Die Kreisstraße 3 zwischen Sahlenburg und Holte-Spangen: eng, streckenweise marode, stark befahren – und seit Jahren ohne sicheren Radweg. Der Ortsrat drängt auf einen Lückenschluss. Foto: Potschka
Die Kreisstraße 3 zwischen Sahlenburg und Holte-Spangen: eng, streckenweise marode, stark befahren – und seit Jahren ohne sicheren Radweg. Der Ortsrat drängt auf einen Lückenschluss. Foto: Potschka
Es rührt sich nichts an der K 3

Radweg bleibt Zankapfel zwischen Stadt und Kreis

von Jens Potschka | 16.11.2025

Seit Jahren steht der Bau eines Radwegs entlang der Spanger Straße zwischen Sahlenburg und Holte-Spangen im Fokus. Doch trotz politischer Einigkeit und Dringlichkeit bleibt der Fortschritt aus. Der Konflikt zwischen Stadt und Kreis spitzt sich zu.

Seit Jahren treibt der Wunsch nach einem Radweg entlang der Spanger Straße (K 3) zwischen Sahlenburg und Holte-Spangen engagierte Lokalpolitiker, Verwaltungsfachleute und Anwohner gleichermaßen um. Treffen folgten Treffen, der politische Wille scheint vorhanden, die Dringlichkeit unbestritten - doch am Ende jedes Gesprächs steht dasselbe ernüchternde Fazit: Es passiert nichts.

So auch in der jüngsten Ortsratssitzung am 3. November. Der Tagesordnungspunkt 6 - "Sachstandsbericht Radweg zwischen Salenburg und Holte-Spangen" - entwickelte sich zu einem Lehrstück kommunalpolitischer Mühen an der Grenze zwischen Zuständigkeit, Finanzen und Verwaltungskapazität.

Viele Runden - wenig Fortschritt

Bereits 2023 hatte die CDU-Fraktion im Ortsrat den Antrag gestellt, der Radweg solle endlich planerisch angegangen werden. Claudia Bönnen, Sahlenburger Ortsbürgermeisterin, erinnerte in der Sitzung an diesen Ursprung: "Das ist ein Antrag aus 2023 - und wir sind seither kaum einen Schritt weiter."

Dabei war auf den vielen Treffen, vom Termin vor Ort im Oktober 2024 bis hin zum ersten gemeinsamen Stadt-Kreis-Gespräch im Juni 2025, durchaus Bewegung in die Diskussion gekommen. Damals hatten Stadt und Landkreis gemeinsam festgestellt, wie notwendig der Lückenschluss sei. Der Landkreis signalisierte sogar, die Baukosten zu übernehmen - "auch außerhalb der Prioritätenliste", wie es hieß. Doch die Euphorie erwies sich als trügerisch.

Stadt bremst: "Nicht unsere Straße, nicht unser Personal"

In der jüngsten Ortsratssitzung berichtete nun Christian Somnitz für die Stadtverwaltung - und dämpfte sämtliche Hoffnungen. Zwar erkenne man das Anliegen als fachlich sinnvoll an, doch die Realisierung scheitere an zwei Punkten: fehlende Zuständigkeit und fehlendes Personal.

"Es ist keine Aufgabe der Stadt - und derzeit nicht leistbar", so Somnitz deutlich. Die Planung liege beim Landkreis, doch der könne sie nur unter einer Bedingung anstoßen: Die Stadt müsse Planung, Bauabwicklung und Begleitung übernehmen. Und dafür, so Somnitz, fehle in Cuxhaven schlichtweg das Personal. "Der Landkreis könnte das Geld zur Verfügung stellen. Aber die gesamte Planung und Bauabwicklung lägen bei uns - und das ist momentan nicht darstellbar."

Eine bittere Botschaft für den Ortsrat - zumal auch mögliche Förderprogramme der Stadt nicht aus der finanziellen Sackgasse helfen würden. "Die personellen Kosten bleiben ohnehin bei uns", so Somnitz weiter.

Claudia Bönnen reagierte kämpferisch: "Ich gebe nicht auf!" Sie werde weiter auf den Landkreis zugehen, sagte sie - und betonte die Bedeutung der Strecke: "Wir rühmen uns, Fahrradstadt zu sein. Und dann haben wir hier eine Lücke, die einfach gar nicht geht. Wer da im Sommer langfährt, weiß: Das ist das Grauen."

Auch Florian Menke (CDU) fand deutliche Worte. Er bezeichnete den Zustand der Straße als "Folterweg" und fragte grundsätzlich, ob die Einstufung als Kreisstraße überhaupt noch zeitgemäß sei. "Wir fahren von einem Stadtteil in den anderen. Und dazwischen liegt eine Kreisstraße, die seit Jahren in schlechtem Zustand ist. Kann man das nicht ändern?", so Menke.

SPD-Mann Andreas Wichmann erinnerte an den langen Kampf um den Radweg zwischen Altenwalde und Holte-Spangen: "Auch das hat Jahre gedauert. Aber wir haben es geschafft - weil wir nicht locker gelassen haben." Er forderte, den neuen Radweg ebenfalls zur Priorität zu machen: "Alles ist besser als das, was wir jetzt haben. Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen."

Ein weiterer Aspekt kam durch Sebastian Schlagmann in die Debatte: die wirtschaftliche Dimension. "Wir haben stark wachsende Wirtschaftszweige - den Hafen und die Bundeswehr in Nordholz. Die Menschen müssen diese Wege sicher erreichen können. Auch dafür brauchen wir den Lückenschluss."

Ortsrat kämpft weiter für Lückenschluss an der Küste

Doch am Ende blieb es bei Appellen. Die Verwaltungssicht blieb unverändert: Die Stadt kann nicht, der Landkreis will nicht allein - und gemeinsam geht es nur, wenn die Stadt Kapazitäten frei macht. Die politischen Vertreter im Ortsrat hingegen wünschen, weiter Druck aufzubauen - im Rathaus wie im Kreistag.

"Der Lückenschluss darf sich nicht so lange hinziehen wie der Radweg Altenwalde - Holte-Spangen", warnte Bönnen. Und auch Wichmann versprach: "Ich kämpfe im Kreistag dafür."

Wie viele Jahre dieser Kampf noch dauern wird, bleibt vorerst offen. Viele Sitzungen später ist klar: Der Wille ist da - der Radweg aber noch lange nicht.

Zwischen dem Ortsteil Altenwalde und Holte-Spangen gibt es bereits einen gut ausgebauten Radweg. Foto: Potschka
Hier im Reiterdorf Holte-Spangen endet der Radweg von Altenwalde und die Radler werden wieder auf die Straße geleitet. Foto: Potschka

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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