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Foto: Konrad Nonnast
Sie haben in der „Winnetou“-Inszenierung von 1964 auf der Freilichtbühne im Schlossgarten die Lacher auf ihrer Seite:
(von links) Karl Heinz Tauß, Karl Schurr und Bruno Thost als die drei Spießgesellen.
Karl May
gab’s auch im Schlossgarten
Cuxhavens niederdeutsche Bühne,
die „Döser Speeldeel“, hat sie bespielt
– als erste Bühne damals –,
Cuxhavens einstiges Ensembletheater
„das schauspiel“ hatte da im Sommer
seinen Spielort, Laienchöre haben dort
gesungen und in späteren Jahren und Jahrzehnten
gab es hin und wieder Versuche,
die Freilichtbühne im Schlossgarten einmal
mehr ins kulturelle Blickfeld zu rücken.
Und es gab in den 1960er Jahren, als der
Intendant des „schauspiel“ Toni Graschberger
hieß, Karl-May-Spiele.
In seiner Zeit als Intendant des Stadttheaters
Ingolstadt (1949 – 1952) hatte Graschberger
dort in einem nahen Steinbruch
schon einmal ein Karl-May-Stück aufgeführt.
Als er dann im April 1959 in der
Nachfolge von Wolf von Gersum Intendant
in Cuxhaven wurde und mit neuen Ideen
in die Stadt an Elbe und Nordsee kam, galt
sein Interesse sehr bald der Freilichtbühne
in Ritzebüttels Schlosspark. Es dauerte
zwar noch ein paar Jahre, denn die im
hinteren Teil des Parks gelegene Bühne
musste erst wieder „fi t“ gemacht werden
für derartige Freilichttheater-Aktivitäten.
Doch dann klappte es 1964: Am Mittwoch,
5. August, wurde „Winnetou“ gegeben, und
500 große und kleine Zuschauer feierten
begeistert die Premiere, wie einen Tag später
die „Cuxhavener Zeitung“ meldete.
Manchmal erhalten die Dinge eine ganz
unerwartete Aktualität, auch solche, die
Jahrzehnte zurückliegen wie eben diese
Karl-May-Aufführungen im Schlossgarten
von Cuxhaven. Vor dem Hintergrund der
derzeit entstandenen heftigen Diskussion
um Karl May und seine fantastischen Indianer
Geschichten würde manch einer vermutlich
einen kritischeren Blick auf die
Aufführungen von einst haben. Doch die
sind im Grunde genommen in der Zeit, in
der sie entstanden sind, zu sehen. Damals
hatten sie ihre Wirkung. Und sie sind ein
Teil der Cuxhavener Theatergeschichte –
nur ein kleiner zwar, aber eben kein unwesentlicher.
Vieles in der aktuellen Diskussion
darüber, ob und wie die Figuren aus
Karl Mays Büchern dargestellt werden sollen,
lässt heutzutage schlicht und einfach
die Historie und das Original außer Acht.