ausgelöst haben, auf jeden Fall sind Konsequenzen gezogen worden, über die der Sprecher der Helios-Regionalleitung Nord jetzt per Pressemitteilung informierte. Der Chefarzt der Zentralen Interdisziplinären Notaufnahme (ZINA), Dr. Lüder Herzog, sagt hierzu: "Der betreffende Arzt wurde nach sorgfältiger Prüfung des Sachverhaltes entlassen. Er wird nicht wieder für unsere Klinik arbeiten. Das in dem Leserbrief beschriebene Verhalten widerspricht unserem Grundverständnis einer fachkompetenten und zugewandten Behandlung.  Es widerspricht damit auch den Qualitätsstandards, die Patientinnen und Patienten in der Helios-Klinik Cuxhaven erwarten dürfen. Für das Verhalten dieses Arztes möchten wir uns ausdrücklich entschuldigen."

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "äußerst engagiert"

Die messbare Behandlungsqualität der Helios-Klinik Cuxhaven sei im allgemeinen nachweislich deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. "Dies betrifft ausdrücklich auch die Versorgung in der Notaufnahme, in der unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich äußerst engagiert und kompetent um unsere Patientinnen und Patienten kümmern. Auch durch stringente Maßnahmen, wie in diesem Fall, wollen wir eine gute Patientenbehandlung gewähren und aufrechterhalten", so Herzog. 

Eine häufiger auftretende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der (Notfall-)Versorgung wird dennoch seit mehreren Wochen beobachtet beziehungsweise angesprochen. Unsere Redaktion erreichten sowohl aus Patienten- als aus Beschäftigtenkreisen Berichte über eine unzureichende personelle Versorgung und Abmeldungen aus der Notfallversorgung. Bestätigt wird dies auch in dem obigen Leserbrief vonseiten des Stader Krankenhauses, das mehr Patienten aus Cuxhaven behandeln muss. Ebenso sind die Rettungsdienste nachweisbar häufiger und länger auf den Straßen unterwegs.

Kein Problem einzelner Kliniken

Unbestritten  ist, dass alle Krankenhäuser aktuell mit hohen Krankenständen und einem hohen Zulauf vor allem durch Infektionskrankheiten zu tun haben. Aus der Klinik in Cuxhaven hieß es dazu vor Weihnachten: "Die Helios-Klinik Cuxhaven steht auf soliden Füßen und leistet eine nachweislich überdurchschnittliche medizinische Qualität. Wir bieten damit - aus unserer Sicht - einen sichereren Arbeitsplatz als Kliniken, die sich in Schieflage befinden. Zudem haben wir in den vergangenen beiden Jahren Personal aufgebaut - sowohl in der Pflege als auch in der Ärzteschaft. Dass es zu temporären Engpässen kommen kann, hat andere Gründe (Corona, Grippe, RSV, allgemeiner Fachkräftemangel)." 

Das Thema wird in diesem Jahr auch die Ratspolitik weiter beschäftigen, obwohl das Krankenhaus bekanntlich seit 20 Jahren nicht mehr in städtischer Regie ist. Die Anschaffung eines weiteren Rettungswagens samt einer Aufstockung des Personals der Berufsfeuerwehr Cuxhaven ist beschlossen. 

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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