
Stadt Cuxhaven im Jahre 1996 mit Piła geschlossenen
Freundschaftsvertrag sind die
Kontakte enger und dauerhafter geworden.
Das hat bei der nachwachsenden Generation
in Piła zu einem verstärkten Interesse an der
Historie ihrer Stadt geführt. Schneidemühl
wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollkommen
zerstört, Piła ist praktisch eine neue Stadt mit
nur ganz wenigen Gebäuden, die an Vergangenes
erinnern. Doch die sind, wie man sich
auf der Website des Heimatkreises (www.
schneidemühl.de) ansehen kann, sehr schön
restauriert. Nicht selten waren alte kolorierte
Postkarten die Vorlage für die polnischen
Architekten und Restauratoren und nicht selten
entstammten diese Vorlagen dem Bestand
des Schneidemühl-Archivs in Cuxhaven.
Vor fast 70 Jahre hat die Stadt Cuxhaven den
Schneidemühlern einen Ort geboten, wo sie
sich alljährlich treffen können. Die Ratsentscheidung
am 4. April 1957 mündete bereits
im September desselben Jahres in die Übernahme
der Partnerschaft. Die „Heimatstube“,
bei den Zusammenkünften stets ein wichtiger
Treffpunkt, hatte anfangs wechselnde
Adressen, bis sie dann mit dem immer größer
werdenden Archiv ihren endgültigen Platz im
Volkshochschul-Gebäude fand. Und dort soll
das Archiv mit all seinen Schätzen nach dem
Willen der überwiegenden Mehrheit des Heimatkreises
auch bleiben. Erst im vergangenen
Jahr hat die Stadt Cuxhaven noch einmal
bekräftigt, dass – so lange der Heimatkreis
besteht – das Archiv in Cuxhaven bleibt.
Vor dem Hintergrund seiner nun schon jahrzehntelangen
Verbundenheit mit unserer
Stadt wäre sogar zu überlegen, ob es nicht auf
Dauer hier bleibt – zum Beispiel unter dem
Dach des Stadtarchivs. Denn die derzeit in
Polen herrschenden politischen Verhältnisse
sind nicht dazu angetan, das Archiv mit all
seinen Materialien dort an einem sicheren
und wirklich geeigneten Ort zu wähnen. Kein
Mensch weiß, wie mit alldem dort umgegangen
würde. Und noch eins: Der größte Teil der
nachfolgenden Generationen der einst aus
Schneidemühl Gefl üchteten lebt in der Bundesrepublik
Deutschland – für sie ist der Archiv
Ort Cuxhaven eher zu erreichen als Piła.
Vieles ist natürlich schon heute im Netz vorhanden.
Die Heimatbriefe zum Beispiel, in
denen von Anfang an einst Erlebtes und Vergangenes
immer eine große Rolle gespielt
hat. Schilderungen aus der Stadtgeschichte,
alte Fotos, genaue Beschreibungen von heute
längst nicht mehr existierenden Verwaltungseinheiten,
von Ereignissen, Namen von
Personen, für die Stadt einstmals wichtigen
Gebäuden und von Straßen und Plätzen – das
und vieles mehr macht diese Heimatbriefe zu
unersetzlichen Quellen. Doch auf dem nun
begrenzterem Raum hat noch viel mehr seinen
Platz gefunden: reihenweise Ordner mit
Materialien, historische Bildtafeln, alte Karten
und Ansichten, Bücher, Mappen mit persönlichen
Aufzeichnungen und Adressbücher
von Schneidemühl – das erste von 1896.
Das von 1938 wurde neu aufgelegt und ist nur
noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Es
bietet neben dem namentlichen Verzeichnis
der Einwohner im ersten Teil das Straßenverzeichnis
mit den Namen der Einwohner
in jedem Haus, ein Gewerbeverzeichnis, eine
Aufl istung der Behörden und öffentlichen
Einrichtungen sowie in Teil 5 17 Orte der Umgebung,
von Borkendorf bis Uschauland. Wie
all die im Archiv vorhandene Literatur über
Schneidemühl kann auch das neu aufgelegte
Adressbuch über Rosemarie Pohl bezogen
werden. Ilse Cordes
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Der restaurierte Bahnhof von Piła.