
Als die
Indo-Rocker
nach Cuxhaven
kamen
Anfang der 1960er-Jahre rollte eine
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musikalische Welle aus den Niederlanden
auf das deutsche Publikum
zu: die Indo-Bands – exotische
Burschen indonesischer Herkunft, mit
Schalkragen-Anzügen, schwarzen glänzenden
Haaren und einer äußerst kompakten
Spielweise. Sie spielten fast ausschließlich
auf Fender-Gitarren und über Fender-Verstärker,
das Teuerste, was damals auf dem
Musikalien-Markt zu haben war. Schlagzeug,
Bass und Rhythmusgitarre verschmolzen
harmonisch zu einer Einheit und spielten
der Sologitarre zu – ein Stil, den man
später als Indo-Rock bezeichnete.
Herausragend waren zweifelsohne die
„Javalins“ und die „Tielman Brothers“,
die neben musikalischer Perfektion auch
durch außergewöhnliche Show-Einlagen
auffi elen. Franky Franken von den „Javalins“
und Andy Tielman von den „Tielman
Brothers“ spielten die Gitarre hinter dem
Rücken, auf dem Kopf, mit den Füßen oder
mit den Zähnen – so wie später Jimi Hendrix.
Ganz so sportlich ging es in den Cuxhavener
Lokalen nicht zu. Doch auch hier
tauchten gelegentlich erstklassige Indo-
Bands aus Holland auf. Verbürgt sind Auftritte
Aus Rotterdam kamen „Oety & The Real die unter anderem im Gasthaus „Stadt Hamburg“rein indonesischen Band war der Bassist der Gruppen „Jimmy Ward & The
Tropicals“, „The Defenders“, „Franky &
The Four Spiders“, „Dinky Jones and the
Equadors“, „The Ravens“ und „Oety & The
Real Rockers“. Von den Cuxhavener Gastronomen
wurden die Indonesier – in den
Niederlanden oft taktlos „Erdnusschinesen“
genannt – mit offenen Armen empfangen:
Sie spielten sechs Tage in der Woche
mit Ein- oder Zwei-Monats-Verträgen, für
eine meist geringe Gage.
Von der musikalischen Qualität der Bands,
die unter anderem in der „Magnet-Bar“, im
„Stadt Hamburg“ und im „Studio 200“ auftraten,
schwärmt Klaus Lukas, Manager der
„Rhythm Brothers“ heute noch: „Diese Kapellen
konnten in den kleinsten Bars Beat
und Rock’n’Roll spielen, ohne dass die Gläser
zersprangen. Ihren Musikstil nannte ich
damals ‚Ticke-Tacke’, wegen des eigenartigen
Musikstils, fand dies aber gar nicht mal
so schlecht. Sie musizierten mit sehr viel
elektronischer Hallunterstützung in Ge-
Wenn die „Indo-Rocker“ in den 1960er-Jahren
in Cuxhaven auftraten, standen Musikliebhaber
und Tanzwütige Schlange. Die niederländischen
Rockbands mit indonesischen Wurzeln zeigten
den Norddeutschen, was Show bedeutet.
Im Juni 1965 spielte die indonesischholländische
Formation „The Ravens“ in
der Cuxhavener Tanzbar „Studio“. Kreativer
Kopf der Band war der damals 19-jährige
Hans van Eyck (links), der später mit der
Gruppe „Tee Set“ internationale Erfolge
feierte