
Zukunftsaussichten im Kreis Cuxhaven: Eine Schule geht, zwei neue sollen kommen
Mit richtungsweisenden Beschlüssen soll die Schulentwicklung im Kreis Cuxhaven Struktur und feste Aussichten erhalten. Aus Reihen der Fachausschüsse erhalten Verwaltung und Landrat breite Rückendeckung. Transparenz sei der Schlüssel für Akzeptanz.
"Hervorragend gemacht" hallte es durch den Raum - bezeichnend für die Zustimmung, die Schulverwaltung und Landrat Thorsten Krüger am Mittwoch für die konzeptionelle Vorarbeit erhielten. Alle vier richtungsweisenden Vorlagen zur Schulentwicklung wurden in einer zeitweilig gemeinsam abgehaltenen Sitzung zweier Ausschüsse einstimmig verabschiedet.
"Schulschließungen sind immer eine emotionale Sache"
Auch die, in der es um das Auslaufen des Hauptschulstandorts Altenbruch (mit Außenstelle Lüdingworth) ging; eine sensible Angelegenheit, die die Verwaltung durch Transparenz und Kommunikation überzeugend vorbereitet habe, so Lasse Weritz (CDU). Jede Schulschließung sei bedauerlich, hatte zuvor Ulla Bergen (SPD) festgestellt, jedoch habe die Projektgruppe Schulentwicklung, die die Schließung der bei weitem kleinsten Hauptschule vorgeschlagen hatte, die Lage richtig eingeschätzt.
Anreise zur Schule durch halb Cuxhaven
Es fehle mit prognostizierten Klassengrößen von acht bis zehn Kindern nicht nur an Zulauf, sondern auch der Einzugsbereich sei für viele eine "echte Zumutung", verbunden mit langer Anreise aus Oxstedt, Altenwalde und Holte-Spangen. Gute Alternativen seien die Oberschulen in der Stadt Cuxhaven oder die "klassische" Hauptschule in Otterndorf.
2026 soll erstmals keine 5. Klasse mehr gebildet werden
Dem Abgeordneten Anton Werner Grunert (Bürgerliche Alternative), der die Aufgabe der Schulstruktur auch wegen der Raumnot an anderen Standorten bedauerte, hielt Lehrervertreter Hagen Friedrichs entgegen, dass selbst die Ortsbürgermeister beider Gemeinden Verständnis für die Argumente geäußert hätten. Im Beisein der Schulleiterin Anja Rendelsmann empfahl der Schulausschuss einstimmig, die Altenbrucher Hauptschule ab 2026/27 auslaufen zu lassen und im Sommer 2026 keine 5. Klasse mehr zu bilden. Für die letzten verbleibenden Jahrgänge soll in einigen Jahren eine Lösung gefunden werden.
Konzept für die Förderschulen vorgestellt
Zum Start im Gymnasium Langen hatten der Ausschuss für Schulen, Berufsschulen und Erwachsenenbildung sowie der Ausschuss für Hochbau, Straßen, Verkehr und Vergabe gemeinsam getagt. Fachbereichsleiter Malte Hinck (Schulen & Sport) erläuterte den neuesten Vorschlag zur Förderschulplanung, der die Raumnot der Förderschulen GE (Geistige Entwicklung) in Cuxhaven (Schule am Meer) und Bad Bederkesa (Schule am Wiesendamm) perspektivisch beenden soll.
Außenstellen sollen geschlossen werden können
Mit nur einem dritten Förderschulstandort sei eine Verbesserung nicht zu erzielen; die Schule am Wiesendamm sei dann immer noch auf Außenstellen und Kooperationsklassen angewiesen. Somit lag der Vorschlag auf dem Tisch: Auf lange Sicht vier Förderschulstandorte im Kreis; zwei als Neubauten zusätzlich zum bereits beschlossenen Bau der Schule am Meer und der womöglich notwendigen Sanierung der Schule am Wiesendamm.
Welche Kinder sollen künftig wohin?
Vorgeschlagen sind als Einzugsgebiete (in Klammern die an den heutigen Stand angelehnten Schülerzahlen): Neue Förderschule Nord: Hemmoor (23), Hadeln (35); neue Förderschule Süd (Beverstedt (12), Hagen (11), Loxstedt (21), Schiffdorf (11); Schule am Meer: Wurster Nordseeküste (10), Stadt Cuxhaven: (67); Schule am Wiesendamm: Wurster Nordseeküste (8), Geestland (Bederkesa/Langen) (57), Gäste: 7.
Keine Aussichten auf einen Zulauf an Lehrkräften
Hierdurch würde die Schule am Wiesendamm mit einem Minus von 109 Schülerinnen und Schülern am stärksten entlastet. Fahrzeiten würden sich erheblich verkürzen. Dem gegenüber stünden höhere Bau- und Unterhaltungskosten sowie die Frage, woher das Personal für vier Standorte kommen soll.
Lars Mittelstädt vom Landesamt für Schule und Bildung lieferte eine realistische Kurzfassung: "Lehrer haben wir zu wenig." Das werde sich so bald nicht ändern, schon gar nicht in der Förderschule. So bleibe nur die Verteilung der vorhandenen Fachkräfte. Martin Osthaus (Lehrervertreter für die allgemeinbildenden Schulen) wollte die Lage nicht gar so düster sehen: Der Sogeffekt durch ein modernes Schulgebäude mit überschaubaren Schülerzahlen sei nicht zu unterschätzen.
Thorsten Krüger erhebt mahnende Stimme
Jegliche Euphorie erstickte Landrat Thorsten Krüger mit einer nüchternen Zukunftsbetrachtung im Keim: Beherrschend für die Umsetzung seien die Finanzen und die "knappe Ressource Mensch". Für den Bau der Schule am Meer sei der Zeitplan weit fortgeschritten. Dass beabsichtigte Festhalten an den Dimensionen (ausgerichtet auf 100 Schülerinnen und Schüler) wollte Denis Ugurcu (CDU) zumindest überprüft haben. Die Schulverwaltung rechnet durch den Neubau durchaus mit einer erhöhten Nachfrage durch Eltern, deren Kinder zurzeit noch in allgemeinbildenden Schulen inklusiv beschult werden.
Keine gesonderte Förderschule ES
Nicht vorgesehen sei für den Kreis eine Förderschule ES (emotional-soziale Entwicklung), so Malte Hinck. Bei 222 Kindern mit dem Förderbedarf ES im Kreis würde eine einzige Schule ohnehin nicht ausreichen. Für eine optimale Förderung an den allgemeinbildenden Schulen müssten dort die Rahmenbedingungen verbessert werden. Vor allem gehe es dabei um Personal, so die Ausschussmitglieder mit Blick in Richtung Landesregierung.
Nach ausgiebiger Diskussion über die Förderschulen signalisierten beide Ausschüsse umgehend auch ihre Zustimmung für die Festlegung der nächsten Großbauprojekte und eine Richtlinie für künftige Schulbauten.