
Der Grund für die Schließung von Nordmark in Cuxhaven: Brancheninsider packen aus
Warum wurde das Normark-Werk in Cuxhaven geschlossen? Eine einfache Frage, die niemand beantwortet - weder das Unternehmen noch die Cuxhavener Wirtschaftsförderung. Gespräche mit einem Ex-Mitarbeiter und Brancheninsidern bringen Licht ins Dunkel.
Martin H.*, ehemaliger Mitarbeiter von Nordmark, arbeitete seit der Eröffnung 2018 im Werk Cuxhaven. Er wurde zunächst fünf Monate in Dänemark eingearbeitet, bevor er nach Cuxhaven kam. Nun fand die Beschäftigung seiner Ex-Kollegen ein jähes Ende.
2023 übernahm die Private-Equity-Firma "CataCap" 65 Prozent des dänischen Unternehmens Nordmark, woraufhin der Mitarbeiter Martin H. das Unternehmen verließ. Er schildert, dass schon damals die Informationen über die Übernahme nicht transparent an die Mitarbeiter kommuniziert worden seien. Er hatte aber auch nach der Kündigung noch Bekannte im Betrieb. So erfuhr Martin H. auch von den plötzlichen Kündigungen und der kürzlich erfolgten Schließung des Werkes. Über die Gründe dafür konnte die Belegschaft nur spekulieren; Martin H. erzählt, dass er und andere ehemalige Kollegen davon ausgegangen seien, dass die Teile für die Turbinen von Siemens, die Nordmark bisher zulieferte, aus China "einfach viel billiger" zu beziehen sind.

Ein Brancheninsider (Name ist der Redaktion bekannt) untermauert diese Theorie: "Ein Grund für die Schließung sind die Langzeitverträge mit Siemens Gamesa. Die Kosten für die Bauteile sind gestiegen und Nordmark war immer noch an alte Verträge gebunden."
Letzte Teilelieferung kam im Juni per Schiff
Nordmark bezog die Teile für das Werk in Cuxhaven unter anderem aus Spanien und einer Eisengießerei in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern). Das letzte Schiff mit Teilen aus Torgelow ist bereits Ende Juni in Cuxhaven entladen worden. Seitdem gab es aus Mecklenburg-Vorpommern keine weiteren Lieferungen für das Werk in Cuxhaven.
Ein weiterer Grund sei, dass die Beschichtung der Teile im Veredelungsprozess nicht mehr in Cuxhaven durchgeführt werden konnte. Nordmark habe seit der Eröffnung des Werkes versucht, eine eigene Beschichtungshalle in Cuxhaven zu errichten. Außerdem habe das dänische Unternehmen Interesse an der Halle gehabt, die Titan Wind Energy im Jahr 2020 vom insolventen Turmhersteller Ambau übernommen hatte. Da Titan bisher nicht mit der Produktion von Monopiles gestartet ist, mietete die Nordmark nach Informationen von Brancheninsidern die Halle und beschichtete darin eigene Bauteile für das Turbinenwerk von Siemens Gamesa. Warum der Bau einer eigenen Halle nicht möglich war, ist nicht bekannt.
Titan Wind will in Cuxhaven Produktion starten
Kürzlich bestätigte Titan, dass sie Ende 2026 die Produktion starten will. Die Rekrutierungsoffensive hat bereits begonnen, und bis 2026 sollen 600 neue Arbeitsplätze entstehen. Zudem soll Anfang 2025 der Bau der neuen Schwerlastlagerfläche an der Baumrönne zwischen Titan und Siemens Gamesa beginnen - alles Gründe, weshalb die Halle Nordmark nicht mehr zur Verfügung stand.

Das dänische Unternehmen reagiert auch weiterhin weder auf Anrufe noch auf E-Mails. Auch die Stadt Cuxhaven, die möglicherweise Licht ins Dunkel hätte bringen können, sagte zur Schließung nichts. Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven, teilte jedoch mit: "Unsere Agentur für Wirtschaftsförderung ist bereits in guten Gesprächen, um schnellstmöglich eine Nachnutzung für die Halle und das Gelände zu finden. Die Halle ist Eigentum der Nordmark." Offen bleibt, warum sich die Wirtschaftsförderung der Stadt nicht zur Schließung äußert, andererseits aber bereits einen Nachnutzer für eine in fremder Hand liegende Immobilie sucht.
Gussteile mit einem Gewicht bis 100 Tonnen
Die Eisengießerei in Torgelow hat sich auf groß dimensionierte Gussteile, wie Rotornaben und Maschinenträger für Windkraftanlagen spezialisiert. Das Unternehmen erzielt rund 90 Prozent des Umsatzes mit Gussteilen für den Bereich der Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Eisengießerei Torgelow wurde 2021 von der Silbitz Group übernommen und firmiert seitdem unter der Silbitz Group Torgelow GmbH.
In Torgelow werden Gussteile in einem Gewichtsbereich von 20 bis über 100 Tonnen für die Offshore-Windkraftindustrie produziert. So wie Nordmark sind Unternehmen aus dem In- und Ausland Kunden der Gießerei, die weiterhin Teile für den Nordmark-Standort Sæby in Dänemark liefert. Das bestätigte eine Mitarbeiterin der Gießerei. Die bis zu 50 Tonnen schweren Stahlrohlinge kamen per See- oder Binnenschiff nach Cuxhaven und wurden bei Nordmark mit Bohr- und Fräsmaschinen für das Turbinenwerk von Siemens Gamesa veredelt.
*Name geändert