
Ungetüm oder Statement? Fahrradständer im Auto-Design erregen Gemüter in Cuxhaven
Vier blaue Autos sorgen in Cuxhaven für Aufsehen. Getarnt dahinter verbirgt sich jeweils eine Fahrradabstellanlage für zehn Fahrräder. Platziert werden diese so genannten Car-Bike-Ports (insgesamt werden es sechs) in jeweils einer Parklücke für Pkw.
Als einen Beitrag zur Verkehrswende und ein Signal für mehr Fahrradfreundlichkeit versteht die Ratsmehrheit die symbolträchtige Anschaffung, die der Rat im vergangenen Juli auf Antrag Gruppe SPD/Grüne/Linke und der Fraktion "Die Cuxhavener" beschlossen hat. Im November wurde die erste blaue Auto-Silhouette in der Rohdestraße hinter den Elektroladeplätzen installiert, wo sie seither meist ohne jedes angeschlossene Fahrrad dasteht.
Neueste Anlage steht am Bürgerbüro
Schon damals informierte die Stadt per Pressemitteilung über die neue Errungenschaft. Aber erst, seit nach und nach weitere Car-Bike-Ports auftauchen, wächst die öffentliche Wahrnehmung und an den Stellen ist das Gesprächsthema auf jeden Fall gesichert. Die neueste Anlage vor dem Bürgerbüro in der Rathausstraße soll immerhin schon entdeckt worden sein und fleißig genutzt werden. Das nächste blaue Auto steht ziemlich verloren in der Deichstraße kurz vor dem Slippen und eines direkt vor der Pizzeria Pomodoro in der Holstenstraße. Nicht gerade zur Freude der Geschäftsleute in den umliegenden Läden: "Dort stellt überhaupt niemand sein Rad ab, kein Wunder, wo überall um uns herum alles voller Fahrradständer ist", heißt es.
"Ein Blumenkübel wäre sinnvoller gewesen"
Vor allem aber löst das Design in der Nachbarschaft Augenrollen und Unverständnis aus: "Wieso ist so ein massives Ding vor unserer Tür installiert worden? Warum nicht lieber ein Blumenkübel und ein paar Fahrradabstellbügel dazu? Das könnte man ja noch eher verstehen." Viele, die sich auch im Netz über Cuxhavens neuestes Design-Element austauschen, finden die stilisierten Autos, auf denen die ersten Graffiti und Aufkleber prangen, pottenhässlich.
Botschaft soll ganz bewusst vermittelt werden
Mit der angestrebten "optischen Wirkung" soll natürlich ganz bewusst eine Botschaft weitergetragen werden: Vor vorher ein Auto stand, passen nun zehn Fahrräder hin. In der Werbung für das Produkt heißt das so: "Der kühne Entwurf eines Autos aus Stahl macht deutlich, dass Autos Platz wegnehmen, die Umwelt verschmutzen und den Verkehr überlasten. Die Nachricht des britischen Designers cyclehoop ist: Raus aus dem Auto, rauf aufs Fahrrad."
Aber selbst potenzielle Nutzer finden das Design unpraktisch, weil die Ständer beispielsweise nicht von beiden Seiten aus zu betreten sind. Mit zehn Rädern würde es ohnehin sehr eng werden. Nichtsdestotrotz warten noch zwei Car-Bike-Ports - Stückpreis 5600 Euro - darauf, im Stadtgebiet installiert zu werden.
Mit Fahrradbügeln wäre die Stadt günstiger davongekommen
Dass das nicht gerade ein Schnäppchen ist, ist ebenfalls Thema in der öffentlichen Diskussion, wäre doch die Stadt mit jeweils fünf Fahrradbügeln auf einem Pkw -Stellplatz deutlich günstiger weggekommen, nämlich mit nur 1500 Euro pro Stück. Keinen Anklang bei der Mehrheit der Ratspolitik fand auch eine Alternative namens "Fiets Vlonder" (Fahrrad-Deck), die ebenfalls in eine Parklücke passt, jedoch ohne Auto-Silhouette auskommt.
N-Ports hat laut Ausführungen der Stadt übrigens die Installation der Car-Bike-Parkanlagen im Hafenbereich abgelehnt. Mehrere von den Antragstellern vorgeschlagene Standorte hat die Stadt verworfen, aber für die Stellen stattdessen die Installation weiterer Fahrrad-Abstellbügel vorgeschlagen, beispielsweise im Einmündungsbereich der Nordersteinstraße, an der Deichtrift oder in der Duhner Strandstraße. Für die zwei nächsten Car-Bike-Ports sind die Strandhausallee und der Alte Deichweg im Gespräch.
Danach sollen erstmal praktische Erfahrungen abgewartet werden, um danach die Anschaffung weiterer Anlagen zu erwägen. Für immer müssen diese nicht an einem Standort bleiben: Die Anlagen sind umsetzbar.