
Kurzfristige Änderung bei Auflage: So lief die Lichterfahrt 2023 im Kreis Cuxhaven
Viele Besucher, darunter zahlreiche Kinder, haben am dritten Advent staunend die Lichterfahrt 2023 der Landwirte in Cuxhaven sowie der Börde Lamstedt und Hemmoor verfolgt. Alle Infos - darunter eine kurzfristige Änderung - und die Fotos zur Aktion.
Stadt und Land gehören zusammen. So sieht es der Landwirt Gerrit Gerdts. Er ist der Überzeugung, dass sich beide gegenseitig brauchen. Deshalb sei die Lichterfahrt 2023 ein guter Moment, wo Menschen vom Land und aus der Stadt zusammenrücken können.
Viele Städter nehmen die Landwirte nach Gerrits Erfahrung gar nicht so richtig wahr, denn schließlich seien sie den Großteil des Jahres auf ihren Höfen und Feldern versteckt. "Landwirtschaft findet nun einmal auf dem Lande statt und nicht in den Städten", sagt Gerrit Gerdts und kommt auf ein Phänomen zu sprechen: "Die Bundesstraße 73 von Altenbruch nach Otterndorf befahren jeden Tag viele tausend Autos. An der Strecke sind 15 landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt, die alle etwas Unterschiedliches produzieren. Ich glaube, viele der Berufspendler wissen gar nicht, welche landwirtschaftlichen Betriebe es in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gibt. Das gilt umgekehrt ebenso. Deshalb finde ich es besonders schön, dass wir an diesem dritten Adventwochenende wieder einmal zusammenkommen und uns gemeinsam etwas beschnuppern können."

Im Sommer mit den Vorbereitungen für die Lichterfahrt begonnen
Bereits im Sommer haben Gerrit Gerdts und seine beiden aktiven Mitstreiter Hauke Schumacher und Ingo Uppendahl via einer kurzfristig eingerichteten "Whats-App-Gruppe" mit den ersten Vorbereitungen für die Lichterfahrt 2023 begonnen. Aktuell haben sich 100 Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen angemeldet. "Ich war ein bisschen aufgeregt, weil die Lichterfahrt im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnte. Ich befürchtete, dass sich nur ganz wenige melden. Doch auf die Landwirte ist Verlass. Die meisten sagten: ,Jetzt erst recht!‘. Von daher freue ich mich, dass sich wieder so viele Berufskollegen angemeldet haben."
Im vergangenen Jahr gab es Probleme mit der Anmeldung der Lichterfahrt bei den Verkehrsbehörden. Im Ergebnis wurde der landwirtschaftliche Zweck der Fahrt nicht anerkannt. Dieses Jahr wurde die Aktion als "Unterstützungsfahrt" für die Landwirtschaft angemeldet, denn schließlich haben die Landwirte eine Botschaft zu verkünden: "Wir wollen unsere Mitmenschen ein Stück weit daran erinnern, was wir so alles machen. Denn am Ende des Tages produzieren wir Landwirte die Lebensmittel für unsere Mitmenschen."
Großes Engagement von vielen Seiten
Das Orga-Team traf sich erstmals im Juli mit Oberbürgermeister Uwe Santjer im Rathaus. Danach ging die Arbeit für die Landwirte erst richtig los, denn die offiziellen Anmeldungen und das Abklären mit dem Ordnungsamt der Stadt, der Zulassungsstelle beim Landkreis sowie Gespräche mit der Polizei erforderten einiges an Zeit und Engagement. "Dieses Mal waren alle Parteien an einer konstruktiven Lösung interessiert. Alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass die Lichterfahrt vor Weihnachten durchgeführt werden kann", betont Gerrit Gerdts. Die Teilnehmer der Lichterfahrt waren mit ihren geschmückten Treckern, Schleppern & Co. am Sonntag aus Altenbruch, Lüdingworth, Sahlenburg, Berensch-Arensch, Wanna, Otterndorf sowie aus Nordholz und sogar aus Imsum auf den Wochenmarktparkplatz nach Cuxhaven gekommen.
Zeitgleich fand eine Lichterfahrt weiterer Landwirte durch die Samtgemeinde Hemmoor und die Börde Lamstedt unter dem Motto "Ein Funken Hoffnung - ohne Bauern geht nichts" statt. Kurzfristig hatte Katja Steffens aus Hemmoor die Lichterdemo organisiert. Zunächst waren in Hemmoor 30 Schlepper angemeldet. Aber kurzfristig machte der Landkreis Cuxhaven die Auflage, dass die Schlepperfahrer mindestens 18 Jahre alt sein müssen und 16-jährige Fahrer nicht teilnehmen dürfen. Somit waren dann nur noch circa 25 Schlepper hübsch geschmückt am Start. So etwas gibt es laut Katja Steffens leider nur im Landkreis Cuxhaven. Viele Hundert Besucher kamen bereits zum Startplatz am Combi-Markt Hemmoor, um die weihnachtlich beleuchteten Schlepper anzuschauen. Auch viele Eltern mit ihren Kindern waren dabei, die mit selbst geschmückten Gokarts, Bollerwagen & Co. dabei waren. Pünktlich um 18 Uhr startete der Konvoi über die Stadtteile Warstade, Althemmoor, Westersode und Heeßel in Richtung Lamstedt.
Auf dem Wochenmarkt Cuxhaven ist der Landwirt Gerrit Gerdts schon von weitem gut zu erkennen. Er trägt eine bunte, orangefarbene "Tarnjacke". In diesem Jahr führt er mit seinem Schlepper der Marke John Deere - der Name ist Programm und steht für Hirsch - nebst Anhänger den Lichterzug an. "Ich habe mir für mein Fahrzeug einen sogenannten Spannungswandler zugelegt, der den Betriebsstrom des Schleppers von 12 Volt hochkonvertiert auf 220 Volt Steckdosenstrom", geht Gerrit Gerdts ins Detail, der mit viel Klebeband und einem ganzen Schwung Kabelbindern die Lichterdekoration an seinem "Hirsch" befestigt hat. "In den Felgen habe ich natürlich kleine batteriebetriebene Lichterketten hinein geklebt, die drehen sich ja, da kommt man mit einem normalen Kabel nicht rum."
Kürzungen von Bundesmitteln gerecht auf viele Schultern verteilen
Neben Lichterketten sind viele Trecker auch mit weihnachtlichen Figuren, wie dem Weihnachtsmann oder Rentieren geschmückt. Das Interesse an der Aktion ist groß. Als sich der Zug in Bewegung setzt sind viele Straßen von Schaulustigen gesäumt, die die Lichterfahrt 2023 aus nächster Nähe erleben wollten.

Und noch eine weitere Botschaft war am Sonntag im Gespräch von den Landwirten zu erfahren. Im Rahmen der aktuellen Haushausdiskussionen der Regierung stehen auch den Landwirten einige Kürzungen bevor. "Die Tatsache, dass wir Landwirte lediglich ein Prozent der Bevölkerung ausmachen und zehn Prozent Kürzungen hinnehmen sollen, finde ich nicht hinnehmbar. Wenn alle unsere Komfortzone verlassen müssen, dann sollten die Kürzungen auch gerecht verteilt werden", fordert der im Landvolk Land Hadeln organisierte Unternehmer Gerrit Gerdts, der in Altenbruch einen kleinen Ackerbaubetrieb mit Getreide, Raps und Ackerbohnen betreibt. Außerdem produziert er auf den Dächern seines Betriebes dank Photovoltaik Strom und auch eine Windmühle nennen er und zwei befreundete Landwirte ihr Eigen.




