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Fotos: Giesecke
Der Beruf des Zimmermanns hat einen
Wandel im Laufe der Zeit mitgemacht. Die
Arbeit erfolgte jahrhundertelang in traditionellen
Formen und mit althergebrachten
Werkzeugen und Geräten, die im Museum
ausgestellt sind. Nach Abschluss der Lehrzeit
machten die Zimmerleute früher eine
Gesellenwanderung, auch Walz genannt.
Diese dauerte drei Jahre und einen Tag.
Auch heute können die ausgelernten Zimmergesellen
auf die Walz gehen. Es ist eine
einmalige und freiwillige Gelegenheit für
sie, die Welt zu entdecken, neue Menschen
zu treffen, Orte und verschiedene Betriebe
kennenzulernen. Die Zeit des alten
Zimmermanns ist vorbei. Der Computer
machte vor dem Handwerk nicht halt und
wurde zu einer der wichtigsten Arbeitshilfen,
ebenso auch bei der Tischlerarbeit.
Vom einfachen Bauer
zum modernen Landwirt
Die Landwirtschaft hat sich im Laufe der
Jahre weiter entwickelt. Im Museum sind
Feld- und Hofgeräte, die ahnen lassen, wie
mühsam früher die Arbeit auf einem Bauernhof
war. Auf dem Außengelände stehen
Acker- und Pfl uggeräte. Kaum vorstellbar,
wenn man an die riesigen Maschinen von
„Wir wollen, dass altes Handwerk nicht vergessen wird!“
Museumsleiter Artur Burmeister und Holzschuhmacher Henry Bremer
lieben das restaurierte Bauernhaus neben der Kirche.
heute denkt, dass mit dem Pferdepfl ug
das Feld bestellt wurde.
Ebenso ist das Torfstechen im Moor mit
einfachen Geräten erfolgt. Der Begriff
„Torfstecher“ bezeichnete ein Berufsbild
der Jahre ab etwa 1750 bis etwa 1950. Das
war in der Nachkriegszeit ein regelrechter
Knochenjob. Torf wurde zum Heizen der
Öfen in Küche und Haus gebraucht. Um
im modrigen Boden nicht einzusacken,
brauchten die Menschen Bretter, Holzbohlen
und Holzschuhe.
Und damit sind wir schon beim nächsten
alten Berufsbild. Holzschuhmacher gibt
es heute kaum noch. Holzschuhe wurden
bis in die 1950er Jahre vor allem in der
Landwirtschaft und bei bestimmten Arbeiten
wie dem Torfstechen getragen.
Im Museum wurde Anfang August ein
Holzschuhhaus eröffnet, wo die Kunst der
händisch hergestellten Holzschuhe von
Henry Bremer, dem Holzschuhmacher
aus Langen, genau erklärt und vorgeführt
wird. Er fertigt mit über 100 Jahre altem
Werkzeug die traditionellen Holzschuhe
an. Hergestellt werden sie aus einem
Stück Holz, meistens Pappelholz.
Spinnen und Weben gehören
zu den ältesten Kulturtechniken
der Menschheit
Für viele nicht mehr vorstellbar ist die
mühselige Arbeit, um aus Flachs Leinen
zu gewinnen. Vom Raufen, Riffeln,
Rotten, Darren, Brechen, Schwingen bis
zum Hecheln ist die Rede, bis die Fasern
zum Spinnen bereit waren. Und das alles
händisch. Die Spinnräder und acht funktionstüchtige
Bauernwebstühle befi nden
sich im Erdgeschoss des Museums in der
Webdönz und werden durchaus benutzt.
Versponnen wurden Pfl anzenfasern, wie
Flachs oder Hanf. Das Flügelspinnrad
wurde im häuslichen Bereich genutzt und
gehörte bis ins 19. Jahrhundert hinein zur
Aussteuer der Braut. Die gewonnenen Fäden
wurden mit der von Hand getriebenen
Webeinrichtung (Webstuhl) zu Gewebe
verarbeitet. Das ist nur ein kleiner Teil von
dem, was im Museum zu sehen ist.
Neugierig geworden? Am 9. Oktober fi ndet
im Heimat Museum Debstedt von 11 bis 17
Uhr der traditionelle Hubertusmarkt statt.
Ein gute Gelegenheit, das Museum zu besuchen.
Näheres unter www.debstedt.de
Heidi Giesecke
Die Ausrüstung der Torfstecher:
Torfspaten, Torfmesser, Schiebkarre,
Bretter und Holzbohlen, Holzschuhe,
Ackerwagen, Wasserkochtopf, Kaffeekanne,
Steinkrug und Schnapsglas.