
Wassersport oder Waldschutz: Dünendeich in Sahlenburg entfacht hitzige Debatte
Ein geplanter Dünendeich bringt Sahlenburgs Parkplatzdebatte zum Brodeln. Kitesurfer, Naturschützer und Stadtplaner ringen um eine Lösung, die allen gerecht wird. Doch kann ein Kompromiss gefunden werden, der Natur und Sport vereint?
In Sahlenburg wird derzeit nicht nur intensiv über den geplanten Dünendeich in der Wolskermarsch diskutiert, sondern auch über den Parkplatz für die Wassersportler - oder vielmehr dessen Fehlen. Denn mit dem geplanten Bau des Deichs ab voraussichtlich 2027 wird auch der bisherige Parkplatz für Kitesurfer direkt vor dem Wassersportzentrum in seiner bisherigen Form wegfallen.
Die Stadtverwaltung plant einen Ersatz. Über eine Zuwegung durch einen kurzen Abschnitt des Wernerwaldes soll im Bereich des Restaurants "Kliff" ein Parkplatz mit 42 Plätzen entstehen. Das ist ein sensibler Eingriff, der viele Emotionen und Fragen aufwirft.
"Es gibt keinen offiziellen Surferparkplatz am Strand"
In einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse für Stadtentwicklung und Wirtschaft sowie anschließend im Sahlenburger Ortsrat wurde vergangene Woche über den Sachstand informiert. Stadtbaurat Andreas Eickmann räumte ein: "Wir wissen um den Konflikt - aber es gibt keinen offiziellen Surferparkplatz am Strand. Das war immer ein geduldeter Zustand." Umso dringender sei es, eine Regelung zu finden.
Die Alternative, die aktuell auf dem Tisch liegt, ist ein Kompromiss: Vom Kreisel an der Wernerwaldstraße, in direkter Nähe zum NHC-Campingplatz, soll ein neuer Waldweg in Richtung "Kliff"-Restaurant führen. Über diesen Weg - der durch eine "bereits fast baumfreie Schneise" führen soll - könnten die Surfer zu einem erweiterten Parkplatz unmittelbar hinter dem Wassersportzentrum gelangen. Der Weg wird derzeit eingemessen.
"Jeder Parkplatz ist ein Eingriff in die Natur", erinnerte Anja Stute, Leiterin der städtischen Naturschutzbehörde, in der Ortsratssitzung eindringlich. "Wir befinden uns hier inmitten von Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Landschaft hat für viele Menschen einen besonderen Wert."
Viele Wassersportler sehen die geplante Lösung dennoch skeptisch. Sebastian Schlagmann, stellvertretender Ortsbürgermeister und selbst aktiver Wassersportler, sagte: "Die Kiter transportieren sperrige Ausrüstung - sie können nicht 800 Meter laufen oder umständlich umladen. Es geht nicht um Luxus, sondern um Machbarkeit." Die derzeit geplanten 42 Stellplätze direkt am Wassersportzentrum seien bei Weitem nicht ausreichend. "Wir brauchen mindestens 80 bis 100 Plätze."

Kompromiss: Stadt ermöglicht 42 Stellplätze
Dem stimmte auch SPD-Ortsratsmitglied Andreas Wichmann zu: "Wir sehen, dass hier viele Interessen aufeinandertreffen - Hundebesitzer, Touristen, Reiter, Familien mit Kindern. Aber wenn wir das Wassersportangebot in Sahlenburg erhalten wollen, müssen praktikable Lösungen her.
Stadtbaurat Andreas Eickmann hält dagegen: "Die 42 Plätze sind ein guter Mittelweg. Man darf nicht vergessen, dass hier keine exklusiven Parkrechte vergeben werden sollen. Jeder muss den Bereich nutzen können." Stattdessen schlägt die Stadt vor, am Wasser eine Entladezone mit Containerlagerung einzurichten. "Kiter können dort entladen, ihre Ausrüstung sichern - und dann weiter weg parken."
Anja Stute verdeutlichte im Gespräch mit unserem Medienhaus: "Natürlich wissen wir um die Bedeutung des Kitesports für Cuxhaven. Aber wir müssen hier Landschafts- und Naturschutz mit Nutzungsansprüchen in Einklang bringen. Der Wernerwald ist kein beliebig belastbarer Raum." Zugleich gab sie bekannt, dass die Zustimmung den Landesforsten für die neue Zuwegung bereits vorliegt. Eine Erweiterung der Parkflächen über die 42 Parkplätze hinaus sei jedoch mit den Landesforsten nicht zu realisieren.
Auch in der Sitzung wurde deutlich, wie komplex die Interessenlage ist. Der neue Dünendeich wird kommen, das ist unstrittig. Und mit ihm zahlreiche Änderungen - nicht nur für Surfer, sondern auch für andere Nutzergruppen. Eine umfassende und transparente Planung ist deshalb zentral.
Keine weiteren Flächen von den Landesforsten
Der Sozialdemokrat Andreas Wichmann wies in der Ortsratssitzung noch einmal darauf hin, dass die geplanten Parkplätze auf dem Grund und Boden der Landesforsten realisiert werden sollen. "Wenn diese einer Erweiterung auf bis zu 100 Parkplätzen nicht zustimmten, haben wir das zur Kenntnis zu nehmen."
Die Stadt signalisiert Gesprächsbereitschaft. Es werde weiter geprüft und nach Alternativen gesucht. Allerdings sieht sich die Stadtverwaltung in der Verantwortung, sowohl den Küstenschutz zu gewährleisten als auch den Naturraum zu schützen. Zudem soll Sahlenburg als attraktives Ziel für aktive Erholung weiterentwickelt werden. Am Ende bleibt ein Ziel: ein tragfähiger Kompromiss. Ob der gelingt, wird sich zeigen - spätestens, wenn die ersten Bagger für den Deichbau anrollen.