
Altes Hobby, aber neue Beweggründe: Angeln im Kreis Cuxhaven ist so beliebt wie nie
Das Angeln hat das Image des Altherrensports mit Klappstuhl und beiger Weste längst abgelegt. Heute steht das Naturerlebnis im Vordergrund. Und das lockt auch immer mehr Frauen an die Gewässer im Cuxland.
Wer heutzutage Angeln geht, der hat nur noch wenig mit der Nostalgie früherer Tage - als es mit Opa an den See ging - am Hut. Heutzutage zählt vielmehr die Naturverbundenheit zu erleben, abschalten und mit eigenen Händen etwas schaffen. "In den letzten 20 Jahren hat sich das Angeln sehr verändert", weiß der Vorsitzende des Angelvereins Cuxhaven-Land Hadeln Stefan Redlin. Trotzdem ist Angeln beliebt wie nie - nur eben aus anderen Beweggründen.
Verein bietet große Auswahl an verschiedenen Gewässern
Knapp zwei Millionen Deutsche besitzen einen Angelschein. 600 von ihnen sind Mitglieder im Angelverein Cuxhaven-Land Hadeln. Weil der Verein eine Vielzahl interessanter Gewässer bietet, haben auch Menschen beispielsweise aus Bad Bederkesa oder Bremerhaven den Weg hier her gefunden. Ob im Seehafen Cuxhaven, Hadelner Kanal, in der Oste oder am Gudendorfer See - die Auswahl an Gewässern, die "beangelt" werden können, ist groß. Besonders der Gudendorfer See, der seit den 1980er-Jahren Vereinseigentum ist, ist das "Schätzchen" des Vereins.
Einen richtigen Zulauf erlebte der Verein zu Corona-Zeiten. Seither steigen die Mitgliederzahlen. "Die Leute wollen raus in die Natur", weiß der erste Vorsitzende, der selbst zum ersten Mal in den 1980er-Jahren in den Verein eintrat, zwischendurch pausierte und seit 2010 wieder ein fester Bestandteil der Anglergemeinschaft ist. Denn: "Schon damals bin ich mit meinen Kumpels angeln gegangen und sofort ist der Funke übergesprungen."
Die Natur genießen und den Gedanken freien Lauf lassen
Er und viele seiner Vereinskollegen nutzen das Angeln, um die Natur zu genießen, den Gedanken freien Lauf zu lassen oder einfach nur, um aufs Wasser zu starren. Aspekte, die sich auch in den Zahlen der Jugendabteilung oder bei den Frauen widerspiegeln. "Die meisten Mitglieder sind bei uns zwischen 20 und 50 Jahre alt. Aber durch Social-Media, den Roadtrips und Reisen mit dem Camper, wird Angeln auch bei den jungen Leuten und Frauen beliebter. Es geht gar nicht nur ums Angeln. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Natur", erklärt der erste Vorsitzende, der selbst übrigens gerne nachts angelt: "Nachts ist es einfach anders - da ist man für sich, hört jeden Taps von jedem Tier." Außerdem sollen manche Fische auch nur in der Nacht anbeißen.
Tag und Nacht an Seen und Flüssen verbringen
Und auch wenn der Fokus beim Angeln nicht zwingend bei der Nahrungsbeschaffung liegt, so bietet das Cuxland trotzdem eine große Auswahl an Fischarten: vom Hecht und Barsch, über Zander und Karpfen, bis zur Scholle und Makrele. Je nach Gewässer ist der Bestand unterschiedlich. In der Oste gibt es beispielsweise auch Lachse und Meeresforellen. Die meisten Fangerfolge feiern Angler übrigens im Sommer. Im Winter liegen die Fische fast nur auf dem Grund. Wer hier hofft, dass ein Fisch anbeißt, der benötigt ordentlich Zeit. "Man kann Tag und Nacht dort verbringen. Es ist dann wie ein kleiner Urlaub", so Stefan Redlin.
Etwa 20 Teilnehmer lernen für die Fischerprüfung
Vielleicht entscheiden sich auch deshalb immer mehr Menschen dafür, einen Angelschein - von dem der Volksmund spricht, den es aber gar nicht mehr gibt - zu machen. Der Angelverein Cuxhaven-Land Hadeln bietet ein Mal im Jahr einen Lehrgang zur Vorbereitung auf die Fischerprüfung an. Etwa 20 Teilnehmer haben sich bereits für den nächsten Lehrgang angemeldet und werden an zehn Terminen umfangreiches Wissen über ökologische Zusammenhänge und Fischbiologie, nachhaltige Naturnutzung, den tierschutzgerechten Umgang mit gefangenen Fischen und das Angeln selbst vermitteln. Der Kostenpunkt liegt bei etwa 100 Euro plus Prüfungsgebühr.
Einfach mal ausprobieren: Ruten und Co. zum Ausleihen
Der erste Vorsitzende weiß, Angeln ist ein teures Hobby, für das mehrere tausend Euro für Ruten, Kleidung und weiterem Zubehör ausgegeben werden können. Aber: "Wir bekommen auch Angelsachen geschenkt, die wir dann an unsere Jugendlichen weitergeben können. Oder man kann sich eine Ausstattung ausleihen, um erst einmal zu gucken, ob Angeln überhaupt was für einen ist." Apropos ausprobieren: Einfach so geht das nicht. Denn die Route darf nur von demjenigen ins Wasser geworfen werden, der einen Angelschein besitzt beziehungsweise eine Fischerprüfung abgelegt hat.