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ungeschützt aufschlagen, zumal das
Wildcampen in der Natur in Deutschland
grundsätzlich nicht erlaubt ist. Das
andere Extrem, nämlich die Aussicht,
umringt von Dauercampern, unser Zelt
aufzuschlagen, erschien uns so wenig
verlockend, dass wir wohl lieber zu Hause
geblieben wären, als uns auf so einen
Kompromiss einzulassen. Um in unseren
Breiten Plätze zu finden, die familienkompatibel,
aber zumindest in Ansätzen
spannend erschienen, mussten wir
unseren Aktionsradius ein wenig erweitern
– über das Elbe-Weser-Dreieck hinaus
bis jenseits der niederländischen
Grenze. Denn im Nachbarland hat sich
eine neue Camping-Kultur etabliert.
Es gibt Plätze, die nicht nur nachhaltig
bewirtschaftet, sondern auch naturbelassen
bewirtschaftet werden – was bedeutet,
dass es nicht darum geht, das
Gelände zu parzellieren, um als Betreiber
eine Maximalzahl von Stellplätzen
vorhalten zu können. Weniger ist in diesem
Fall mehr, was übrigens nicht zwingend
bedeuten muss, dass der Camper
auf Annehmlichkeiten wie die berühmte
heiße Dusche verzichten müsste.
Statt eines Pools gibt es aber vielleicht
einen Schwimmteich, und der Weg zum
hinter Bäumen versteckten Waschhaus
mag weiter sein, als man es von den
Plätzen aus dem ADAC-Campingführer
her kennt. Macht nichts, wenn man
auf dem Weg Beeren pflücken kann.
Wer noch mehr Outdoor-Gefühl sucht,
übernachtet auf einer richtigen Waldlichtung
– auch das ist in Holland ganz
legal möglich – auf speziellen Plätzen
der Forstverwaltung, deren Koordinaten
im Internet abrufbar sind. Aber zählt es
noch als Mikroabenteuer, wenn die Anfahrt
gut zweieinhalb Stunden dauert?
Aus diesem Grund steht unser Zelt in
dieser Nacht zwischen Sellstedt und
Geestenseth – nicht ganz so wild, wie
der Name des Campingplatzes den geneigten
Karl-May-Leser glauben macht.
Trotzdem: Auf dem Platz geht es unkompliziert
zu, er hat einen Kiosk und
ein loungeartiges Freiluft-Cafè – und
der einen Steinwurf entfernte Silbersee
hat die Erwartungen übertroffen.
Als am Abend zuvor die letzten Tagesgäste
verschwunden und die Standup
Paddler die Luft aus ihren Boards
gelassen hatten, konnte man ungestört
i
Zeltplätze finden
Natur pur:
Die Koordinaten der im Text
erwähnten Waldcampingplätze
in den Niederlanden sind
über die Internet-Seite
www.natuurkampeerterreinen.nl
abrufbar.
Unkonventionell:
Auf der deutschen Plattform
www.hinterland.camp sind Privatanbieter
gelistet, die Hof oder Garten
einer jeweils begrenzten Anzahl von
Campern zur Verfügung stellen. Mehrere
Anbieter im Cuxland.
So nah:
Campingplatz Silbersee,
Silberseestr. 70, Schiffdorf-Wehdel.
Geöffnet von April bis Oktober.
im Ufersand sitzen und über die das letzte Tageslicht
reflektierende Wasserfläche blicken.
Schweden-Gefühl pur, quasi um die Ecke, im
Landkreis Cuxhaven. Kai Koppe
Foto: Koppe