Schafbeweidung, so hieß es während der Sitzung des Ortsrats, sei auch unter jenen Paneelen vorgesehen, die im Zuge des Vorhabens „Solarpark Nördlich Lüderskooper Strom" unweit der A 27 installiert werden sollen. Symbolfoto: Marijan Murat/dpa
Schafbeweidung, so hieß es während der Sitzung des Ortsrats, sei auch unter jenen Paneelen vorgesehen, die im Zuge des Vorhabens „Solarpark Nördlich Lüderskooper Strom" unweit der A 27 installiert werden sollen. Symbolfoto: Marijan Murat/dpa
Freiflächen-Fotovoltaik

Solarpark und Ortsbild: Wie beeinflusst das neue Projekt das Leben in Lüdingworth?

von Kai Koppe | 09.08.2024

In einer außerplanmäßigen Sitzung hat sich der Ortsrat Lüdingworth mit den Plänen für einen Solarpark innerhalb der eigenen Ortsgrenzen beschäftigt. Es ging auch um die Frage von weiteren Initiativen - und was das für den Ort bedeuten könnte.

Wie viel an traditioneller Struktur ist man vor Ort bereit, aufzugeben? Was springt im Gegenzug dabei für die Allgemeinheit heraus? Solche Fragen klangen - losgelöst vom aktuellen Vorhaben - in der außerplanmäßigen Sitzung an.

Das Projekt, das den Anlass bot, wurde am vergangenen Dienstag von den Betreibern skizziert. Als einer der großen Solarpark-Projektierer in Deutschland möchte die Enerparc AG auf einer 47 Hektar großen Fläche nördlich der Lüdingworther Straße ein Feld mit Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen realisieren.

Projektierer stellten das Projekt vor

Der Park, der unmittelbar an die Autobahn A 27 angrenzt, würde den Strombedarf von 21.500 Haushalten decken können und zu einer CO₂-Ersparnis von 18.000 Tonnen pro Jahr führen: Das erläuterten die Projektbetreuer Jørdis Stamm und Fabian Frieler vor den Ortsratsmitgliedern, die in den folgenden eineinhalb Stunden auch Einblicke in die Genehmigungspraxis erhielten. So erfuhren sie, dass ein 200-Meter-Streifen parallel zur Bundesautobahn seit dem Jahr 2023 als privilegiert für derartige Projekte gilt, der in diesen Bereich fallende Teil des geplanten Solarparks folglich ohne Bebauungsplan errichtet werden könnte.

Diese Regelung auszunutzen, liegt nach den Worten der Planer nicht unbedingt im Kalkül: Die beiden Referenten betonten, dass man das Vorhaben als Ganzes (das heißt, inklusive des dahinterliegenden, bauleitplanerisch zu genehmigenden Teils) angehen wolle. Außerdem, so Stamm und Frieler, hätten die Vorbereitungen bereits lange vor der Baurechtsänderung aus dem vergangenen Jahr begonnen.

Hinweis auf Auswirkungen auf das Landschaftsbild

Kein anderes Freiflächen-Projekt in Cuxhaven ist so weit gediehen wie dieses Enerparc-Vorhaben: Das bestätigte Stadtbaurat Andreas Eickmann auf Nachfragen zur Interessenten-Lage im Stadtgebiet, wo die Verwaltung insgesamt rund 80 Hektar für Freiflächen-Fotovoltaik zur Verfügung stellen möchte. Damit erfüllt Cuxhaven Forderungen der Landesregierung, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, bis Mitte des kommenden Jahrzehnts mindestens 0,5 Prozent der Landesfläche entsprechenden Zwecken zu widmen.

Mit dem geplanten Park im Raum Lüdingworth leiste die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits einen "substanziellen Beitrag", betonte Eickmann, dem Ortsbürgermeister Thomas Brunken im Anschluss auf den Zahn zu fühlen versuchte: Wie es denn liefe, wenn jenseits der 80 Hektar-Marke weitere Begehrlichkeiten bestünden - aufseiten von Projektierern oder unter Flächeneigentümern, die in der Solarnutzung eine lukrative Alternative zur traditionellen Bewirtschaftung durch Tierhaltung oder Ackerbau erkennen. Um die Auswirkungen auf das dörflich geprägte Lebensumfeld ging es Brunken bei dieser Nachfrage. Lüdingworth, so betonte der Ortsbürgermeister, sei dafür bekannt, für vieles offen zu sein und einen großen Teil der im Zuge des Flächenausgleichs entstehenden Lasten zu schultern. "Aber solche Projekte", fuhr Brunken im Hinblick auf Solarpark-Initiativen fort, "verändern das Ortsbild natürlich schon".

Ortsratsmitgliedern, die sich am Ende einstimmig für einen zwischen der Stadt und der Enerparc AG zu schließenden Durchführungsvertrag aussprachen, ist deshalb umso wichtiger, dass lokal etwas hängen bleibt. Vorgaben macht in diesem Punkt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), nach welchem Park-Betreiber bis zu 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Kommune abführen dürfen. Enerparc habe das in der Vergangenheit immer so gehalten, bekräftigte Frieler, nach dessen Worten es im vorliegenden Fall um einen Betrag zwischen 90.000 und 100.000 Euro gehen dürfte, mit welchem der durch Solartische entstehende Eingriff ins Landschaftsbild kompensiert wird. Wie viel davon nach Lüdingworth fließen wird, regelt ein Ratsbeschluss, den die Ortsrats-CDU um Hagen Friedrichs am vergangenen Dienstag noch einmal präzisiert wissen wollte. "Die Einnahmen aus dieser (EEG)-Abnahme werden im Umfang von mindestens 25 von Hundert zur Verfügung des Ortsrates Lüdingworth gestellt und den jährlichen Ortsratsmitteln hinzugefügt", heißt es in einer in die Beschlussfassung eingeflossenen Ergänzung.

Umspannwerk nicht vor Ende des Jahres 2025

Bis die ersten Solar-Euros in der Ortsrat-Kasse klingeln (und im Bereich Lüderskoop Strom erzeugt wird) geht freilich noch Zeit ins Land. Zwar sind die bürokratischen Hürden für jenen im 200-Meter-Bereich liegenden Parkteil mehr oder minder genommen. Nachdem ein Artenschutzgutachten seit geraumer Zeit vorliegt, ließe sich der besagte Abschnitt bis Ende des Jahres realisieren - theoretisch. Um den gewonnene Sonnenstrom ins Netz einzuspeisen, bedarf es nach den Worten der Projektierer allerdings eines Umspannwerks, das innerhalb des Parks gebaut werden soll, aber nicht vor Ende 2025 stehen wird.

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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