
Cuxhaven-Hamburg-Zug fährt nicht mehr durch - länger als ursprünglich gedacht?
Seit Mitte Dezember reisen Fahrgäste, die mit dem RE5 von Start Unterelbe unterwegs sind, nicht mehr so wie gewohnt. Ihre Züge fahren zwischen Cuxhaven und Hamburg nicht durch. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern - und darüber hinaus?
Ein älteres Ehepaar, nicht gut zu Fuß, schleppt zwei große Koffer aus dem Waggon und hebt sie auf den Bahnsteig in Hamburg-Harburg. Die Frau und der Mann müssen sich - in ihrem Tempo - sputen, um den Folgezug zum Hauptbahnhof zu erreichen. Solche Szenen sind seit mehreren Monaten zuhauf zu erleben. Denn die allermeisten Züge, die zwischen Cuxhaven und Hamburg pendeln, starten und enden in der Hansestadt nicht mehr am Hauptbahnhof. Das wird sich in den kommenden Monaten nicht ändern.
Start Unterelbe verkündet Fahrplanänderung
"Auf der Strecke des RE5 Cuxhaven - Hamburg kommt es zum Fahrplanwechsel am 11.12.2022 zu Änderungen am Fahrplan. Grund sind umfangreiche Bauarbeiten an den Eisenbahnbrücken über den Zollkanal in Hamburg": So hatte die Verkehrsgesellschaft Start Unterelbe, die die Bahnstrecke zwischen Cuxhaven und Hamburg betreibt, die Fahrplanänderungen Mitte November angekündigt. Was dabei etwas unterging: Mindestens bis Ende des Jahres 2023 werden die allermeisten RE5-Züge von Start Unterelbe nicht bis Hamburg Hauptbahnhof durchfahren, sondern schon in Hamburg-Harburg stoppen.
Seit 11. Dezember müssen Fahrgäste nun umsteigen, wenn sie zum Hamburger Hauptbahnhof wollen oder in umgekehrte Richtung nach Cuxhaven fahren. Nun waren Gerüchte aufgekommen, dass nicht die Bauarbeiten ausschlaggebend für die Änderungen im Fahrplan sind. Stattdessen soll Start Unterelbe die Ankunfts- und Abfahrtzeiten im Hauptbahnhof der Hansestadt aufgrund zu geringer Fahrgast-Zahlen verloren haben, hieß es.
Dementi von Start Unterelbe
Start Unterelbe dementiert das Gerücht: Der Grund für die Fahrplanänderung sei "ausschließlich die Baustelle an den Eisenbahnbrücken am Zollkanal in Hamburg. Es handelt sich um eine vorübergehende Fahrplanänderung", war von der Pressestelle zu erfahren. Die gegenteiligen Aussagen entsprächen daher nicht der Wahrheit. Baustellen seien wichtig "und zum Teil unvermeidbar, damit der Zugverkehr auch zukünftig reibungslos funktioniert beziehungsweise verbessert wird".
Für das aufgekommene Gerücht hätte gesprochen, dass einzelne Züge im Berufsverkehr weiterhin ab beziehungsweise bis Hauptbahnhof fahren: Wochentags fährt zum einen der RE5 am Morgen um 5.49 Uhr ab Cuxhaven (14542) durch bis Hauptbahnhof. Zum anderen verkehrt der RE5 am Freitagnachmittag um 16.06 Uhr ab Hauptbahnhof nach Cuxhaven (14529) sowie montags bis donnerstags jeweils am Abend um 18.06 Uhr ab Hamburg-Hauptbahnhof (14525).
Warten auf das Ende der Baustelle
An den Gerüchten sei allerdings "nichts dran", widerspricht auch Dirk Altwig, Pressesprecher der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), die im Auftrag des Landes Niedersachsen für die Vergabe der Ankunfts- und Abfahrtszeiten zuständig ist und laut eigener Aussage "ein bedarfsgerechtes öffentliches Verkehrsangebot" erstellt. LNVG-Sprecher Altwig versichert: "Die Züge aus Cuxhaven werden nach Ende der Bauarbeiten wieder bis Hamburg Hauptbahnhof fahren."
Ähnliches verkündet auch die Start-Unterelbe-Pressestelle: Nach Ende der baustellenbedingten Einschränkungen würden die Züge der RE5 wieder wie gewohnt bis Hamburg Hauptbahnhof fahren. Da die Änderungen im Jahresfahrplan für 2023 aufgenommen sind, müssen sich Pendler und andere Fahrgäste allerdings mindestens bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2023 an das Umsteigen gewöhnen. Und danach? "Inwiefern sich die Baustelle auch nach diesem Zeitraum auf den Fahrplan der RE5 auswirkt, steht noch nicht fest und wird zu gegebenem Zeitpunkt kommuniziert", lässt Start Unterelbe wissen. Es ist also möglich, dass die Baustelle den Cuxhaven-Hamburg-Bahnverkehr auch im kommenden Jahr noch beeinträchtigt.
Über 100 Jahre alte Brücken über Zollkanal
Die Brücken über den Zollkanal sind mehr als 100 Jahre alt und müssen erneuert werden, weil sie das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben, hatte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) auf Nachfrage unserer Zeitung schon Ende des vergangenen Jahres gesagt. Die Arbeiten laufen seit März 2021 und werden nach Bahn-Angaben voraussichtlich bis Ende 2024 andauern.
Begeisterung hält sich in Grenzen
Die Fahrgäste sind alles andere als begeistert. Sabine Büther, die regelmäßig von Hemmoor nach Cuxhaven pendelt, aber auch gelegentlich nach Hamburg fährt, hält von der Fahrplanänderung "nicht viel". Zwar hat sie Verständnis für die Bauarbeiten, "aber wenn ich nach Hamburg fahre, möchte ich auch durchfahren" - gerade mit Reisegepäck. Ohnehin sei Zugfahren mit Koffern schon "sehr schwierig". Durch das notwendige Umsteigen potenziere sich das Problem.
Das sieht Carsten Albrecht aus Stade ähnlich. Er pendelt regelmäßig die Strecke nach Cuxhaven, ist aber auch hin und wieder in die umgekehrte Richtung nach Hamburg unterwegs. In jüngerer Vergangenheit ist er dabei auf das Auto umgestiegen. "Ich wäre öfter mit der Bahn gefahren", versichert Albrecht. Doch das sei ihm durch die Fahrplanänderung zu riskant. Die S-Bahn, auf die er zurückgreifen müsste, um zum Hauptbahnhof zu kommen, habe immer wieder 15 bis 20 Minuten Verspätung. Durch Folge-Verspätungen schaukelten sich die Verzögerungen bis zu eineinhalb Stunden auf. Carsten Albrecht ärgert sich: "Teilweise fallen Züge dann sogar ganz aus."
Hier müssen Fahrgäste umsteigen
Fahrgästen, die zwischen Cuxhaven und Hamburg unterwegs sind, bieten sich zwei Möglichkeiten. Der RE5 von Start Unterelbe verkehrt weiterhin zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg.
Der Umstieg bietet sich zum einen in Hamburg-Harburg an. Für gewöhnlich fährt der Metronom zum Hauptbahnhof von Gleis 1 ab. Der RE5 nach Cuxhaven startet auf Gleis 6.
Zum anderen können Fahrgäste die S-Bahn-Linie S3 nutzen. Hierfür bietet sich der Umstieg in Stade oder Buxtehude an.