Stärkste Sturmflut des Jahres 2023 im Kreis Cuxhaven: Fazit nach Sturmtief "Zoltan"
Die Sturmflut beim Morgenhochwasser lief in Cuxhaven so hoch auf wie lange nicht. Die Kaianlagen standen unter Wasser. Auch im restlichen Cuxland herrschte am Donnerstag und Freitag Ausnahmezustand. Das Fazit nach Sturmtief "Zoltan".
Kurz vor dem Jahreswechsel hat der Landkreis Cuxhaven einen Sturm erlebt, wie es ihn im ganzen Jahr 2023 nicht gegeben hatte. Sturmtief "Zoltan" fegte am Donnerstag und Freitag über das Cuxland hinweg. Das Unwetter brachte einige Auswirkungen mit sich.
Bei einigen Schülerinnen und Schülern dürfte die Freude über den Sturm nicht gerade klein gewesen sein: Der Landkreis Cuxhaven entschied am Donnerstagabend, den Unterricht am Freitag an allen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen aufgrund der Wetterverhältnisse ausfallen zu lassen.

Am Freitagmorgen wurden dann auch die Auswirkungen des Sturmtiefs deutlich sichtbar. Am Steubenhöft Cuxhaven wurde laut NLWKN ein Pegel von 3,23 Meter über Normalnull errechnet. Die halbe Hundewiese stand unter Wasser: ein Bild, das es lange nicht mehr gegeben hatte. Die letzten schweren Sturmfluten an der Nordsee gab es offiziellen Angaben zufolge im Januar und Februar 2022.

Das Sturmtief "Zoltan" hatte am Donnerstagabend kurzfristig einen Autotransporter im Emder Außenhafen von seinem Liegeplatz an der Emspier losgerissen. Das teilte die Wasserschutzpolizeiinspektion Oldenburg am Freitag mit. Durch zeitweise starke Orkanböen waren bei dem unter der Flagge Liberias fahrenden Autotransporter mehrere Leinen gebrochen und er trieb manövrierunfähig auf die Ems. Mit Hilfe von insgesamt vier Schleppern gelang es, dass das Schiff nicht abtrieb. Mit viel Kraft konnte der Autotransporter wieder an seinen Liegeplatz zurückgedrückt werden. Dabei berührte das Heck des Autotransporters laut Wasserschutzpolizeiinspektion die Kaimauer und setzte dort auch kurzfristig auf. "Eine Ursache für das Aufsetzen war der hohe Wasserstand lag", heißt es. Beschädigt wurde die Kaimauer der Emspier nur geringfügig, hier riss eine Metallleiste ab und am Heck des Autotransporters wurde die Außenwand oberhalb der Wasserlinie aufgerissen. Vor der Weiterfahrt erfolgt aber noch eine Überprüfung der für das Schiff zuständigen Klasse, ein Auslaufverbot wurde nicht ausgesprochen.

Ein ähnliches Problem ereignete sich am Freitagmorgen im Hafen von Neuharlingersiel. Hier brachen ebenfalls mehrere Leinen eines Fähr- und Frachtschiffes durch die starken Orkanböen. Das zu dem Zeitpunkt unbesetzte Fährschiff trieb dann, auch bedingt durch den hohen Wasserstand, direkt auf den Vorladeplatz des Anlegers.
Die schnell alarmierte Besatzung des Fährschiffes manövrierte das Fährschiff zumindest kontrolliert auf den Vorladeplatz und ließ es dort trockenfallen. Schäden konnten bislang nicht festgestellt werden, auch sind den offiziellen Angaben zufolge keine Betriebsstoffe ausgelaufen. Seitens der Reederei muss allerdings nun geklärt werden, wie man das Fährschiff schnellstens wieder ins Wasser bekommt.

Am Donnerstag waren bereits die beiden Cuxhavener Weihnachtsmärkte "Winterzauber" im Kurpark Döse und "Weihnachtszauber am Schloss Ritzebüttel" aufgrund des Sturms und der damit verbundenen Gefahren abgesagt worden.

Am Freitagmorgen zeigte das Sturmtief "Zoltan" nochmal seine ganze Kraft: Die Stadt Cuxhaven meldete Windgeschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde. In der Nacht waren die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren in Cuxhaven zu etwa zehn sturmbedingten Einsätzen ausgerückt, hieß es. Überwiegend handelte es sich dabei um umgestürzte Bäume. Zudem war ein Dach abgedeckt worden.

Weil im Hafen den Prognosen zufolge das Hochwasser um 8.19 Uhr etwa zweieinhalb bis drei Meter über dem Mittleren Hochwasser (6,50 Meter) liegen sollte, waren die Fluttore geschlossen worden.

Bereits am Donnerstag kam es ab Mittags zu einzelnen Feuerwehreinsätzen durch das Sturmtief "Zoltan" im Altkreis Land Hadeln. Die Lage verschärfte sich ab dem frühen Freitagmorgen.
So wurde die Feuerwehr Bülkau gegen 12.15 Uhr zu einem Einsatz zum Kindergarten nach Bovenmoor alarmiert. Hier war eine große Birke in etwa drei Meter Höhe durch die Windböen abgebrochen und auf die Straße gefallen. Die Birke wurde mit einer Motorsäge zerkleinert und an den Straßenrand befördert, sodass der Verkehr wieder rollen konnte.
Nach kurzer Ruhepause legte "Zoltan" dann gegen 15.30 Uhr mit starken Sturmböen, Regen und Hagelschauer wieder kräftig los. Die Feuerwehr Nordahn musste zu einem umgestürzten Baum, der die Straße Osterende in Richtung Varrel blockierte, ausrücken. Die Straße wurde abgesichert, der Baum mit Motorsägen zerkleinert und mit Muskelkraft an die Seite gelegt. Nach einer Stunde konnte die Fahrbahn wieder freigegeben werden. Auch in Nindorf in der Straße Schienendamm wurde um 17.35 Uhr ein Baum vom Sturm erfasst und quer über die Straße gekippt. Die Einsatzkräfte der Wehr Nindorf zersägten auch diesen Baum und entfernten ihn von der Straße.

Ein weiterer Baumeinsatz wurde von der Feuerwehr Oberndorf abgearbeitet. Gegen 19.15 Uhr wurde der Ortsbrandmeister der Wehr Otterndorf durch Anwohner über einen umgestürzten Baum am Amtsgericht Otterndorf informiert. Nachdem die Einsatzkräfte mit Motorsägen und Muskelkraft den Stamm erreicht hatten, musste leider festgestellt werden, dass mit Mitteln der Feuerwehr der große Baum nicht von der Straße entfernt werden konnte. Die Feuerwehr sperrte somit zunächst die Straße Am großen Specken provisorisch. Später übernahm der Bauhof Otterndorf das Entfernen, wo es dann zu einer Vollsperrung kam. Nach einer Stunde war die Fahrbahn wieder frei.

In der Nacht zum Freitag tobte der Sturm "Zoltan" zwar mit starkem Regen und teilweise Hagel kräftig weiter, aber ließ die Feuerwehrkräfte schlafen. Am Freitagmorgen gegen 5.15 Uhr wurde erneut die Feuerwehr Nordahn zu einem über die Straße liegenden Baum zwischen Nordahn und Varrel alarmiert, der entfernt werden musste. Um 5.17 Uhr ging in der Müggendorfer Straße in Otterndorf aufgrund des Sturms ein weiterer Baum zu Boden. Ein Pkw kam dank einer Vollbremsung noch gerade rechtzeitig vor dem fallenden Baum zum Stehen. Mit Motorsägen wurde der Baum entfernt und anschließend beseitigt.

Gegen 7 Uhr wurde die Wehr Geversdorf zu einem Sturmeinsatz wegen eines Baums auf der Staße in den Cadenberger Weg alarmiert. Um kurz nach 7 Uhr musste die Einsatzkräfte der Feuerwehr Lamstedt in die Peter-Springer Straße nach Ihlbeck ausrücken. Hier war durch kräftige Böen ein großer Baum entwurzelt worden und auf ein parkendes Auto gekippt. Vorsichtig wurde der Baum zerkleinert und langsam vom Fahrzeug entfernt. Am Fahrzeug entstand Sachschaden in bisher nicht bekannter Höhe. Nach über einer Stunde war der Einsatz beendet.

Gegen 7.10 Uhr wurde die Feuerwehr Wingst alamiert. Der Einsatzort der Gruppe Wingst Westerham war Oppeln Westerweg. Hier wurde ein umgestürzter Baum, der die Zufahrt zum Kindergarten blockierte, entfernt. Zur gleichen Zeit musste die Gruppe Wingst Dobrock in Weißenmoor Kraienholt ein Baum, der auf eine Telefonleitung gestürzt war und zugleich die Straße versperrte, entfernen. Beide Einsätze waren nach einer Stunde erledigt. Am Vormittag schwächte sich der Sturm leicht ab und es gab zunächst keine weiteren Sturmeinsätze mehr. Dennoch wurde die Feuerwehr Basbeck um 11.42 Uhr in die Mühlenbergstraße alarmiert. Hier mussten die Einsatzkräfte den Rettungsdienst mit einer Tragehilfe unterstützen.

Zugausfälle und Verspätungen bei Start Unterelbe
Auch im Bahnverkehr wirbelte "Zoltan" einiges durcheinander. Zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg kam es am Freitagmorgen und -vormittag zu Zugausfällen und Verspätungen, wie die Verkehrsgesellschaft Start Unterelbe mitteilte. Noch heftiger erwischte es die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB): Nach einem Sturmschaden an der Wasserstoff-Tankstelle in Bremervörde (bekannt als erste Tankstelle für Wasserstoff-Triebzüge weltweit) können die Wasserstoffzüge aktuell nicht betankt werden.
EVB-Betrieb zwischen Cuxhaven und Bremerhaven nicht gefärdet
Die Wasserstoff-Tanks sind von dem Schaden nicht betroffen. Ein Notprogramm für die Reparatur sei seitens des Tankstellenbetreibers Linde bereits angelaufen, ein mehrtägiger Ausfall der Tankstelle sei jedoch zu befürchten, teilte ein EVB-Sprecher mit. "Der Betrieb am [Donnerstagabend] war aufgrund der bereits betankten Fahrzeuge nicht gefährdet, der Betriebsstart am Freitag konnte durch weitere bereits betankte Fahrzeuge sowie kurzfristig organisierte Ersatz-Triebwagen mit Diesel-Motoren gewährleistet werden."
Zwischentakte beziehungsweise Verstärkerzüge am Morgen und am Nachmittag müssen derzeit entfallen. "Um das vorhandene Fahrzeugmaterial bestmöglich zu nutzen und Ausfälle möglichst gering zu halten, können alle Züge der EVB zudem bis auf Weiteres in der Regel mit nur einem Triebwagen verkehren", heißt es. Die EVB arbeite intensiv an der Nutzung von weiteren Ersatzfahrzeugen und ziehe auch Busersatzverkehre in Betracht.
Die stürmische Großwetterlage mit Orkanböen beeinträchtige den Bahnbetrieb zwischen Cuxhaven und Bremerhaven auch über den Ausfall der Wasserstofftankstelle hinaus, da auf verschiedenen Strecken-Abschnitten nur sehr langsam gefahren werden könne. Die EVB arbeite intensiv an Lösungen.

Es geht stürmisch weiter im Kreis Cuxhaven
Gegen 10.30 Uhr gab die Stadt Cuxhaven am Freitag Entwarnung: "Inzwischen hat sich die Lage beruhigt. Die Sperrungen am Hafen werden aufgehoben und die Fluttore wieder geöffnet", hieß es. Im Laufe des Tages sollte der Wind weiter abnehmen. Die Gefahr ist damit aber noch nicht gebannt. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz warnt davor, dass sich die landesweite Hochwasserlage über die Feiertage verschärfen könnte.
Viel Wind über Weihnachten im Kreis Cuxhaven - aber kein Schnee
Auch zum Wochenende und über die Weihnachtsfeiertage bleibt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sehr regnerisch und windig. Es soll nicht so stürmisch werden wie am Donnerstag und Freitag werden, aber immer wieder sei auch mit starken und stürmischen Böen zu rechnen. Hoffnung, dass der in den kommenden Tagen erwartete Niederschlag zu Weihnachten als Schnee herunterkommt, macht der DWD nicht.