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Natur als ein Stück
Identität einer Region
Teile des Cuxhavener Stadtgebiets sollen Entwicklungszone des
UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer werden.
Doch was bedeutet das? Und vor allem: Was bringt das?
Biosphärenreservate sind von der UNESCO initiierte Modellregionen, die in ökologischer wie auch ökonomischer Hinsicht Vorbildfunktion
haben sollen. Im Vergleich zu Nationalparks (4000 weltweit) sind die Biosphärenreservate der deutlich exklusivere Klub.
Am Ende wird es natürlich auch eine
Plakette geben, ein Siegel oder ein
repräsentatives Logo, welches die
neu hinzugekommene Entwicklungszone
offi ziell als Teil des UNESCOBiosphärenreservats
ausweist. Schwerer
als solche Äußerlichkeiten wiegt aus Sicht
von Jürgen Rahmel allerdings das mit einem
Beitritt verbundene Bewusstsein. Als
Kommune, so der für das Thema zuständige
Dezernent der Nationalparkverwaltung in
Wilhelmshaven, begebe man sich mit dem
Entschluss, Modellregion zu werden, in eine
Gemeinschaft anderer Gemeinden. Ziel: Zusammen
etwas bewegen. Vor allem aber teile
man den Grundgedanken, dass das eigene
Lebensumfeld in landschaftlicher Hinsicht,
aber auch mit Blick auf seine Kultur- und
Siedlungsgeschichte etwas Einmaliges ist.
Solche gewachsenen Werte zu bewahren
und zu schützen ist die Intention, die hinter
der Ausweisung der Entwicklungszonen
steht – was aber nicht heißt, dass die
mit diesem Prädikat belegten Landstriche
unter eine Käseglocke gesetzt werden.
Ganz im Gegenteil, betont Rahmel: Innerhalb
der Entwicklungszonen bedürfe es
geradezu des menschlichen Wirkens; geht
es doch darum, wie sich Bewohner im Hinblick
auf ihre schützenswerte Umgebung
verhalten. Sie haben die Möglichkeit, einen
besonders ressourcenschonenden
Umgang mit ihrer Landschaft vorzuleben.
Oder im Sinne von Biodiversität traditionell
heimische Pfl anzenarten zu kultivieren.
Sie könnten sich aber auch – um
ein letztes Beispiel zu nennen – sanften
beziehungsweise naturverträglichen Tourismusformen
zuwenden.
Welchen Handlungsschwerpunkt eine Gemeinde
für sich wählt, bleibt somit relativ
offen. Motto: Vieles kann, nichts muss.
„Was in einer Modellregion geschieht“, so
der Koordinator für die Entwicklungszonen,
„hängt letztendlich ganz stark von
dem jeweiligen Potenzial der Region ab“.
Bei vielen der in diesem Rahmen denkbaren
Projekte geht es am Ende auch um
den Prozess der Imagebildung: Nachhaltiges
Handeln wird längst nicht mehr als
versponnen belächelt, sondern gehört
mehr und mehr zum gesellschaftlichen
Mainstream. Unter Marketingaspekten
ist verantwortlicher Umgang mit den Ressourcen
längst zu einer harten Währung
geworden – wenn es um Kundenbindung
geht, um die Erschließung neuer Absatzmärkte
oder aber (für Cuxhaven interessant)
darum, neue Gäste-Zielgruppen zu
werben.
Parkverwaltung versucht,
Ängste zu entkräften
In einigen von der Nationalparkverwaltung
angeschriebenen Küstenorten – 30