Vergiftete oder mit gefährlichen Gegenständen gespickte Köder jagen Hundefreunden immer wieder Angst ein. Für einen sicheren Spaziergang sollten hunde angeleint bleiben - derzeit müssen sie das wegen der Brut- und Setzzeit ohnehin. Foto: dpa/Gambarini
Vergiftete oder mit gefährlichen Gegenständen gespickte Köder jagen Hundefreunden immer wieder Angst ein. Für einen sicheren Spaziergang sollten hunde angeleint bleiben - derzeit müssen sie das wegen der Brut- und Setzzeit ohnehin. Foto: dpa/Gambarini
Achtung beim Spaziergang

Gefahr für Hunde: Werden in Sahlenburg vermehrt Giftköder ausgelegt?

von Denice May | 19.06.2024

Viele Hundehalter in Sahlenburg sind in Sorge. Denn im Wernerwald sollen immer wieder Giftköder ausgelegt worden sein. Einige Hunde seien deshalb bereits verstorben. Worauf Herrchen und Frauchen beim Spazierengehen achten sollten.

Für Hundebesitzer ist es ein Horrorszenario: Wenn ihr Vierbeiner beim Spaziergang im hohen Gras oder Dickicht am Stöbern ist und plötzlich "Nahrung" findet. Im schlimmsten Fall ist das gefundene Fressen im Handumdrehen erst im Hundemaul und anschließend im Magen verschwunden. Und wenn es sich dabei dann noch um etwas handelt, was nicht für ihn bestimmt war, oder sogar lebensbedrohlich sein könnte, steigt die Panik im Zweibeiner auf. Diese Situation erlebten in der Vergangenheit bereits mehrere Menschen, die mit ihrem Hund in Sahlenburg spazieren gegangen sind. Die Hunde sollen Giftköder aufgenommen haben und daran verstorben sein. Ob es sich dabei wirklich immer um einen Giftköder gehandelt hat, ist allerdings so gut wie nicht nachweisbar. 

In Apps und mit Plakaten wird gewarnt

Trotzdem weisen Plakate an Bäumen und Hinweise in "Hunde-Apps" auf die Gefahr hin. So schrieb eine Nutzerin beziehungsweise ein Nutzer Ende März: "Achtung! Im Wernerwald in Sahlenburg wurden Giftköder ausgelegt. Wie sie genau aussehen, weiß ich nicht. Es sind aber bereits zwei Hunde daran verstorben. Also lasst eure Tiere angeleint und achtet darauf, woran sie knabbern oder fressen." Im Mai lautete eine weitere Warnung in dieser App sogar: "Im Wernerwald sind mittlerweile neun Hunde an Giftködern gestorben. Es sind überall Warnhinweise. Eine einheimische Dame hat letzte Woche ihren Hund beerdigt. Also nehmt es ernst und lässt eure Hunde nur an der kurzen Leine." Ob es wirklich so viele Hunde sind und ob es sich bei der Todesursache wirklich immer um Giftköder handelt, ist nicht nachweisbar.

Keine Fälle in Sahlenburg bei der Polizei angezeigt

Von der Polizeiinspektion Cuxhaven heißt es auf Nachfrage, ob dort Fälle bekannt oder angezeigt worden sind: "Seit dem 1. Januar 2024 sind im gesamten Landkreis Cuxhaven drei Fälle angezeigt worden, bei denen ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet worden ist, nachdem Hunde vermutlich Kontakt mit einem Giftköder hatten und daran verstarben - davon jedoch keines in Sahlenburg. Auch andere Vorfälle in diesem Zusammenhang sind in Sahlenburg nicht polizeilich bekannt geworden", heißt es vom Pressesprecher Stephan Hertz. Oft werden entsprechende Meldungen und Warnungen sehr schnell und oft auch ungefiltert über die sozialen Medien verbreitet, jedoch nicht bei der Polizei angezeigt. "Es ist daher auch schwierig bis unmöglich zu beantworten, ob eine Häufung vorliegt oder nicht", so Sprecher Stephan Hertz. 

Im Sahlenburger Wernerwald wurden Zettel aufgehangen, die Hundehalter vor möglichen Giftködern warnen sollen. Foto: privat

Rattengift, Schneckenkorn und Pferdeäpfel

Dass Hunde wegen einer Aufnahme eines Giftköders versterben, ließe sich zudem schwer nachweisen, wie die Cuxhavener Tierärztin Dr. Micaela Peters erklärt: "Um herauszufinden, ob ein Hund wegen eines Giftköders gestorben ist, müsste man ihm schon den Magen auspumpen oder das Tier zur Pathologie geben. Ansonsten kann man es nur vermuten." Statistisch betrachtet, sei es nämlich nicht der Giftköder, der das Hundeleben auf den Gassirunden bedroht. Vielmehr seien es ausgelegte Gifte wie Rattengift und Schneckenkorn oder das unerlaubte Fressen von gefährlichen Dingen im Haushalt. Dazu zählen beispielsweise Schokolade, Weintrauben oder auch Medikamente, die für Herrchen oder Frauchen bestimmt sind. Eine für viele wahrscheinlich unbekannte Gefahrenquelle sind gerade in der hiesigen Region die Hinterlassenschaften von frisch entwurmten Pferden. "Ich empfehle Pferdebesitzern deshalb, mindestens eine Woche nach der Entwurmung nicht auszureiten", so Dr. Peters. Hundehaltern empfiehlt sie: "Reitwege beim Spazierengehen zu vermeiden und die Hunde keine Pferdeäpfel essen zu lassen." 

Aktivkohle als Erste-Hilfe-Maßnahme

Wenn der Vierbeiner trotz aller Vorsicht etwas Giftiges verschlungen hat, sollten Herrchen und Frauchen was tun? "Den Tierarzt anrufen, beziehungs den Notdienst, hinfahren und den Hund erbrechen lassen. Wenn der Hund akut und schwer krank ist, sollte man sofort in eine Tierklinik fahren, denn dann sind Intensivtherapie und stationärer Aufenthalt vonnöten", so die Tierärztin. Sie gibt noch den Tipp "Man sollte immer Aktivkohle (ein Gramm pro Kilogramm Hund) dabeihaben. Sie bindet Giftstoffe. Auf keinen Fall sollten Hunde Medikamente bekommen, die für Menschen bestimmt sind."  

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

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