Biergarten-Atmosphäre: Besucher genießen das gesellige Beisammensein unter den noch belaubten Bäumen auf dem zentralen Platz des Döser Straßenfestes „Op no Dös“. Foto: Jens Potschka
Biergarten-Atmosphäre: Besucher genießen das gesellige Beisammensein unter den noch belaubten Bäumen auf dem zentralen Platz des Döser Straßenfestes „Op no Dös“. Foto: Jens Potschka
Nostalgischer Hauch in Döse

Cuxhavens Stadtteil Döse feiert: So lief "Op no Dös" 2025 (mit Video & Fotos)

von Jens Potschka | 14.09.2025

In Cuxhaven verwandelt sich der Stadtteil Döse beim Fest "Op no Dös" in einen lebendigen Treffpunkt: Flohmarkt-Schätze wechseln den Besitzer, Drehorgeln erklingen und ein Biergarten lädt zum Verweilen ein. "Ein Träumchen", schwärmen die Besucher.

Schon von weitem ist er zu hören. Heinz Krieft dreht an seiner Hofbauer-Orgel, die Pfeifen singen, die Menschen bleiben stehen. Ein Hauch von Nostalgie liegt über dem Platz vor der Döser Schule. "Ich habe schon als Junge auf der Straße einem Drehorgelmann hinterhergestarrt", erzählt der 74-Jährige aus Greffen, der mit seiner Frau auf dem Campingplatz Wattenlöper Urlaub macht.

Drehorgelspieler Heinz Krieft ließ am Sonnabend auch den Nachwuchs an sein wertvolles Instrument. Hannes (5 Jahre) und Bruno (8) haben ihren Spaß dabei. Foto: Jens Potschka

Heute bringt er die alte Tradition zurück - und gibt dem Straßenfest jenen Ton, mit dem es vor Jahrzehnten begann: dem "Anorgeln".

Dass es "Op no Dös" überhaupt noch gibt, ist dem Cuxhavener Unternehmer Günter Wichert zu verdanken. Zum zweiten Mal hat er die Organisation übernommen - nach 40 Jahren, in denen andere das Fest prägten.

Besucher schlendern über den lebhaften Flohmarkt von "Op no Dös", während die Straßen von Döse in nostalgischem Charme erstrahlen. Foto: Jens Potschka

"Wir haben den Dorfplatz in eine Art Biergarten verwandelt, mit Schirmen, Lichterketten, Bierwagen. Das macht die besondere Atmosphäre", sagt Wichert. Ein Blick auf die vielen Sonnenstühle im Schatten alter Bäume bestätigt: Hier fühlt sich Döse wohl. 

Kinder toben fröhlich in der vom Förderverein der Kita St. Gertrud gesponserten Hüpfburg beim Fest "Op no Dös" in Döse. Foto: Jens Potschka

Trödel, Tradition und Geschichten

Mehr als hundert Flohmarktstände reihen sich am Sonnabend durch die Straßen. Wer früh kam, konnte schon vor Sonnenaufgang Schnäppchen machen. Martina und Olaf Rusch standen um viertel vor fünf mit Kisten und Kartons bereit. "Unsere Stammkunden sind immer die Ersten", sagt Olaf. Und Martina erzählt lachend von einem Rollkragenpullover, der unzählige Male angefasst wurde: "Ich habe gewettet, dass er nicht verkauft wird. Am Ende ging er für vier Euro weg - Olaf hat die Wette gewonnen."

Martina und Olaf Rusch freuen sich über reges Interesse an ihrem Flohmarktstand beim "Op no Dös"-Fest in Döse. Foto: Jens Potschka

Gleich nebenan türmen sich Gesellschaftsspiele. Stephan Egg hat 254 Kartons aufgestapelt. "Zu Hause habe ich fast 2000 Spiele", erzählt er stolz. "Gesellschaftsspiele sind wieder voll im Trend."

Und dann ist da noch Samson - der überdimensionale Bär aus der "Sesamstraße". Mika und Anneke Schneider sowie Karolin Krumme bieten ihn an ihrem Stand an. "Seit den Achtzigern lag er bei uns im Gästezimmer. Jetzt darf er weiterziehen", sagen sie. 

"Flohmarkt-Star" Samson: Der Bär aus der Sesamstraße wechselte nach Jahrzehnten in einem Gästezimmer in Döse den Besitzer. Mika und Anneke Schneider sowie Karolin Krumme sagen Tschüss. Foto: Jens Potschka

Von Döser Schule bis Waldorf 

Auch die Döser Schule ist mit dabei. Vorstandsmitglied Christian Jagst verkauft mit Eltern frische Brötchen und Kaffee für die Schulkasse.

Am Stand des Fördervereins der Döser Schule genießen Gäste frische Brötchen und Kaffee. Der Erlös kommt Schulprojekten zugute. Foto: Jens Potschka

"Wir wollen ein aktiver Verein sein, nicht nur Fördermittel abgreifen", erklärt er. Die Einnahmen fließen in Tischtennisplatten, Headsets oder Zuschüsse für Klassenfahrten. "55 Mitglieder haben wir inzwischen, wir hoffen auf Zuwachs."

Besucher des Döser Straßenfests genießen die lebendige Atmosphäre und die Tanzvorführung der Gruppe um Songül Junge vor der Bühne bei der Döser Schule. Foto: Jens Potschka

Nicht weit entfernt stapeln sich Bücher, Kleidung und kleine Fundstücke. Karl-Heinz Kern, seit den 80ern dabei, erkennt man sofort: am Bowler-Hut. "Den hätte ich fast mal verkauft", erzählt er. "300 Mark wollte ein Kutscher zahlen, aber seine Frau hat es verhindert. Seitdem begleitet er mich auf jedes Fest." Gemeinsam mit Stephan Zukowski und Dr. Gerda Lemmerhirt verkauft er Spenden für die Waldorfschule. Zukowski genießt dabei den Überraschungseffekt: "Wir wissen manchmal gar nicht, was in den Kartons ist. Dann kommen Kunden, erklären uns das Stück - und wir verkaufen es."

Karl-Heinz Kern präsentiert nostalgische Schätze auf dem "Op no Dös"-Flohmarkt in Döse - stilecht mit Bowler auf dem Kopf. Foto: Jens Potschka

Persönliche Töne und neue Ideen

Vor dem alten Kantorenhaus stehen Christina Haas und Hans-Christian Seebeck. "Das ist ein Träumchen hier", schwärmt Haas, die das Haus gemietet hat. "Für das Fest haben wir den Platz vor der Tür bespielt. Ich verkaufe Kleidung und Bücher, meine Bekannte gleich nebenan. Und unser Hund Hannes ist natürlich auch dabei."

Vor dem alten Kantorenhaus stehen Christina Haas und Hans-Christian Seebeck. "Das ist ein Träumchen hier", schwärmt Haas, die das Haus gemietet hat. Foto: Jens Potschka

Ein paar Stände weiter duftet es nach frisch gesägtem Holz. Magret und Nikolaus Lührs bieten Dekoration aus der heimischen Werkstatt in Wedel. "Besonders beliebt sind unsere Möwen aus Holz", erzählt sie.

Magret Lührs verkaufte mit ihrem Mann Nikolaus-Dekoration aus der heimischen Holzwerkstatt in Wedel. Foto: Jens Potschka

Auch Monika Roesner und Rena Hesse haben Tische aufgebaut - direkt vor dem eigenen Haus. "Für mich ist es das erste Mal", sagt Roesner, die seit fünf Jahren in Döse lebt. "Ich habe gut verkauft und musste Ware nachlegen." Hesse ergänzt: "Das ist sonst nicht meine Welt. Aber es hat Spaß gemacht."

Monika Roesner und Rena Hesse sind mit dem Verkauf auf dem Flohmarkt in Döse durchaus zufrieden. Foto: Jens Potschka

Stimmenvielfalt auf dem Markt

Elisabeth Reiche ist extra aus Bremen angereist. Auf ihrem Stand glänzen Plauener Spitze, Hardanger-Stickereien und feine Häkeldecken. "Meine Kundschaft ist ab vierzig aufwärts", erklärt sie. "Die Jungen kaufen so etwas kaum noch."

Besucher stöbern auf dem Flohmarkt von "Op no Dös" und entdecken kleine Schätze. Foto: Jens Potschka

Gabriele Durchholz, mit ihrem E-Scooter auf dem Platz, fädelt Perlen in Paracord-Armbänder. "Noch habe ich nichts verkauft", gibt sie zu. "Aber fürs Training meiner Finger ist das wichtig." Und Kat Schwardt aus Oberndorf hat den Stand mit den meisten Geschichten. "Ich verkaufe hier Sachen meiner Eltern, meiner Tante aus Berlin und meines Sohnes. Klamotten laufen dieses Jahr nicht so, aber alles andere geht gut."

Standbetreiberin Kat Schwardt präsentiert ihre Waren auf dem lebendigen Flohmarkt des Döser Straßenfests "Op no Dös". Foto: Jens Potschka

Biergarten, Politik und Kulinarik

Das Herzstück bleibt der Seitenplatz bei der Schule, in Biergarten-Atmosphäre, erleuchtet von Lichterketten. Hier stehen auch die Bierwagen, die Cocktailbar von Lars Janßen und der Flammkuchenstand, den Wichert selbst erfunden hat. "Immer nur Bratwurst war mir zu langweilig", sagt er. Mit im Boot: Wirt Rudi Wehleit von der "Seuten Deern" und Stefan Sehlmeyer, der die Infrastruktur organisiert.

Die Band "Planet" bringt mit ihrem Auftritt auf dem Fest "Op no Dös" die Menge zum Tanzen und Feiern. Foto: Jens Potschka

Auch die Politik zeigt Präsenz. "Die Parteien zahlen ein wenig mehr als Flohmarktbetreiber und helfen so, das Fest zu finanzieren", erklärt Wichert.

Besucher stöbern auf dem Flohmarkt während des "Op no Dös"-Festes in Döse, wo Nostalgie und Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen. Foto: Jens Potschka

Sein Fazit? "Am Freitagabend waren schon 1500 Menschen hier, ein tolles Publikum, viele Döser, aber auch Touristen. Das Wetter hat gehalten. Das tut gut."

Besucher schlendern durch die belebten Straßen des "Op no Dös"-Festes in Döse, wo Flohmarktstände und nostalgische Klänge für eine besondere Atmosphäre sorgen. Foto: Jens Potschka

"Op no Dös" mag kleiner geworden sein. Aber es bleibt ein Fest für alle Generationen. Vom Drehorgelklang über Flohmarktgeschichten bis zu Holz-Möwen, von Bowler-Hut bis Bärenverkauf - Döse zeigt sich lebendig. Und wenn die Lichter im alten Baumbestand leuchten, weiß man: Der Spätsommer in Cuxhaven verabschiedet sich so, wie er soll - mit Musik, Geschichten und Menschen, die zusammen feiern.

Feuerwehrmann Tim Wulff zeigt seinem neugeborenen Sohn Henry schon einmal, was im Leben wichtig ist. Foto: Jens Potschka
Besucher stöbern durch feine Häkeldecken und Plauener Spitze auf dem Flohmarkt bei "Op no Dös". Foto: Jens Potschka

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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