
Inzwischen hat sich kurzzeitig die Sonne
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durchgesetzt. Neugierig streicht der
schwarze Hauskater Moritz dem Ankömmling
um die Beine: Idylle pur. „Er
ist uns vor drei Jahren zugelaufen“, erklärt
mir Jennifer, die Tochter der Wirtin
Tanja Wehrsig, nach einer herzlichen Begrüßung.
Zur Belohnung für die Strapaze
als erstes ein „Radler”, obwohl ein schönes
kaltes Dithmarscher Pils … Wenn nur die
Rückfahrt auf zwei Rädern nicht wäre …
Labskaus à la Oma Karin:
Geheime Gewürze für das
„gewisse Etwas“
Perfektes Timing: Nach der nötigen Verschnaufpause
trägt Tochter Jennifer,
professionell-kritisch beobachtet von der
nicht minder netten Serviererin Kersten
Stührck Sinn und Zweck der Reportage
auf: „Labskaus à la Oma Karin“, schon auf
den ersten Blick erkennbar der Klassiker –
Rote Bete, gewolft und noch einmal extra
als Beilage im Schälchen, der appetitliche
Hering mit Zwiebelring an der Seite, und
das Ganze gekrönt von einem absichtlich
„verlaufenden“ Spiegelei, „damit das flüssige
Dotter nicht ins Püree sabscht“ – Aha!
(wieder was gelernt).
„Was ist denn nun das ‚Besondere‘ an Eurem
Rezept?“, will Joe Tonn nach dem ersten
tatsächlich oberleckeren Happen wissen.
„Vor allem das gepökelte Rindfleisch
vom hiesigen Schlachter Heuck, und dann
natürlich die Dithmarscher Kartoffeln von
Bauer Peters, hier aus Neufeld, nicht zu
vergessen die ganz besonderen Gewürze”,
erklärt Mutter Tanja Wehrsig mit Verschwörermine;
sie hat sich dazugesellt, weil sie
wissen möchte, wie es dem schreibenden
Ausflugsgast mundet. „Unser Labskaus
bieten wir schon seit Jahrzehnten genauso
an, nach Geheimrezept von meiner Oma
Karin Haje“, fügt Jennifer hinzu.
Beim Neufelder Labskaus fällt auf, dass es
sehr fein püriert ist. Und das kommt dem
eigentlichen Grund dieser sehr speziellen
Zubereitung nahe: Die meisten Seeleute
litten wegen der langen Reisezeiten und
Vitaminmangel an Skorbut, wovon mit
der Zeit die Zähne ausfallen. Der Smutje
musste servieren, was in der Konsistenz
an die früheren „Seniorenmenüs“ im
Altersheim erinnert; es gibt – nebenbei
gesagt – auch die ganz harte Seemanns-
Schlechtwetter-Variante, bei der auch Bückel
und Bete als Ganzes püriert werden;
nett umlegt mit Spiegelei und Gurke.
Aber wer will das an einem entspannten
Ausflugstag an frischer Nordseeluft und
nach einem deftig-delikaten Küstenlunch
so genau wissen? Joachim Tonn
Foto: Tonn
Geräumige Terrasse für Erfrischung, Erholung und Stärkung.