
Kürbisse, Nebel und Kreativität: So entsteht Sahlenburgs neue Halloween-Tradition
Wenn Halloween auf Gemeinschaft trifft: Im Sahlenburger Von-Elm-Weg entsteht eine neue Tradition. Mit leuchtenden Kürbissen, Nebelmaschinen und einem "Haunted Paint Day" verwandeln Kim und Nivo Leuchts ihre Nachbarschaft in ein Gruselparadies.
Von Jens Jürgen Potschka
Cuxhaven. Im Von-Elm-Weg in Sahlenburg flackern die ersten Lichterketten. Spinnenweben spannen sich über Zäune, aus einem Garten kriecht leise Nebel. Wer abends dort vorbeigeht, spürt: Hier wächst etwas - etwas zwischen Nachbarschaft und Gänsehaut.
Kim und Niko Leucht, beide bekennende Halloween-Fans, haben ihre Straße in die "Von-Elm-Street" verwandelt. Und sie meinen das ernst: "Warum nur in Filmen gruseln?", sagt Kim Leucht. "Wir bringen Halloween direkt zu uns in die Straße."
Drei Jahre lang hatte das Ehepaar ihr früheres Haus in der Nordheimstraße in ein regelrechtes Gruselhaus verwandelt. Besucher kamen aus Altenwalde, Nordholz, Lüdingworth - Hunderte, die staunten, lachten, Fotos machten. Dann kam der Umzug. Statt aufzugeben, planten die Leuchts größer. "Dann eben nicht nur ein Haus - sondern gleich die ganze Straße", erinnert sich Niko Leucht.
Vom Garagenhof zum Gruselzentrum
Inzwischen ist der Von-Elm-Weg kaum wiederzuerkennen. Unzählige Lichterketten hängen in Bäumen, an Hecken, an Gartenzäunen. Nebelmaschinen hüllen Einfahrten in Dunst, leuchtende Kürbisse blinken wie kleine Laternen. "Ein Gebüsch haben wir schon probeweise geschmückt", erzählt Niko. "Ab jetzt drehen wir voll auf."
Am 31. Oktober wird die "Von-Elm-Street" zum Treffpunkt für Jung und Alt. Auf dem Garagenhof der Leuchts stehen Bar, Feuerschale und ein großer Tisch mit Süßigkeiten. Es gibt Knicklichter für jedes Kind, eine Tattoo-Station, Rubbellose mit kleinen Preisen und einen Kostümwettbewerb.
"Wir wollen, dass die Kinderaugen leuchten - im wahrsten Sinne des Wortes", sagt Kim Leucht. "Und dass sich auch die Erwachsenen trauen, wieder mal zu spielen."
Etwa zehn Anwohnerinnen und Anwohner machen bislang aktiv mit, weitere schmücken spontan mit. Manche hängen Spinnennetze auf, andere stellen geschnitzte Kürbisse vor die Tür. "Es ist kein Muss-Projekt", betont Kim Leucht. "Jeder darf mitmachen, wie er mag - Hauptsache, es leuchtet."
Nicht alles war einfach: Die Genehmigung für Lichterketten in den Straßenbäumen musste erkämpft werden. Erst ein Anruf bei Ortsbürgermeisterin Claudia Bönnen brachte die Wende - sie unterstützte das Projekt. Nun dürfen Büsche, Äste und Zäune ganz offiziell glimmen - mit Solarstrom, versteht sich.
"Das ist schon etwas Besonderes", sagt Niko Leucht. "Man merkt, dass die Leute Lust haben, wieder etwas zusammen zu machen."
Der "Haunted Paint Day": Farbe für den Grusel
Einen Vorgeschmack auf das große Halloween gibt es schon am 25. Oktober beim "Haunted Paint Day" im Raum Nordlicht, Nordheimstraße 37. Von 13 bis 17 Uhr bemalen Kinder Kürbisse und Jutebeutel, ab 18 Uhr sind die Erwachsenen dran. Drei Euro kostet das Material - mehr nicht.
Die Idee: Gemeinsam kreativ sein, ohne großen Aufwand. "Ich finde, es gibt heute viel zu selten Gelegenheiten, dass Groß und Klein einfach basteln und lachen können", sagt Kim Leucht.
Wer teilnimmt, darf eine kleine Fledermaus mit seinem Namen gestalten - die flattert später in den Bäumen der "Von-Elm-Street". So wird jeder Teil des großen Ganzen.
Online vernetzt, offline verbunden
Die Organisation läuft längst digital. Über die Facebook-Seite "Von-Elm-Street Gruselhaus Sahlenburg" und den WhatsApp-Channel teilen die Leuchts Neuigkeiten, Deko-Ideen und Baufortschritte. "Das geht schneller als jedes Plakat", sagt Niko Leucht. "Heute klickt man lieber, als man liest - das muss man sich zunutze machen."
Wenn Halloween kommt, rechnet das Ehepaar mit einem Andrang wie früher: 300 bis 400 Besucherinnen und Besucher dürften es werden. Kinder, Eltern, Neugierige - alle willkommen. "Wenn's so wird wie die letzten Jahre, dann brennt hier die Hütte - im besten Sinne", sagt Niko Leucht. Und lacht.
Was als spontane Idee beim Abendessen begann, ist längst mehr als Dekoration. Es ist ein kleines Stück lokaler Kultur geworden - getragen von Nachbarn, die sich sonst kaum kannten. "Halloween ist für uns ein Vorwand, zusammenzukommen", sagt Kim Leucht. "Licht ins Dunkel zu bringen - im wahrsten Sinne des Wortes."
Wer also in diesen Tagen am Von-Elm-Weg vorbeikommt, sollte sich nicht wundern, wenn es in den Büschen raschelt und Nebelschwaden über den Asphalt ziehen. Das ist kein Spuk - das ist Sahlenburgs neue Tradition.


