
Cuxhavens Stadtteil Döse feiert: So lief "Op no Dös" 2025 (mit Video & Fotos)
In Cuxhaven verwandelt sich der Stadtteil Döse beim Fest "Op no Dös" in einen lebendigen Treffpunkt: Flohmarkt-Schätze wechseln den Besitzer, Drehorgeln erklingen und ein Biergarten lädt zum Verweilen ein. "Ein Träumchen", schwärmen die Besucher.
Schon von weitem ist er zu hören. Heinz Krieft dreht an seiner Hofbauer-Orgel, die Pfeifen singen, die Menschen bleiben stehen. Ein Hauch von Nostalgie liegt über dem Platz vor der Döser Schule. "Ich habe schon als Junge auf der Straße einem Drehorgelmann hinterhergestarrt", erzählt der 74-Jährige aus Greffen, der mit seiner Frau auf dem Campingplatz Wattenlöper Urlaub macht.

Heute bringt er die alte Tradition zurück - und gibt dem Straßenfest jenen Ton, mit dem es vor Jahrzehnten begann: dem "Anorgeln".
Dass es "Op no Dös" überhaupt noch gibt, ist dem Cuxhavener Unternehmer Günter Wichert zu verdanken. Zum zweiten Mal hat er die Organisation übernommen - nach 40 Jahren, in denen andere das Fest prägten.

"Wir haben den Dorfplatz in eine Art Biergarten verwandelt, mit Schirmen, Lichterketten, Bierwagen. Das macht die besondere Atmosphäre", sagt Wichert. Ein Blick auf die vielen Sonnenstühle im Schatten alter Bäume bestätigt: Hier fühlt sich Döse wohl.

Trödel, Tradition und Geschichten
Mehr als hundert Flohmarktstände reihen sich am Sonnabend durch die Straßen. Wer früh kam, konnte schon vor Sonnenaufgang Schnäppchen machen. Martina und Olaf Rusch standen um viertel vor fünf mit Kisten und Kartons bereit. "Unsere Stammkunden sind immer die Ersten", sagt Olaf. Und Martina erzählt lachend von einem Rollkragenpullover, der unzählige Male angefasst wurde: "Ich habe gewettet, dass er nicht verkauft wird. Am Ende ging er für vier Euro weg - Olaf hat die Wette gewonnen."

Gleich nebenan türmen sich Gesellschaftsspiele. Stephan Egg hat 254 Kartons aufgestapelt. "Zu Hause habe ich fast 2000 Spiele", erzählt er stolz. "Gesellschaftsspiele sind wieder voll im Trend."
Und dann ist da noch Samson - der überdimensionale Bär aus der "Sesamstraße". Mika und Anneke Schneider sowie Karolin Krumme bieten ihn an ihrem Stand an. "Seit den Achtzigern lag er bei uns im Gästezimmer. Jetzt darf er weiterziehen", sagen sie.

Von Döser Schule bis Waldorf
Auch die Döser Schule ist mit dabei. Vorstandsmitglied Christian Jagst verkauft mit Eltern frische Brötchen und Kaffee für die Schulkasse.

"Wir wollen ein aktiver Verein sein, nicht nur Fördermittel abgreifen", erklärt er. Die Einnahmen fließen in Tischtennisplatten, Headsets oder Zuschüsse für Klassenfahrten. "55 Mitglieder haben wir inzwischen, wir hoffen auf Zuwachs."

Nicht weit entfernt stapeln sich Bücher, Kleidung und kleine Fundstücke. Karl-Heinz Kern, seit den 80ern dabei, erkennt man sofort: am Bowler-Hut. "Den hätte ich fast mal verkauft", erzählt er. "300 Mark wollte ein Kutscher zahlen, aber seine Frau hat es verhindert. Seitdem begleitet er mich auf jedes Fest." Gemeinsam mit Stephan Zukowski und Dr. Gerda Lemmerhirt verkauft er Spenden für die Waldorfschule. Zukowski genießt dabei den Überraschungseffekt: "Wir wissen manchmal gar nicht, was in den Kartons ist. Dann kommen Kunden, erklären uns das Stück - und wir verkaufen es."

Persönliche Töne und neue Ideen
Vor dem alten Kantorenhaus stehen Christina Haas und Hans-Christian Seebeck. "Das ist ein Träumchen hier", schwärmt Haas, die das Haus gemietet hat. "Für das Fest haben wir den Platz vor der Tür bespielt. Ich verkaufe Kleidung und Bücher, meine Bekannte gleich nebenan. Und unser Hund Hannes ist natürlich auch dabei."

Ein paar Stände weiter duftet es nach frisch gesägtem Holz. Magret und Nikolaus Lührs bieten Dekoration aus der heimischen Werkstatt in Wedel. "Besonders beliebt sind unsere Möwen aus Holz", erzählt sie.

Auch Monika Roesner und Rena Hesse haben Tische aufgebaut - direkt vor dem eigenen Haus. "Für mich ist es das erste Mal", sagt Roesner, die seit fünf Jahren in Döse lebt. "Ich habe gut verkauft und musste Ware nachlegen." Hesse ergänzt: "Das ist sonst nicht meine Welt. Aber es hat Spaß gemacht."

Stimmenvielfalt auf dem Markt
Elisabeth Reiche ist extra aus Bremen angereist. Auf ihrem Stand glänzen Plauener Spitze, Hardanger-Stickereien und feine Häkeldecken. "Meine Kundschaft ist ab vierzig aufwärts", erklärt sie. "Die Jungen kaufen so etwas kaum noch."

Gabriele Durchholz, mit ihrem E-Scooter auf dem Platz, fädelt Perlen in Paracord-Armbänder. "Noch habe ich nichts verkauft", gibt sie zu. "Aber fürs Training meiner Finger ist das wichtig." Und Kat Schwardt aus Oberndorf hat den Stand mit den meisten Geschichten. "Ich verkaufe hier Sachen meiner Eltern, meiner Tante aus Berlin und meines Sohnes. Klamotten laufen dieses Jahr nicht so, aber alles andere geht gut."

Biergarten, Politik und Kulinarik
Das Herzstück bleibt der Seitenplatz bei der Schule, in Biergarten-Atmosphäre, erleuchtet von Lichterketten. Hier stehen auch die Bierwagen, die Cocktailbar von Lars Janßen und der Flammkuchenstand, den Wichert selbst erfunden hat. "Immer nur Bratwurst war mir zu langweilig", sagt er. Mit im Boot: Wirt Rudi Wehleit von der "Seuten Deern" und Stefan Sehlmeyer, der die Infrastruktur organisiert.

Auch die Politik zeigt Präsenz. "Die Parteien zahlen ein wenig mehr als Flohmarktbetreiber und helfen so, das Fest zu finanzieren", erklärt Wichert.

Sein Fazit? "Am Freitagabend waren schon 1500 Menschen hier, ein tolles Publikum, viele Döser, aber auch Touristen. Das Wetter hat gehalten. Das tut gut."

"Op no Dös" mag kleiner geworden sein. Aber es bleibt ein Fest für alle Generationen. Vom Drehorgelklang über Flohmarktgeschichten bis zu Holz-Möwen, von Bowler-Hut bis Bärenverkauf - Döse zeigt sich lebendig. Und wenn die Lichter im alten Baumbestand leuchten, weiß man: Der Spätsommer in Cuxhaven verabschiedet sich so, wie er soll - mit Musik, Geschichten und Menschen, die zusammen feiern.

