"Es ist nicht wert, fürs Handy zu sterben" - Polizei Cuxhaven warnt vor Ablenkung
Ein kurzer Blick aufs Handy kann im Straßenverkehr fatale Folgen haben. Die Polizei Cuxhaven warnt vor der unterschätzten Gefahr und zeigt mit eindringlichen Beispielen, wie Ablenkung zur tödlichen Gefahr werden kann.
Die Ampel auf der Cuxhavener Papenstraße wird grün, doch ein Auto fährt ungewöhnlich langsam los. Der Fahrer hat den Blick auf sein Smartphone gesenkt, die Finger tippen hastig auf dem Display. Für einen kurzen Moment ist er blind für alles um sich herum. Nur wenige Meter weiter hätte dieser Augenblick fatale Folgen haben können - ein Fußgänger, ein Radfahrer oder ein anderes Auto, und der Unfall wäre unvermeidlich gewesen. Szenen, die für die Polizei Cuxhaven nicht ungewöhnlich sind. "Viele unterschätzen, wie gefährlich schon ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit sein kann", sagt Birte Heimberg, Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizeiinspektion Cuxhaven.
Strenge Regeln, hohe Bußgelder
Seit 2017 ist in der Straßenverkehrsordnung klar geregelt, dass elektronische Geräte während der Fahrt nicht in der Hand gehalten oder bedient werden dürfen. Dazu zählen nicht nur Handys, sondern auch Tablets, Smartwatches und andere elektronische Geräte. Wer dagegen verstößt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen (§ 23 Abs. 1a StVO): 100 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg werden fällig, wenn jemand beim Fahren das Handy nutzt. Kommt es zu einer Gefährdung, erhöht sich die Strafe auf 150 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Bei Sachschäden sind es 200 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Trotz klarer Regeln beobachtet die Polizei täglich, dass viele Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer das Risiko eingehen.
Mehr als 1100 Verstöße im Jahr 2024
Die Zahlen belegen das Problem eindrücklich: Im Jahr 2024 stellte die Polizei Cuxhaven 1121 Verstöße wegen Handynutzung am Steuer fest. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen, da Ablenkung oft schwer nachweisbar ist. Noch gravierender sind die Folgen: Neun Unfälle konnten im vergangenen Jahr eindeutig auf Ablenkung zurückgeführt werden. Um dies sicher feststellen zu können, wurden Zeugenaussagen und Smartphonedaten ausgewertet. Bei den Unfällen kam ein Mensch ums Leben, zwei wurden schwer und zwei leicht verletzt. "Unfälle durch Ablenkung sind Unfälle, die nicht hätten passieren müssen - genauso wie Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss", erklärt Birte Heimberg.

Wie gefährlich schon ein kurzer Blick aufs Handy ist, verdeutlicht sie mit einem anschaulichen Beispiel: Wer bei 100 km/h zwei Sekunden aufs Handy schaut, legt 60 Meter im Blindflug zurück. "In Schulen sage ich immer: Wenn jemand mit einer Augenbinde fahren würde, wäre das doch auch nicht richtig." Ablenkung betrifft nicht nur Auto- und Lkw-Fahrer oder Radfahrer, sondern auch Fahrerinnen und Fahrer landwirtschaftlicher Fahrzeuge. "Wir sehen häufig, dass auch bei ihnen das Handy genutzt wird. Das ist genauso gefährlich."
Prävention beginnt früh
Präventionsarbeit beginnt bereits in der 5. Klasse. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler noch keinen Autoführerschein haben, gelten die Regeln gleichermaßen fürs Fahrrad. Bis zum letzten Schuljahr werden die Themen Alkohol, Drogen und Handy im Straßenverkehr immer wieder aufgegriffen. Birte Heimberg betont zudem die wichtige Rolle der Eltern: "Kinder lernen das Fahrverhalten schon von ihren Eltern und sollten Vorbilder sein." Schließlich werden die Kinder auch irgendwann selbstständig am Straßenverkehr teilnehmen und sollten weder sich selbst noch andere durch Handynutzung gefährden.
Tipps zur Vermeidung von Ablenkung
Um das Risiko, zum Handy zu greifen, zu minimieren, empfiehlt die Verkehrssicherheitsbeauftragte, das Handy aus dem Sichtfeld zu legen. Beifahrer können helfen, indem sie den Fahrer darauf aufmerksam machen, das Handy wegzulegen. Wer telefonieren oder Nachrichten lesen möchte, sollte anhalten. Auch erlaubte Tätigkeiten wie Telefonieren lenken ab und sollten möglichst reduziert werden, damit die volle Konzentration dem Straßenverkehr gilt. Navigationsgeräte sollten vor Fahrtantritt programmiert und während der Fahrt nicht bedient werden. "Beide Hände gehören ans Steuer, die Aufmerksamkeit ausschließlich dem Straßenverkehr", so Birte Heimberg.
Am Ende wird sie deutlich: "Es ist nicht wert, fürs Handy zu sterben. Man gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere." Schon eine kurze Nachricht während der Fahrt kann fatale Folgen haben. Selbst scheinbar harmlose Nachrichten wie "Ich komme fünf Minuten später" sind kein Grund, das Handy während der Fahrt zu bedienen - denn im schlimmsten Fall kommt man nicht fünf Minuten später an, sondern gar nicht mehr.