
Fotos: NLWKN, Mangels
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Andreas Kosch steht auf dem Deich
und blickt zufrieden auf Schleusenkammer
und Betriebsgebäude.
„Wir sind voll im Zeitplan“, sagt
der Bauingenieur. Zwar seien durch Lieferschwierigkeiten
beim Baumaterial die im
Plan eingebauten Zeitpuffer abgeschmolzen.
Die Gesamtfertigstellung der neuen Schleuse
im April 2022 sei aber nicht in Gefahr. Kosch
weiß, wovon er spricht. Als Projektleiter hat
er den Überblick und sorgt dafür, dass alles
klappt wie am Schnürchen.
Verantwortlich für alles – eigentlich ein beängstigender
Gedanke. Besonders bei einem
so großen Projekt, bei dem alles Mögliche
schiefgehen kann. Doch „eine gute
Vorbereitung gibt Sicherheit“, sagt Andreas
Kosch. Er muss es wissen: Als Bauingenieur
beim Niedersächsischen Landesbetrieb für
Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
(NLWKN) hat er schon manche Baustelle
begleitet und beaufsichtigt. Zum Beispiel
die Sanierung des Hase-Wehrs in Bersenbrück
(Landkreis Osnabrück) oder den Umbau
einer Wehranlage in Quakenbrück.
Aber im Vergleich mit dem 30-Millionen-
Projekt in Otterndorf waren das zugegebenermaßen
eher kleine Fische. Ganz klar:
Der Neubau der Hadelner Kanalschleuse
ist Koschs größtes, teuerstes und ambitioniertestes
Projekt. „Aber schlafen kann
ich trotzdem gut“, sagt der Baustellenchef
und lacht. „Und wissen Sie warum? Weil ich
mich auf mein Team verlassen kann.“ Zwei-
bis dreimal in der Woche ist Andreas Kosch
auf der Baustelle in Otterndorf, die übrigen
Arbeitstage verbringt er in der NLWKN-Betriebsstelle
in Stade oder im Homeoffice in
seinem Heimatort Gnarrenburg (Landkreis
Rotenburg).
Beim Schleusenneubau am Hadelner Kanal
ist er quasi „Mädchen für alles“. Er steuert
und koordiniert, er leitet die Baubesprechungen
und behält drohende Sturmfluten
ebenso im Blick wie die nie verebbende
E-Mail-Flut. Er ist Ansprechpartner für
Baufirmen, Samtgemeinde, Deich- und
Uferbauverband und Ministerium – ein Vermittlerjob,
der sowohl viel Fingerspitzengefühl
als auch klare Ansprachen erfordert.
Gleichzeitig ist er als gelernter Maurer ein
Mann der Praxis und hat einen guten Draht
zu den Bauarbeitern. 20 bis 40 Menschen
arbeiten – je nach Bauabschnitt – auf der
Otterndorfer Baustelle.
Kosch achtet auf die Qualität der Materialien,
passt auf, dass der Zeitplan eingehalten
wird und die Kosten nicht den Rahmen
sprengen. Zu seinen Aufgaben gehört nicht
zuletzt das Krisenmanagement, wenn mal
etwas nicht so läuft, wie geplant. So geschehen
im Juli 2019, als ein 280-Tonnen-Kran
umkippte und für einen Sachschaden von
mehreren Hunderttausend Euro sorgte.
„Das war sehr ärgerlich und sollte nicht
passieren. Aber es kann passieren“, meint
Kosch. In so einer Situation gilt es, die Ruhe
zu bewahren und die Baustelle wieder zum
Laufen zu bringen, „die Schuldfrage kann
dann später geklärt werden“. Glücklicherweise
seien bei dem Unfall keine Menschen
zu Schaden gekommen.
Abgehakt. Andreas Kosch blickt jetzt nach
vorn – Richtung Ziellinie. „Wir kommen in
die finale Phase“, freut sich der Gnarrenburger.
Der Betonbau ist inzwischen abgeschlossen,
das Betriebsgebäude fast fertig.
Jetzt stehen der Stahlwasserbau und die
Ausrüstung der neuen Schleusenanlage im
Fokus der Küstenschützer. Spätestens im
Oktober sollen die großen Schleusentore
geliefert werden. Das wird dann noch einmal
spannend: Jedes der tonnenschweren
Tore misst in der Höhe fast zehn und in der
Breite neun Meter. Jens-Christian Mangels
Projektleiter Andreas Kosch sorgt dafür,
dass alles klappt wie am Schnürchen
auf der Großbaustelle an der Hadelner
Kanalschleuse.