
Fotos: Tonn
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Netzweite“, erklärt die Expertin den Landratten,
die vermutlich wie Angler denken.
„Kutterfisch fängt man mit Netzen, die
25% größere Maschen haben. Dadurch
geht weniger Beifang ins Netz – vor allem
Jungfische wie Schollen, Seezungen, auch
Wittlinge und kleine Krebse.“
Der Berichterstatter, Jahrgang 1947, hatte
als Kind die Hungerjahre nach dem Krieg
in Cuxhaven erlebt. Die Familie, arm wie
alle zu dieser Zeit, lebte nach heutigen Ernährungsgesichtspunkten
im Luxus: Beinahe
täglich Fisch und Granat (Nordsee-
Krabben). Die oberleckeren krummen rosa
Dinger, die damals aus der Not geboren zur
Selbstversorgung dienten, wurden mit der
Gliep, einer Art netzbespanntem Schieberahmen,
gefangen. Heute geht man
diesem Hobby überall an der Küste nach.
Genießerisch erinnert er sich: „Zuhause
bei uns wurden sie – inklusive Hauskatze
– gemeinsam gepult. Dann sofort frisch
gekocht, schmecken sie unvergleichlich
köstlich nach Meer – und mehr.“
Der Großteil des Krabbenfangs aus der
Nordsee wird heute durch ganz Mitteleuropa
nach Marokko zum Pulen (und zurück)
verfrachtet. „Dass es außer in Küstennähe
fangfrische Nordseekrabben ohne Chemie
gibt, ist eine Mär“, sagt Silke. Und fährt
fort: „Fisch sollte man mit Bedacht essen,
von gefährdeten Arten die Finger lassen
und strikt auf nachhaltige Fangmethoden
achten. Angel- oder Reusenfischerei ist
schonender als das Schleppnetz, weil nicht
so viel Beifang anfällt. Auch Fisch aus
Aquakulturen ist nicht unproblematisch,
da häufig mit Fischmehl aus Wildfisch gefüttert
wird. Wichtig ist ihr das blaue Logo
mit dem stilisierten Fisch: „Ein sicheres
zertifiziertes Zeichen für Nachhaltigkeit
ist das ‚MSC-Siegel’.“ Es steht seit 1997 für
das gute Gewissen der Fischindustrie und
der Verbraucher und soll signalisieren,
dass der gekaufte Fisch umweltgerecht gefangen
wurde.
Zum Abschluss steigt das Ritual: „Silkes
Fisch-Familien-Quiz“, quasi als Rückmeldung,
was von den vielen Fakten, Zahlen
und Zusammenhängen aus dem Fischreich
im „Gedächtnisnetz” der Teilnehmer
hängen geblieben ist. Hauptgewinn
zur Belohnung (für alle): Kultige „Ahoi-
Brause“- Päckchen mit dem Matrosenlogo
– Buttje Eriks Lieblingsdrink: Waldmeister!
„Kannst trotzdem los auf See“, flachst
Silke. Da sind die netten Biekers aus dem
Sauerland gedanklich aber längst bei ihren
geliebten Matjesbrötchen.
Joachim Tonn