
Beim Fest zum Namens-Jubiläum mit von der Partie (von links): Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer mit Peter Südbeck,
Leiter der Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“ zusammen mit drei Mitarbeiterinnen. Das WattBz möchte den
Besuchern die Strandkrabbe nicht nur auf Fotos, sondern möglichst in ihrem weltweit einzigartigen Naturraum präsentieren. Diplom-
Biologe Bernhard Rauhut (rechts) leitet das WattBz. In den zurückliegenden zehn Jahren kamen mehr als eine Million Besucher.
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stiftung entstand ein architektonisch eindrucksvoll
gestalteter Holzbau, der sich
heute als Landmarke harmonisch in die
umgebende Naturlandschaft einfügt.
Das WattBZ kann als Bildungs- und Informationseinrichtung
für den Nationalpark
und das Weltnaturerbe schon insgesamt
auf eine 32-jährige Geschichte mit mehr
als 2,3 Millionen Besuchern zurückblicken.
Geleitet wird es seit 2012 von dem
Diplom-Biologen Bernhard Rauhut. Zusammen
mit seinem Team sieht er die
Hauptaufgabe darin, Menschen in die Natur
zu führen und ihnen das direkte Naturerleben
zu ermöglichen.
Zum 10-jährigen Namens-Jubiläum wurde
nicht nur die Auszeichnung Welterbe-
Zentrum gefeiert, sondern auch für die
Biosphären-Region geworben. Die mehr
als 700 internationalen Biosphären-Reservate
verfolgen das Ziel, als Modell-Region
Beispiele zu geben, wie Mensch und Natur
besser zusammenwirken können. In
der Biosphären-Entwicklungszone geht es
also nicht um den reinen Schutz der Natur,
sondern ganz ausdrücklich darum,
wie der Mensch in dieser Landschaft, in
der Natur, in der Biosphäre wirtschaftet,
lebt und agiert, und zwar für beide Seiten
verträglich.
Unter diesem Motto stand auch das Fest
zum 10-jährigen Namens-Jubiläum beim
UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum.
Da wurde im Rahmen des
Essens kein Abfall produziert, sondern
Geschirr verwendet und anschließend
gespült. Die Bratwurst gab es nicht auf
einem Pappdeckel, sondern im Brötchen
und die Servietten bestanden aus Recycling
Papier. Alle angebotenen Speisen
gingen auf Produkte zurück, die im Bereich
der Salzwiesen des Nationalparks erzeugt
worden sind. Serviert wurden zum
Beispiel Bratwürste, hergestellt aus dem
Fleisch des Salzwiesen-Lamms und alternativ
vom Niederungsrind, einer alten
Nutztierrasse, die von Landwirten ebenfalls
auf Flächen des Nationalparks geweidet
werden.
Damit wird nicht nur ein Beitrag zum
Erhalt alter Nutztierrassen geleistet. Die
Landwirte erzielen auch einen wirtschaftlichen
Beitrag im Zusammenhang mit
einer naturverträglichen Landnutzung.
„Und das Ganze schmeckt dann auch
noch“, freute sich WattBz-Leiter Bernhard
Rauhut. Dafür sorgten nicht zuletzt
auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft
Sahlenburg, die am Grill standen.
Regional bestreiten wollten die Fest-Organisatoren
auch das Musikprogramm mit
einem Biosphären-Konzert. Sie verzichteten
auf das Einfl iegen einer Band und verpfl
ichteten „The Turn Arounds“ aus Cuxhaven.
Mit Jazz, Soul und Latin begeisterten
die Musiker als Quintett die Zuhörer ebenso
wie Jan Richert (Cuxhaven) an seiner
Gitarre. Unter den zahlreichen Zuhörern
waren auch Cuxhavens Oberbürgermeister
Uwe Santjer, Sahlenburgs Ortsbürgermeister
Herbert Kihm und nicht zuletzt
der Leiter der Nationalparkverwaltung
Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck.
Mit von der Partie waren auch eine Reihe
Nationalpark- und Biosphären-Partner, die
sich in einem Netzwerk zusammengefunden
haben, unter anderem der Ferienhof
Mushardt in Otterndorf, das Klimahaus,
der Dünenhof, die Biosphärenschule
Amandus-Abendroth-Gymnasium, die
Wattführergemeinschaft, das Strandhotel
in Duhnen und das Altenwalder Unternehmen
La Mer, das die wichtigen Bestandteile
seiner Produkte aus dem Wattboden
extrahiert.
Als der ehemalige niedersächsische Umweltminister
Hans-Heinrich Sander vor
zehn Jahren das Nationalparkzentrum in
Sahlenburg zum Weltnaturerbe-Zentrum
aufwertete, plädierte er dafür, dass sich
Naturschutz und Wirtschaft ergänzen:
„Ohne Wirtschaft und Wertschöpfung an
der Küste kann es keinen Nationalpark geben“,
so Sander vor einem Jahrzehnt, der
in diesem Zusammenhang insbesondere
auf die Rolle des Tourismus hinwies.
Ähnlich bewertet das heute Cuxhavens
Oberbürgermeister Uwe Santjer. Er sieht
eine Herausforderung darin, das Weltnaturerbe
Wattenmeer und die Küstenheide
zu schützen und gleichzeitig den Bedürfnissen
der Menschen gerecht zu werden.
Für eine gesunde Biosphäre brauche
es noch viel Überzeugungsarbeit. „Das
WattBz ist dafür ein wichtiger Baustein“,
so OB Santjer.
Noch eine erfreuliche Nachricht: Das Stadtparlament
hat jetzt beschlossen, mit dem
Gebiet der Cuxhavener Küstenheiden, das
von der Duhner Heide im Norden bis zum
ehemaligen Munitionsdepot im Süden
reicht, einer erweiterten Entwicklungszone
der zukünftigen UNESCO-Biosphärenregion
„Niedersächsisches Wattenmeer“
beizutreten.
In der Entwicklungszone geht es nicht um
mehr Naturschutz, sondern um die Förderung
nachhaltiger Entwicklungen, vorrangig
im wirtschaftlichen und soziokulturellen
Bereich. Nachhaltige Konzepte für
das Verhältnis von Mensch und Biosphäre
können modellhaft erprobt werden, wobei
der Mensch im Vordergrund steht. Im Tourismus
ist das Thema „Nachhaltigkeit“ bereits
präsent und gewinnt zunehmend an
Bedeutung.
C.E. Wendt