Der sechsjährige Presa Canario Ramos könnte schon bald zum Lebensretter werden. Foto: May
Der sechsjährige Presa Canario Ramos könnte schon bald zum Lebensretter werden. Foto: May
Sanfter Riese mit großer Aufgabe

Lebensretter auf vier Pfoten: Blutspende von Hund zu Hund

von Denice May | 10.04.2025

Der sechsjährige Presa Canario Ramos aus Otterndorf ist nicht nur ein treuer Begleiter - er könnte auch zum Lebensretter werden. Seine Besitzerin Carola Nintzel hat ihn in einer Blutspenderkartei registrieren lassen, um anderen Artgenossen zu helfen.

Von außen betrachtet wirkt Ramos wie ein sanfter Riese. Der sechsjährige Presa Canario (Spanische Dogge) mit der ruhigen Ausstrahlung und den dunklen Knopfaugen liegt entspannt auf dem Rasen im Garten, während seine Besitzerin Carola Nintzel erzählt, wie ihr stattlicher Hund zum Lebensretter wurde. Denn Ramos ist nicht nur Familienmitglied - er ist auch Blutspender.

Die Otterndorferin entdeckte die Möglichkeit der tierischen Blutspende, als Ramos selbst Hilfe brauchte. "Er hatte sich das Kreuzband gerissen und musste operiert werden", erinnert sich Carola Nintzel. In der Tierklinik Posthausen, wo der Eingriff stattfand, sammelte sie sämtliche Informationen zu dem Thema. "Ich hatte vorher noch nie davon gehört, dass Hunde überhaupt Blut spenden können." Die Idee, dass auch ihr Ramos zum Lebensretter werden könnte, ließ sie nicht mehr los.

Von der OP zur Idee

Ein Gespräch mit dem Klinikpersonal bestätigte ihr Interesse. "Als ich dort das Thema angesprochen habe, stieß ich auf großes Interesse", erzählt sie. In ihrer eigenen Haustierpraxis sei sie hingegen auf Desinteresse gestoßen. Die Gründe dafür seien nachvollziehbar, wie Dr. Micaela Peters, Tierärztin aus Cuxhaven, erklärt: "Das Ganze lohnt sich nur für große Kliniken, es gibt einen erheblichen Aufwand und die Spenden sind nicht sonderlich lange haltbar."

So funktioniert das tierische Lebensretten

In der Tierklinik Posthausen ist Ramos mittlerweile ein registrierter Spender. Etwa 200 Hunde umfasst dort die Kartei. Die Bedingungen für eine Blutspende sind streng geregelt: Der Spender muss gesund und zwischen zwei und acht Jahren alt sein, mindestens 25 Kilogramm wiegen, regelmäßig geimpft sein und darf keine Medikamente einnehmen oder Bluttransfusionen erhalten haben. Auch Reisen in Gebiete mit Blutparasiten schließen Hunde von der Spende aus. Außerdem muss mindestens ein Abstand von drei Monaten zwischen zwei Spenden liegen.

Hund Ramos ist dank seiner Besitzerin Carola Nintzel nun in der Blutspenderkartei registriert. Foto: May

"Alle Tiere erhalten vorab einen Gesundheitscheck und eine Blutuntersuchung. Es entstehen keine Kosten", erklärt das Klinikteam. Die Blutentnahme erfolgt je nach Temperament des Tieres im Wachzustand oder unter leichter Sedierung - stets mit Rücksicht auf das Wohlbefinden der Tiere.

Ramos, der 55 Kilogramm wiegt, kann pro Spende bis zu einen halben Liter Blut abgeben. Das ist oft genau die Menge, die ein anderer Hund zum Überleben braucht - etwa nach einem schweren Unfall, einer Operation oder einer Vergiftung. "Es kann jeden treffen", sagt Carola Nintzel. "Und vielleicht braucht der eigene Hund ja auch mal eine Spende. Dann ist es gut zu wissen, dass es eine Kartei mit vielen freiwilligen Spendern gibt."

Je nach Körpergröße des Hundes können bis zu 500 Milliliter Blut über die Hauptvene am Hals entnommen werden. Foto: Zacharie Scheuer/dpa

Wenn der Notruf kommt

Ein Anruf aus der Klinik, die 24 Stunden an sieben Tagen die Woche im Dienst ist, kann jederzeit kommen. Dann geht es für Carola Nintzel und ihren Rüden auf die etwa 130 Kilometer lange Fahrt nach Posthausen. Eine Strecke, die sie nicht abschreckt. "Das ist natürlich ein ganz schöner Weg. Aber wenn es passt, dann nehme ich den gerne auf mich, um einem anderen Hund zu helfen."

Die Tierklinik hofft auf weitere Unterstützer. "Eine große Bereitschaft aller Tierbesitzer kann auch Ihrem Tier eines Tages das Leben retten", heißt es aus Posthausen. Blutgruppenunverträglichkeiten wie beim Menschen bestehen auch bei Hunden - weshalb es wichtig ist, eine möglichst breite Spenderbasis zu haben.

Für Carola Nintzel ist es eine Herzensangelegenheit: "Es ist ein tolles Gefühl, helfen zu können. Wenn Ramos sein Blut einem anderen Hund das Leben retten kann, dann hat sich die Fahrt doch gelohnt." Sie streicht ihrem Vierbeiner über den Kopf, dann legt Ramos sich wieder hin. Zwar liegt die Kreuzband-OP nun fast zwei Monate zurück, doch er muss sich weiterhin schonen, um bald wieder fit zu sein - und vielleicht schon bald zum Lebensretter zu werden.

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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